Der Arzttermin rückt näher. Und Achim hätte gerne Kadett Bleeker mitgehabt, damit er einen kundigen Englisch-Deutsch-Übersetzer hat. Von mir, so meinte er, könne er das nicht verlangen. Ausserdem wolle der Kapitän das mit dem Arzt. Und so wurde es dann auch geplant.
Ich turne also am Morgen bei den Ladevorgängen an Bord rum (immer schön in Deckung bleiben, nie unter schwebende Lasten und nach Möglichkeit zwischen Aufbauten, die höher sind als ich), als ich plötzlich zum Kapitän gerufen werde. Upsi, aus irgend einem Grund (Nachtrag: Kadett Bleeker war in der Nacht bereits ashore, über den Verlauf hüllen wir den Mantel des Schweigens. Bedingt dadurch war sein Ashore-Pass “verbraucht”, ich hinterfrage mal nicht die Einzelheiten dieses sicher hochkomplexen einreisetechnischen Sachverhalts.) soll ich mit zum Arzt. Klasse Sache, also doch noch durch Callao, der Schiffsagent fährt uns in eine Poliklink. Gerne gerne, sage ich (und meine das auch so!), in Jogginghose und RP in der Tasche geht es los.
Der Agent ist ein kleiner, kräftiger Kerl mit viel Humor und gutem Englisch. Da macht es Spass, er erzählt über Land und Leute, dies und das, was links und rechts ist. Irgendwo warten wir im Wagen auf Papiere, plötzlich hat er eine fette Sonnenbrille auf und will, dass ich ihn fotographiere. Gerne geschehen. “You send me the photos?” Na klar, und schwupps habe ich seine Visitenkarte.
Sprachtechnisch gelernt: es ist sinnvoll, sämtliche Englischkenntnisse spontan zu verlieren. Wir mussten zur Einwanderung durch den Zoll. Eine wenig spannende Prozedur, der eine wollte uns ein Taxi anschwatzen. Und der andere? Ist mir nur langsam klar geworden, denn er sah meine Kamera und wollte einen Kaufbeleg haben. Kaufbeleg? Oha, Einfuhr meiner privaten Kamera nach Peru, um sie eine Stunde später wieder auszuführen? Denn dass wir nur zum Hospital wollten wußte er bereits. Also dumm stellen, freundlich lächeln, “Ja, Kamera, privatos” und warten, wie es weiter geht. (Tendenziell bin ich geneigt, noch freundlich lächelnd ein “du Drecksack” anzufügen, aber man muß sein Glück nicht überreizen…) Irgendwann kam der Agent und löste die Sache auf: er wollte fünf Dollar, damit ich die Kamera mit reinnehmen darf. “Stupido”, wie der Agent sagte.
Autofahrtechnisch gelernt: wie Fußgängerüberwege wirklich funktionieren. Der Fußgänger tritt an den Strassenrand, wartet und kündigt damit an, dass er die Fahrbahn queren möchte. Der Autofahrer hingegen gibt weiter Gas und hupt. Einmal, mehrfach, ganz egal. Und kündigt damit seinerseits an, dass er vom Plan des Fußgängers wenig hält. Was der Fußgänger zumeist auch einsieht und die Strasse nicht quert.
Mein Reden seit Jahren. Ampeln sind, Europa als Ausnahme mal ausgenommen, auch nur ein Gestaltungsvorschlag für die Verkehrsteilnehmer. Sodann es denn überhaupt Ampeln gibt. 20 Minuten durch Callao/Lima, fetteste aller fetten Hauptstrassen, zwei Ampeln.
12° 02,361’ S 77° 11,931’ W (54ft)