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Panamakanal Panne klärt sich (2007-06-21 19:41)
Woche 6 
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Der Bordtratsch trägt weiter, was die Ursache für die verhinderte Panamalkanalfahrt sein soll: eine defekte seeseitige Dichtung des letzten (ach!) Wellenlagers.

Wie man berichtet ist Öl aus dem Lager durch die Dichtung (es dürften mehrere Dichtungen hintereinander sein) Richtung See ausgelaufen, es soll irgendwas mit den warmen Wassertemperaturen und Aufheizen des Öls zu tun haben. Ich werde später mal nachfragen. Den Kapitän möchte ich lieber noch nicht stören…

Nun stellt sich die Frage, wie es weiter geht. Mit dem Schaden durch den Panamakanal? Wenn ja, dann werden sie vielleicht die Tour weiterfahren.

Wenn nicht, dann müssen wir ins Trockendock. Das bedeutet aber vorher die Ladung runter (nehme ich mal an) und dann möglicherweise eine Woche (nehme ich mal an) ins Dock. Daran anschließend die alte Ladung wieder aufnehmen? Oder ist die dann bereits auf einem anderen Schiff weiter? Wenn ja, dann wird die Ems Trader sicher nicht leer die Tour fahren sondern direkt zurück Richtung Chile und Peru. Geht terminlich gar nicht. Wenn nein, dann haben wir auch ein Problem mit meinem Terminplan.

Aber alles ahnungslose Passagierspekulation, morgen werden vielleicht spruchreifere Antworten kommen. Und vielleicht sitze ich in ein paar Tagen im Flieger…

9° 50,540’ N 79° 29,816’ W (197ft)

 
Panamakanal Pazifik zum Atlantik (2007-06-21 13:45)
Woche 6 
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Von Buenaventura sind es nur zirka 15 Seestunden bis Panama City bzw. der Pazifikschleusen Miraflores des Panamakanals. Daher lagen wir gegen 1 Uhr nachts vor Panama City auf Reede und warteten auf… 3 Uhr. Weil da sollte es dann weiter gehen, eingereiht als Nummer 3 (glaube ich) in den Konvoi.

3 Uhr 42 werde ich vom Rumpeln der Maschine wach. Aufstehen, duschen, um kurz vor 4 bin ich auf der Brücke, in der Dunkelheit renne ich zur Begrüßung einen leeren Stuhl um. Nun wissen alle, dass ich da bin. Gleich nach draussen auf die Ausleger, da ist niemand, ich habe Fahrtwind und meine Ruhe. Rechter Ausleger, weil ich auf der Hinfahrt auch rechts stand. So bekomme ich beide Seiten mit.

Panama City liegt im Dunkeln. Schade. Dafür erleuchten Höhengewitter manchmal die Dunkelheit. Auch die Harbourbridge liegt noch im Dunkeln, vereinzelt sieht man trotz der frühen Stunde bereits Autos.

Gegen 6 Uhr fahren wir in die erste Schleusenkammer Miraflores ein.

Vorher haben wieder die unendlich vielen Menschen das Schiff geentert. Ein nicht enden wollender Strom ergiesst sich aus dem Lotsenschiff. Dieses Mal wird sogar der mitgebrachte Laptop eingeschaltet. Daran ein eigenes Navigationsystem an das Schiffs-GPS angeschlossen und ein Windows-Programm, dass umfangreich über die gesamt Situation in unserer unmittelbaren Umgebung berichtet. Soweit ich das erkennen kann, kennt es auch die Schiffsdaten und kann Steuervorschläge abliefern.

Aber so weit kam es nicht. Gegen 6 Uhr 20, beim Anlaufen der Maschine, um in die 2te Schleusenkammer der ersten Schleuse zu wechseln, zeigen sich auf dem Wasser weisse Flocken. Sieht von der Brücke so aus, als wenn jemand unter Wasser eine Tube Zahncreme ins Wasser drückt und diese Streifen an der Oberfläche steigt. Nicht viel, aber immerhin. Viel ungünstiger ist, dass sich um die weißen Flocken sofort große Ölfilme bilden.

Nach etwas Begutachterei, nach mehreren Anläufen und letztlich dem fast kompletten Versiegen der Ölflecken gehen wir weiter in die zweite Schleusenkammer und steigen hoch. Dann aber Stillstand. Aufgeregtet hin- und herlaufen. In der Parallelkammer zieht ein um das andere Schiff an uns vorbei. Ein Feuerwehrwagen fährt heran und nervt mit amerikanischem Dauergeduddel. Noch ein Wagen, wichtig aussehende Bedenkenträger gehen an der Kaje entlang. Wie senken uns wieder auf die halbe Höhe herab.

