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Auf Reede vor Cuacedo (2007-05-27 8:30)
Woche 2 
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4:00

Irgendwann nachts bin ich aufgewacht. Etwas war anders auf dem Schiff. Komisch.

Ach ja. Das Grollen fehlt, die Maschine ist aus. Wir sind in Caucedo.

7:15

Brückenbesuch. Nicht ganz Caucedo, wie schon vorher klar war. Ankunft war für 6 Uhr geplant, also haben wir ab 4 Uhr auf Reede gelegen. Und wie ein Brückenbesuch zeigte, werden wir das auch noch eine Weile tun. Der Hafen ist klein und vor uns noch viele Schiffe.

Zeit für ein Regenfoto.

Sichtweite ca. 5 Seemeilen, um uns rum 8 Schiffe. Wie am Bahnhof: alle warten.

8:20

Wir liegen immer noch.

Wenn wir jetzt loskommen würden, wären es sicher noch mal 2 Stunden bis in den Hafen. 20 Seemeilen fehlen zum Hafen, dazu kommt ein kleines Revier und das Rumgezuppel beim Anlegen. Und dann noch die Hafenbehörden.

Mittagessen gibt es also voraussichtlich noch an Bord.

9:23

Kontrollgang zur Brücke. Gelegenlich gibt es auf dem Annäherungsradar eine Warnmeldung über in unsere Sicherheitszone eindringende Objekte. Tief hängende Regenwolken, die dann manuell identifiziert und als ungefährlich markiert werden.

Ansonsten treiben wir mit einem Knoten im lauen Wind. 1500 Meter nach unten ist der Meeresgrund.

10:40

Der Dritte hat Wache auf der Brücke. Hört Modern Talking und Abba und singt mit. Das hält die Piraten fern…

Und teilt zwischendrinne mit, dass Anlegen nun für 16 Uhr geplant ist. Also doch Mittagessen an Bord. Hier der Plan:

(Breakfast: Cheese Omlet, Lunch: Mushroom Soup, Tender Steak, French Fries, Corn on Cob, Ice Cream, Dinner: Labskaus)

12:50

Tender Steak mit Maiskolben am Stück (und Zahnstochern zum Festhalten) war sehr OK. Danach gab es Eis in robuster Deckung (Sahne in der Sprühdose, Schokososse in Plastikquetchflasche und Kirsch im Glas, alles originalverpackt, auf den Tisch gestellt).

Um uns herum liegen mindestens fünf Containerfrachter, gemeinsam lassen wir uns treiben. Bei einer Seemeile pro Stunde verändert sich die Lage nicht.

14:25

Die MSC Colombia belegt unseren Platz, Entfernung lt. AISGPS 11 Seemeilen. Und soll um 16 Uhr auslaufen. Was meint der Prophet Kapitän: “I don’t think so. Maybe another 6 hours.”

Na dann. Vielleicht ist das Wetter bis dahin auch besser. Sicht klart etwas auf.

Wobei: bis dahin ist es dann Nacht. Und nachts will ich nicht ashore. Jedenfalls nicht in dieser Gegend. Und unsere Liegezeit ist auf 12 Stunden angesetzt. Damit bewegen wir uns langsam in ein Zeitfenster, wo Landgang wohl ausfallen dürfte.

Und die Zeitverzögerung? Alles im Plan, sacht der Kapitän. “Panama is fixed, we are booked” meint er und reibt Daumen und Zeigefinger aneinander, “too expensive.”

16:10

Der Zwote meint, dass der Lotse vielleicht um 19:00 kommt. Also kein Landgang. Jedenfalls nicht mehr heute.

Mit Achim eine Krisensitzung in der Offiziersmesse. Eigentlich wollten wir Kaffe trinken, gab aber keinen, der Steward war nicht zu finden. Und fürs “Selber machen” sind wir nicht befugt. Dafür stand ungewöhnlicherweise Topfkuchen rum. Es muß ein Gesetz geben, dass bei Atlantikquerungen Topfkuchenbacken verboten ist.

Stay tuned for coming announcements.

18:15

Etwas rumpelt im Schiff. Beim dritten Versuch springt die Maschine an. Es geht los nach Caucedo.

18° 8,251’ N 69° 35,881’ W (58ft)

 
Über den Atlantik (2007-05-27 8:05)
Woche 2 
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Mit dem Eintreffen in Caucedo ist die Überfahrt über den Atlantik beendet. Eine gute Gelegenheit, die Tage vom 19. bis zum 26. Mai zusammenzufassen.

