(Titelidee von Bram)
Um 14 Uhr geht es weiter am Gutam-See.
Der erste Teil geht über, naja, durch den See. Eine S-förmige Tour vorbei an Inseln. Man würde an Schweden denken, Bram sagte Mississipi (?), jedenfalls nicht Kanal. Ich finde, der Urwald erinnert stark an guten deutschen Mischwald. Wenn da nicht gelegentlich Palmen drinne stehen würden.
Geführt hat das Schiff der coolste Lotse bisher. Älterer Typ, kurz, behaart. Erst mal ein Essen einnehmen, im Stehen gab es Lachssteak süss sauer an Reis. Ist lecker, aber wer die Gräten nicht kennt, wird es hassen. Er kannte die Gräten scheinbar. Nach dem Essen richtete er sich auf, griff in die Hosentasche, holte einen Kamm heraus und unter lustvollem Stöhnen wurden die Haare gerichtet.
Kleines Schwätzchen mit dem Kapitän, unverständlicher Funkverkehr, unser Kapitän sagt “Lets dance!” und die Maschinen laufen.
Was macht der Loste? Er steht an seinem Tisch und schlägt die Tageszeitung auf. Liest, blickt kurz hoch, sagt eine Gradzahl an und blickt wieder zur Zeitung.
Heisse Socke. Und das bei einem “völlig normalem” Manöver: wir fahren auf der linken Seite im Kurveninnenradius an einem entgegenkommenden Dampfer vorbei. Gut, er lief dann auch mal hin und her, mehr Gradzahlen und so, aber die Tageszeitung wollte doch gelesen werden.
Den Rest der Fahrt habe ich drausen auf den Brückenauslegern verbracht. Dort habe ich meine Ruhe und kann rumlaufen und fotografieren. Morgen rächt der Sonnengott das wieder, aber egal.
Der zweite Teil des Panamakanals erinnert mich eher an einen Flußlauf. Links eine Eisenbahnstrecke, rechts gelegentlich Buchten. Darin dann eine kleine Insel, Rasen und eine Palmenhütte.
Im dritten Teil wird der Kanal dann sichtbar ein Kanal. Auf einer Seite wird kräftig gebaut, die Uferanlagen, die Berghänge, alles befindet sich zur Zeit in Bearbeitung. Wir passieren einen Steinhang, sind knapp 1000 Meter weg und es gibt einen dumpfen Knall. Sprengungen.
An einigen Stellen kann man sich nur zu gut vorstellen, mit welchen Problemen die Arbeiter vor rund 100 Jahren gekämpft haben müssen. Ein Hügel ist kanalseitig mit Drahtnetzen und Betonankern so bearbeitet, dass sich keine Felsen mehr lösen können und nicht mehr den Kanal versperren. Was, wie der Kapitän mit 15 Jahren Kanalerfahrung gestern erzählte, früher mehrfach passiert ist.
Kurz nach dieser Stelle dann der Ausblick auf die einzige Kanalbrücke:
(Den Knick in der Mitte hat sie der Panoramasoftware zu verdanken, die durch nichts davon zu überreden war, dass zu lassen.)
Dann, vor Panama City, noch zwei Schleusenanlagen mit je zwei Kammern. Miraflores. Es geht wieder zurück auf Meeresspiegel, nur das es jetzt der Pazifik ist. Direkt nach der letzten Schleuse legt ein Beiboot an und die Schleusenmannschaft geht von Bord. Geschlagene 18 Leute sind nötig gewesen, um vorne und hinten jeweils vier Drahtseile auf zwei Pollerhörner zu legen und wieder runter zu nehmen.
Dann geht auch unser cooler Lotse. Was sagt er zum Schluss zum Kapitän? “And don`t forget to come back. We need your money!”.
Bei Dämmerung unter der spektakulären Harbourbridge durch, dann liegt linker Hand Panama City, jetzt bereits in Dunkelheit. Ein unbeschreiblicher Anblick (hier wäre fast ein ein zweimaliges “spektakulär” angebracht, aber man soll Stilmittel nicht überreizen). Eine Nachthorizont voller rot glühender Hochhäuser. 20 Minuten auf der Brückentrepppe sitzen und nur gucken.
Dann bleibt Panama City am Horizont zurück, das Schiff hält auf Buenaventura zu.
8° 48,268’ N 79° 28,846’ W (32ft)