Der Stuart prägt bereits um 8 Uhr den Satz des Tages: “So we will stay here for one month?” und der Chief Mate antwortet mit “Actually it is not so bad here.” worauf der Chief Engineer mit Galgenhumor meint “I prefer Buenaventura.” Er ist wahrscheinlich der, der den Mist ausbaden darf.

Nach endlosem Warten (ich fange an, Grashalme zu fotografieren…) geht es gegen 10 Uhr dann tatsächlich weiter zur zweiten Schleuse. Das Schiff macht einen leichten Schlenker nach links, um in die linke Kammer einzufahren. Moment, Jungs, das ist zu viel, ihr… ähm… ihr wendet ja das Schiff.

Richtig. Schiff gedreht, in die Schleuse zurück aus der wir gerade raus sind, ruck zuck stehen wir gegen 13 Uhr wieder da, wo wir heute morgen um 4 Uhr angefangen haben: Vor Panama City. Immerhin gab es hübsche Postkartenmotive.

Warum? Wohl weil der Panamakanal ein Naturschutzgebiet ist und die Behörden uns die Weiterfahrt untersagen, bis das Problem (dessen Ursache mir noch unbekannt ist) behoben ist.

Da freut der Holgi sich: drei Mal Miraflores für den Preis von zwei. Und Panama City incl. Harbourbridge bei Tageslicht. Supi. Natürlich ist unser Zeitplan jetzt ein klitzekleines Bischen durcheinander. Mal gucken, was die nächsten Tage bringen, noch ist es zu früh für Spekulationen. Und die Ursache ist auch noch nicht zu den Passagieren durchgedrungen.

Eben, kurz nach 13 Uhr, fuhr die Ems Trader einige kleine Manöver und zwei Umweltschutz-/wasauchimmer-Boote hingen uns hinten drann. Ich habe keine Ölflecken gesehen. Aber das bedeutet ja nichts.

9° 50,740’ N 79° 26,815’ W (57ft)

 
Buenaventura Auslaufen (2007-06-20 9:17)
Woche 6 
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Tatsächlich, um 6 Uhr geht es mit dem Auslaufen los. Ein Schlepper hilft uns beim Drehen, dann spielt der Lotse noch mal etwas mit dem Nebelhorn und es geht los.

Zurück bleibt ein im Regen und morgendlichen Dunst liegendes Buenaventura. An der Uferpromenade das schöne weiße Hotel, davor waren massive Wachen (Doppelposten, insgesamt vier Mann incl. Kofferraum- und Taschenkontrolle).

Der Leuchtturm steht schon im Touristenneppviertel. Ziemlich abgerissen, es gibt columbianischen Rum in hübschen Flaschen. Nur dort, wahrscheinlich ist dieses Nationalgetränk extra für die Touris erfunden worden.

Die Berge liegen noch tiefer in den Wolken als auf der Hinfahrt. Keine attraktiven Motive.

Muss der Koch herhalten. Das erste Mal, dass ich ihn bei einer Abfahrt draussen auf der Treppe entdecke. Buenaventura hat einen nachhaltigen Eindruck bei ihm hinterlassen, der tiefere Eindruck dürfte in seiner Leber sein. Jedenfalls war er gestern morgen noch sehr lustig, was sich gegen Abend in deutliche Erschöpfung veränderte. Heute ist zum ersten Mal die Speisetafel nicht geschrieben, in Kreide steht nur Breakfast, Lunch und Dinner an ihr. Ob er zwei Tage hintereinander unterwegs war?

3° 49,411’ N 77° 26,963’ W (72ft)

 
Buenaventura Laden und Prognosen fürs Auslaufen (2007-06-19 17:33)
Woche 6 
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So. Auf der Hinfahrt lagen wir in Buenaventura gerade mal so um 12 Stunden (eine Tide).

Jetzt, auf dem Rückweg liegen wir bereits über 24 Stunden im Hafen. Und in der Zeit überschlagen sich die Pläne.

Erst sollten wir nur bis 18 Uhr liegen (Hochwasser) und dann auslaufen. Dann sollten wir nur bis 18 Uhr liegen und später im Hafen auf einen Ankerplatz verholen. Und nun scheint es so zu sein, dass wir morgen früh um 6 Uhr (wieder Hochwasser) auslaufen sollen.