Erstmal die negative Seite: Atlantik ist vergleichsweise langweilig. Die Schiffe, die ich gesehen habe, kann ich locker an den Fingern einer Hand abzählen (O.K., gelogen. Aber es kommt einem schon wenig entgegen.). Bis auf den ersten Tag (Seekrank) hat sich der Atlantik von seiner braven Sorte gezeigt: total platt. Wenig Wind, daher kaum Seegang. Mit Glück gibt es fliegende Fische. Sind aber kamerascheu, nix zu machen.

Wenn man auf den Atlantik verzichtet erspart man sich 8 Tage, Rückfahrt noch mal 8 Tage, macht 16 Tage weniger. Damit wird die Tour Caucedo->Valparaiso->Caucedo fast urlaubstauglich. Was uns auch einen weiteren Mitreisenden bescheren wird, der exakt diese Strecke mitfährt.

Finanziell dürfte es ein knappes Nullsummenspiel sein, ich habe es nicht durchgerechnet. Einen Tag vorher in Caucedo per Flugzeug anreisen, eine Nacht im Hotel. Dann später wieder zurückfliegen. Ob man da Geld spart?

Nun die positive Seite: Die Vorbeifahrt Sao Miguel war toll, bei Puerto Rico und Isla Mona hat das Wetter nicht mitgespielt. Aber es gibt ja noch die Rückfahrt.

Dazu kommt die Revierfahrt im Ärmelkanal, auf der Elbe und Schelde. Ich fand es sehr spannend. Und freue mich schon auf den River Thames und noch mal die Elbe. Verpasst man natürlich, wenn man später zusteigt/früher aussteigt.

Wer auf Sonne steht, findet sicher am Top seinen Platz zum Brutzeln und Lesen.

Mein Fazit: Eine Zeitfrage. Wer sie hat sollte sich den Atlantik gönnen. Wer nur Panamakanal und Südamerika erleben will sollte in dieser Ecke zusteigen.

 
Puerto Rico backbord (2007-05-26 19:02)
Woche 2 
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Also da Backbord (Liebe Leser, stellen Sie sich für diesen Text einen Holgi vor, der mit dem Arm lässig in irgendeine Richtung zeigt. Vorzugsweise eine Richtung, in der es dunkel ist. Und gelegentlich blitzt. Das ist dann für diese Geschichte Backbord, was links ist. Wenn Sie möchten, können Sie auch auf das mit den Richtungen verzichten, es tut sowieso nichts zur Sache. Sie werden es sicher schon gemerkt haben: da es kein Foto gibt, gibt es auch nix zu sehen.) liegt jetzt Puerto Rico.

Genau. Da, wo auch diese fette schwarze Regenwolke mit den gelegentlichen Blitzen liegt.

Wie weit es bis Puerto Rico ist? 20 Seemeilen.

Und bis zur Wolke? Na, 5 Seemeilen würde ich mal sagen. Nase nicht zu weit rausstrecken, sonst schlägt der Blitz ein.

Vielleicht können wir ja von Isla Mona was sehen. Um 22 Uhr.

22 Uhr?? Wohl eher nicht, wenn überhaupt nur Lichter. Morgen wird ein langer Tag, Landgang! Husch husch ins Bett und noch etwas über Herrn Lehmann (Sven Regener) hören.

18° 47,571’ N 67° 9,456’ W (88ft)

 
Wir haben einen Plan (2007-05-26 11:16)
Woche 2 
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Der wird zwar gelegentlich mal geändert, aber wir haben einen Plan.

Ansonsten ist es heute trübe, mollig schwül und der Kapitän mit der Funktion der Klimaanlage unglücklich.

Weiterhin haben die bordeigenen Spezialisten (ich nehme mal an, dass wir mehrere von dieser Sorte haben) neue Überstülper für die beiden Befestigungsanschlüsse der Suchscheinwerfer gebaut. Gestern war noch eine einfache Plastiktüte über das gefettete Rohrende gebunden, auf das normalerweise das andere Rohrende des Suchscheinwerfers gesteckt wird. Heute morgen wurde dann ein Stopfen aus PE drübergesteckt, der mit einer langen Schraube seitlich gesichert wurde. Das mit der Schraube hat wohl Missfallen beim Kapitän ausgelöst, ausserdem würde der Stopfen verloren gehen, wenn man ihn abnimmt. Also hatten sie sich ein Stück Tau besorgt und versuchten nun, Tau und Stopfen aneinander zu bringen.

Schade, dass ich davon keine Fotostory machen darf… aber immerhin ist das Ergebnis für die Welt konserviert.

(Der Farbfleck auf dem Plan ist der Versuch, die Überbelichtung durch die wellige Einschlagfolie auszugleichen. Sonst kann man da nämlich nix lesen.)

19° 56,434’ N 64° 45,317’ W (56ft)

 


 
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