56 Tage:
Hamburg
Antwerpen
Rotterdam
Tilbury
Caucedo
Cartagena
Manzanillo
Panamakanal
Buenaventura
Callao
Valparaiso

Mitte Mai bis Mitte Juli

Ems Trader
 
Tage auf See
 
Route & Orte
 
Vermischtes
 
Sicherheitseinweisung (2007-05-16 13:50)
Woche 1 
Link zu diesem Text

Eben fand die Sicherheitseinweisung statt. Inclusive Rundgang durch das Schiff (Kraftraum, Wäschekammer etc.)

Der Notfalllsammelplatz ist bei mir gleich umme Ecke. Rettungsweste passt 1A. Gürtel geht zu, Pfeife läßt sich pfeifen und nach etwas Suchen fand sich auch das Blinklicht. Aber im Notfall sollen wir das Ding sowieso nicht anziehen, weil wir in das geschlossene Rettungsboot gehen. Und da wäre es zu eng, wenn man die Westen trägt. Den aufblasbaren Rettungsanzug wollte der Einweiser nicht aus seinem Beutel nehmen. Shit, immer wenn es spannend wird…

Dann noch etwas Einweisung, wann wir uns wo aufhalten dürfen. Reduziert sich auf “beim An- und Ablagen nicht in den Bereich gehen”, wobei er mit einer Armbewegung den Bereich der Taue und Winschen beschrieb.

Am Ende durften wir unterschreiben, dass wir die Sicherheitseinführung verstanden haben. Und in einigen Ankreuzfeldern kundtun, dass wir Englisch sprechen. Sagen wir mal so: wir sollten noch mal drüber sprechen, was mit Englisch gemeint ist. Captainsenglish, 2nd Chief English or Bosun-English.

Und im Treppenhaus hat Mitfahrer Achim (“das ist mein drittes Mal”) noch von den Piraten hinter dem Panamakanal erzählt.

53° 53.286 N 6° 40.232 E (60ft)

 
Ablegen in Hamburg (2007-05-16 11:48)
Woche 1 
Zu diesem Text gibt es 23 Fotos Link zu diesem Text

Es ist 3 Uhr nachts, ich stehe steuerbord draussen auf der Brücke. Eine verbliebene Ladebrücke entläd noch einmal zwei Stapel Container und schichtet sie sorgsam an Land auf. Dann läd sie die selben Container, dieses Mal allerdings in anderer Reihenfolge wieder zurück in das zuvor entstandene Loch.

In der Brücke langweilen sich der Lotse und der Kapitän. Nach dem Umsetzen der Container muß nur noch eine Palette mit Twistlocks an Deck, gleichzeitig wird der hintere Ladekran seefertig verzurrt.

Dann heisst es: Leinen los.

Oder besser: relativ unspektakulär zieht hinten ein Schlepper und drückt vorne das Bugstrahlruder die Ems Trader von der Kaje weg.

Das Schiff nimmt Fahrt auf, gemächlich nähern wir uns den 6 Knoten, 8 Knoten, 10 Knoten. Mit knapp 13 Knoten bei ablaufendem Wasser geht es die Elbe runter.

Bei völliger Dunkelheit Vorbei an hell erleuchteten Hafen- und Fabrikationsanlagen. Flugzeuge stehen in hellen Hallen, Chemie- und Atomkraftwerke leuchten in die Nacht. Auf der Brücke erzählt der Lotse Geschichten. Seine Frau, seine Kinder, wo er schon überall geschippert ist, sein letzter Nachtclubbesuch. Pflichtbewusst lacht der Kapitän, ansonsten ist Schweigen angesagt. Gelegentlich wird am Radar oder an der GPS-Karte hantiert. Mal die Geschwindigkeit gedrosselt, weil eine Bohrplattform nur langsam passiert werden darf.

Weiter hinten steht sich der Steuermann die Beine in den Bauch. Je nach Notwenigkeit sagt der Lotse knapp den neuen Kurs an. “two zero five please”. Der Steuermann wiederholt und gemächlich ändert das Schiff seine Richtgung auf 205 Grad. Wenn es den Kurs mehr oder weniger erreicht hat, kommt vom Steuermann ein “heading two zero five sir” zurück, je nach Laune vom Lotsen mit einem “Thank you” oder auch nicht quittiert. Der Kapitän hat mit Schiffssteuerung nicht viel zu tun.

