So. Auf der Hinfahrt lagen wir in Buenaventura gerade mal so um 12 Stunden (eine Tide).
Jetzt, auf dem Rückweg liegen wir bereits über 24 Stunden im Hafen. Und in der Zeit überschlagen sich die Pläne.
Erst sollten wir nur bis 18 Uhr liegen (Hochwasser) und dann auslaufen. Dann sollten wir nur bis 18 Uhr liegen und später im Hafen auf einen Ankerplatz verholen. Und nun scheint es so zu sein, dass wir morgen früh um 6 Uhr (wieder Hochwasser) auslaufen sollen.
Soviel zum Thema “Wir haben einen Plan.”
Mir egal, ich gucke mal beim Laden zu. Das ist hier echte columbanische Handarbeit. Mit zwei vom Zoll, die auch eine kleine Maschinenpistole (?) im Hosenholster rumtragen. Und tatsächlich wird auch ein Container geöffnet.
Man munkelt, dass die Ems Trader ein “bekannter” Drogentransporter wäre. Daher wurde einer der Kühlcontainer (-20° C! Was auch immer in den Dingern drinne ist, die sind bis ans Gewichtslimit voll.) einer vorsichtigen Kontrolle unterzogen: Tür auf, Nase mal reinstecken, vorsichtig an einem Karton gezuppelt, Nase mal in die andere Richtung reinstecken und Tür schnell wieder zu.
Gestern abend sind alle Hafenarbeiter, der Seucheninspektor und alles andere intensivst kontrolliert worden. Nicht so eine Luschennummer wie wir bisher hatten (Tasche auf und von oben reingucken) sondern richtig mit Abtasten von oben bis unten. Selbst das Girlie, was Arme wedelnd an Bord kraxelte, wurde vom Zolltyp abgetastet.
Und jetzt mal raten, wie ich untersucht worden bin, als ich vom Landgang wieder kam? Richtig. Gar nicht. Von Zoll weit und breit nichts zu sehen. Warum? Weil Mittag war. Gab Essen. (Nehme ich mal an.) Auch am Hafentor war die Kontrolle nicht vorhanden, dem Mann dort war nur wichtig, dass wir aus seinem großen Buch wieder ausgetragen werden.
Ansonsten Security an Bord, an allen vier Ecken und mitten drinne schläft steht jeweils einer. Auch ungewöhnlich.
Ladetätigkeit ist langsam. Einer unserer drei Kräne läd einem um den anderen 20-Fuß-Container auf. Der Vorarbeiter muss einzelne Leute immer wieder zusammenstauchen, eigenständiges Mitdenken scheint keine Kernkompetenz.
Der Ablauf im Einzelnen:
- Laster mit Container kommt an
- Gabelstapler hebt Container an und stellt ihn auf die Erde
- Kran senkt Traverse auf den Container
- anderer Gabelstapler hebt zwei Leute auf den Container
- die zwei Leute verriegeln die Traverse
- Gabelstapler nimmt die zwei Leute wieder auf
- Kran hebt Container ca. 1 Meter hoch
- selbige zwei Leute stecken jeweils zwei Twistlocks in die Containerstandflächen
- Kran hebt Container an seinen Platz, Twistlocks verriegeln
- bei äusseren Containern der unteren beiden Lagen wird noch gelascht (?)
Der gesamte Vorgang ist sequentiell, parallels Abarbeiten kam an dem Nachmittag nicht vor. Prozessoren wären genügend vorhanden, scheinbar sind die aber aufgabenspezifisch entworfen worden. Ähm, ich gleite ab… Also nochmal.
Der gesamte Vorgang läuft hintereinander weg ab. Solange die einen was tun haben die anderen Pause. Leute sind genügend da, aber scheinbar sind sie jeweils nur für eine Arbeit angelernt worden.
Gelernt habe ich “no comprende”. Heisst so viel wie “ich verstehe dich nicht, ich spreche nur Spanisch und English ist mit unbekannt.” Sagte das Security-Mädel vorne rechts auf dem Schiff. Kann also auch “Gehe weg mit deiner Kamera, du Blödmann” heissen. Dagegen spricht, dass wir noch weitere Kommunikationsversuche gemacht haben. Ach je. Nicht mal “Tach” klappt.
Die Dame auf dem Kai sagte gar nichts, kam aber langsam näher, rückte an die Kamera heran und lachte dann tatsächlich.
Später noch ein Foto ihres Büros, wobei mich der Vorarbeiter erwischte. Schnell die kompatible Sprache gesucht, es geschehen noch Wunder.
“A photo from her costs 20 Dollars!” sagt er.
“No problem, I pay 40 Dollars!” sage ich und er lacht sich weg. Und will auch fotografiert werden. Fröhlicher Mensch, auch wenn er am Schimpfen ist.
3° 53,626’ N 77° 4,476’ W (67ft)