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Buenaventura Einlaufen (2007-06-03 20:47)
Woche 3 
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Einlaufen in Buenaventura war vergleichsweise uninteressant. Das muss die Übersättigung durch Cartagena und Panama City sein…

Ausserdem hört man allerlei Dinge. Die guten sind, dass es die hübschesten Mädchen auf der gesamten Tour in Buenaventura geben soll. Im Trepppenhaus begegneten mir auch der Erste und Zweite Maschinist, landgangfertig, riechend wie zwei Konfirmanden. Jetzt passt auch die Flasche Wein von gestern abend ins Bild, die sie beim Abendessen ausgiebig begutachtet hatten.

Ach ja, Abendessen. Es gab Knoblauchhähnchen. Wollen wir mal hoffen, dass die Mädels ihren Beruf ernst nehmen und professionel an die Sache rangehen. Wo die Mädels arbeiten wurde mir dann auch ausführlich erklärt. “You see the high building with the blue light? Two buildings to the left. They are open 24 hours.”

Gut, Schluss mit schnödem Sex. Während der Ranfahrt hat sich noch ein Kormoran (C? K?) gezeigt. Plötzlich und unvermittel. So nah, dass es mit der wg. Dunkelheit draufgeschraubten Festbrennweite wirklich eng war.

Apropos eng: das ist auch der Liegeplatz. Vorne und hinten nur ein paar Meter Platz, wir liegen zwischen zwei dicken Schiffen.

Beladen und Entladen wird das erste Mal mit bordeigenen Kränen durchgeführt, hier an der Pier gibt es nur zwei Portalkräne und die sehen alles andere als vertrauenserweckend aus.

Wenig vertrauenserweckend ist auch das, was sich auf der Pier tut. Einer hält den Spaten und sieben schauen ihm dabei zu. Aber vielleicht denken die gerade gemeinsam nach…

Landgang? Weiss nicht. Weil ich den Zeitplan noch nicht kenne. Und da sind die anderen Dinge, die man von Buenaventura hört. Drogenhochburg. Gangsterhochburg. Und so. Da fällt Nachts garantiert aus.

3° 53,667’ N 77° 4,440’ W (25ft)

 
Buenaventura: Wale voraus (2007-06-03 15:06)
Woche 3 
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Überraschenderweise tut sich am Sonntag gegen 14 Uhr 30 was: Maschine springt an und Volldampf vorraus. Nix mehr mit Warten, das gestrige “bis übermorgen” hat sich mal wieder geändert. Einlaufplan Buenaventura: zirka 19 Uhr.

Davor aber erstmal von unserem Triebplatz weg. Ich stehe mit Bram auf dem Brückenausleger, beide erfreut, dass sich was tut.

Plötzlich kommt der Chief Mate angelaufen. Schon seltsam, denke ich.

“In case you are interessted in whales you must go to the other side!”

Interessted? Natürlich sind wir das. Die drei Tiere liefern eine nette, aber leider zu kurze Show. Und zu weit weg.

3° 49,084’ N 77° 28,419’ W (15ft)

 
antriebsloses Treiben (2007-06-03 9:46)
Woche 3 
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Der Dritte hat Brückenwache. Und langweilt sich zu Tode. Also etwas bespielen, soll er doch mal die Karte raussuchen, die wir gestern am Nachmittag, Nachts und bis heute morgen zurück gelegt haben. Selbstverständlich alles voll digital und so, mit großem Verbotsschild am Gerät, dass die Karten nicht zum Navigieren geeignet sind. (So ein Produkt möchte ich auch mal herstellen. Mit einem einzigen Zweck, der Navigationshilfe, und dann draufschreiben, dass es dazu nicht benutzt werden darf. Automatischer Eierkocher, den man nicht unbeaufsichtigt lassen darf.)

Die Uhrzeiten sind von gestern, das linke untere Gezuppel ist gestern Nachmittag bis heute 09:11 Uhr. Striche dürften jeweils eine Stunde sein.

Schön sieht man den Autopiloten, der uns in fast schnurgerader Strecke bis hinter die 11:00 Uhr-Marke gefahren hat (grüne Markierung). Aber nur fast schnurgerade, er fährt immer leichte Schleifen über und unter den Kurs. Wie ein Betrunkener, der eine gerade Linie laufen will, davon ab kommt, es merkt, den Weg zurück sucht und dabei wieder über das Ziel hinaus schießt.

Dann hat der Kapitän übernommen, Funkkontakt mit Buenaventura-Lotsen, dort seine Absage erhalten, sauer eine megaenge Kehre gefahren, volle Kraft wieder raus auf See und dann Maschinen aus.

Die Zeit 10:00 bis 11:00 Uhr entspricht ca. 18 Seemeilen (weil wir fahren mit ca. 20 Seemeilen/Stunde und laufen zum Ende hin jeweils langsamer). 12:00 bis 13:00 Uhr ist ungefähr genau so lang.

Um uns rum, mit ca. 15 Seemeilen Abstand liegen noch zwei Pötte und warten.

3° 47,512’ N 77° 46,809’ W (16ft)

 
Krankenschiff (2007-06-03 9:19)
Woche 3 
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Gestern abend: zehn Minuten über den Abendessenstart laufe ich in der Messe ein. Das ist normal. Noch mal 5 Minuten später Bram. Auch normal.

Nicht normal ist, dass Achim fehlt. Der ist meist schon da, wenn wir kommen. Früher, als es noch Quark gab, waren schon zwei Schwarzbrotscheiben mit Honig vertilgt. Jetzt, nachdem die Quarkbestände geleert wurden (was den Chief Mate in lautstarkes Bedauern ausbrechen lies, als er Quark haben wollte…), ist er auf Frischkäse umgestiegen.

Ganz und gar nicht normal ist, dass Achim auch bis zum Ende nicht erscheint.

Zimmerkontrolle. Achim sieht zerknittert aus. Glück gehabt, sage ich und überbringe ihm die Nachricht, dass wir noch bis übermorgen vor Buenaventura auf Reede liegen bleiben. “Keine Panik, du hast Zeit zum Auskurieren.”

Nächster Morgen, Achim fehlt weiterhin.

Erneute Zimmerkontrolle. Er guckt unglücklich und ist heisern. Lehnt die gesammelten 3 Jogurts ab und schickt mich Rosinenbrot, heisses Wasser, Honig und Zitronen holen. Gerne.

Kapitän ist besorgt, hört aber die Nachricht, dass Achim aufrecht sitzt mit sichtbarer Erleichterung.

“Zum Mittag komme ich runter” sagt Achim. “Gibt T-Bone-Steak” sag ich. “Ach je” sagt Achim, “dann vielleicht doch nicht.” Er ist kein großer Fleischesser. Auch Sonntags nicht, wie es scheint.

Ich tippe auf Erkältung. Aus der Hitze von draussen nach drinnen zu wechseln ist gefährlich, die Klimaanlage kann ganz schön kalt sein. Da holt man sich schnell was weg.

3° 47,521’ N 77° 46,821’ W (16ft)

 


 
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