Um kurz vor Sieben, zehn Minuten eher als vom Lotsen angekündigt, sind wir in Brunsbüttel und die Lotsen werden gewechselt.

Und ich wechsle den Standort: ins Bett. Vier Stunden Schlaf, dann muß dieser Text raus.

54° 1.840 N 7° 42.251 E (69ft)

 
Einschiffung (2007-05-15 19:45)
Woche 1 
Zu diesem Text gibt es 19 Fotos Link zu diesem Text

Pünktlich um 11:45 steht die Plage mit der Atlantis vor der Tür. Wenige Sekunden vorher habe ich den Koffer geschlossen, die Kaffeemaschine vom Netz getrennt, den Arbeitsplatz heruntergefahren und das Fahrrad reingeholt. Es kann losgehen.

Um 14:11 erreichen wird den Burchardkai. Securityhäuschen, schwere Jung mit bunten Mustern auf den Unterarmen stehen rum und rauchen. Anmelden, Perso zeigen, mit Liste abgleichen, alles paletti. Ob der umhängenden Kameras werden wir beide streng ermahnt “Nicht auf dem Gelände zu Fuß und keine Fotos. Was Sie an Bord machen, ist uns egal, aber auf dem Gelände nicht fotografieren!”

Gut. Einschiffen um 15 Uhr. Nun ist es 14:25. Also die Jungs gefragt, wo man was essen kann. “In der Kantine!” und “Neeee, da würde ich nicht hingehen.” “Wie, gehen?” “Da durch die Personenschleuse, dann zwei Minuten auf dem Gelände zu Fuß, da runter, dann links, ein flacher Bau.”

Alles klar, ich hänge mir meine Kamera mit fettem Objektiv über die Schulter und wir traben Richtung Kantine. Nicht fotografierend, aber es störte niemand. Und ja, zu der Kantine würde ich nicht freiwillig noch mal gehen. HHLA, ihr habt echt nix zu lachen.

Nach einer, ähm, Wurst mit Brötchen und Senf sowie Kaffee wieder zurück. Der nächste Anpfiff, weil die Atlantis falsch parkt. Na gut.

Shuttle zum Schiff. Führsorglich rückt die Crew die Gangway zurecht und einer will meinen Koffer in die Kabine bringen. Schlechter Plan, er braucht einen zweiten Träger. Danach heben die zwei mein blaues Monster vier Stockwerke hoch, Plage und ich hinterher. Ein erster Vorgeschmack, weil es geht noch drei Stockwerke höher. Dann ist man aber auch ganz ganz oben angelangt. Zwei Meter unter dem Schornsteinende.

An Bord ignoriert man uns. Bis auf den Chief Mate, der Reisepass und Impfausweis von mir haben will. Ansonsten turnen wir auf dem Schiff rum, ohne das jemand von uns Notiz nimmt. Drei Ladebrücken sind dabei, Container zu be- und entladen.

Das wird zu einer ersten ausgiebigen Fotosession genutzt. Wetter ist wunderbar, der Blick auf Blankenesse und die Elbe hoch wunderschön. Ganz oben lassen wir die Jewel of the Seas vorbeiziehen.

Einsames Abendessen, ich bin zu spät dran. Essenszeiten merken: 7:30 bis 8:30, 12:00 und 17:30. Kuskus mit Hühnchen, grüner Salat von allem. Noch drei Graubrote mit Käse geschmiert, wer weiss, ob es nachts was gibt.

Eingelaufen ist die Ems Trader am 15. um 1 Uhr. Auslaufen am 16. um 3 Uhr.

53° 32.376 N 9° 54.840 E (3m)

 
Rotterdam Index (2007-05-15 1:01)
Rotterdam 
Link zu diesem Text
 


 
 Vorige Seite 
 
 Nächste Seite 
 

2007 | Ein quittengelb-Design