Soviel zum Thema “Wir haben einen Plan.”

Mir egal, ich gucke mal beim Laden zu. Das ist hier echte columbanische Handarbeit. Mit zwei vom Zoll, die auch eine kleine Maschinenpistole (?) im Hosenholster rumtragen. Und tatsächlich wird auch ein Container geöffnet.

Man munkelt, dass die Ems Trader ein “bekannter” Drogentransporter wäre. Daher wurde einer der Kühlcontainer (-20° C! Was auch immer in den Dingern drinne ist, die sind bis ans Gewichtslimit voll.) einer vorsichtigen Kontrolle unterzogen: Tür auf, Nase mal reinstecken, vorsichtig an einem Karton gezuppelt, Nase mal in die andere Richtung reinstecken und Tür schnell wieder zu.

Gestern abend sind alle Hafenarbeiter, der Seucheninspektor und alles andere intensivst kontrolliert worden. Nicht so eine Luschennummer wie wir bisher hatten (Tasche auf und von oben reingucken) sondern richtig mit Abtasten von oben bis unten. Selbst das Girlie, was Arme wedelnd an Bord kraxelte, wurde vom Zolltyp abgetastet.

Und jetzt mal raten, wie ich untersucht worden bin, als ich vom Landgang wieder kam? Richtig. Gar nicht. Von Zoll weit und breit nichts zu sehen. Warum? Weil Mittag war. Gab Essen. (Nehme ich mal an.) Auch am Hafentor war die Kontrolle nicht vorhanden, dem Mann dort war nur wichtig, dass wir aus seinem großen Buch wieder ausgetragen werden.

Ansonsten Security an Bord, an allen vier Ecken und mitten drinne schläft steht jeweils einer. Auch ungewöhnlich.

Ladetätigkeit ist langsam. Einer unserer drei Kräne läd einem um den anderen 20-Fuß-Container auf. Der Vorarbeiter muss einzelne Leute immer wieder zusammenstauchen, eigenständiges Mitdenken scheint keine Kernkompetenz.

Der Ablauf im Einzelnen:

  • Laster mit Container kommt an
  • Gabelstapler hebt Container an und stellt ihn auf die Erde
  • Kran senkt Traverse auf den Container
  • anderer Gabelstapler hebt zwei Leute auf den Container
  • die zwei Leute verriegeln die Traverse
  • Gabelstapler nimmt die zwei Leute wieder auf
  • Kran hebt Container ca. 1 Meter hoch
  • selbige zwei Leute stecken jeweils zwei Twistlocks in die Containerstandflächen
  • Kran hebt Container an seinen Platz, Twistlocks verriegeln
  • bei äusseren Containern der unteren beiden Lagen wird noch gelascht (?)

Der gesamte Vorgang ist sequentiell, parallels Abarbeiten kam an dem Nachmittag nicht vor. Prozessoren wären genügend vorhanden, scheinbar sind die aber aufgabenspezifisch entworfen worden. Ähm, ich gleite ab… Also nochmal.

Der gesamte Vorgang läuft hintereinander weg ab. Solange die einen was tun haben die anderen Pause. Leute sind genügend da, aber scheinbar sind sie jeweils nur für eine Arbeit angelernt worden.

Gelernt habe ich “no comprende”. Heisst so viel wie “ich verstehe dich nicht, ich spreche nur Spanisch und English ist mit unbekannt.” Sagte das Security-Mädel vorne rechts auf dem Schiff. Kann also auch “Gehe weg mit deiner Kamera, du Blödmann” heissen. Dagegen spricht, dass wir noch weitere Kommunikationsversuche gemacht haben. Ach je. Nicht mal “Tach” klappt.

Die Dame auf dem Kai sagte gar nichts, kam aber langsam näher, rückte an die Kamera heran und lachte dann tatsächlich.

Später noch ein Foto ihres Büros, wobei mich der Vorarbeiter erwischte. Schnell die kompatible Sprache gesucht, es geschehen noch Wunder.

“A photo from her costs 20 Dollars!” sagt er.

“No problem, I pay 40 Dollars!” sage ich und er lacht sich weg. Und will auch fotografiert werden. Fröhlicher Mensch, auch wenn er am Schimpfen ist.

3° 53,626’ N 77° 4,476’ W (67ft)

 


 
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