Von Buenaventura sind es nur zirka 15 Seestunden bis Panama City bzw. der Pazifikschleusen Miraflores des Panamakanals. Daher lagen wir gegen 1 Uhr nachts vor Panama City auf Reede und warteten auf… 3 Uhr. Weil da sollte es dann weiter gehen, eingereiht als Nummer 3 (glaube ich) in den Konvoi.
3 Uhr 42 werde ich vom Rumpeln der Maschine wach. Aufstehen, duschen, um kurz vor 4 bin ich auf der Brücke, in der Dunkelheit renne ich zur Begrüßung einen leeren Stuhl um. Nun wissen alle, dass ich da bin. Gleich nach draussen auf die Ausleger, da ist niemand, ich habe Fahrtwind und meine Ruhe. Rechter Ausleger, weil ich auf der Hinfahrt auch rechts stand. So bekomme ich beide Seiten mit.
Panama City liegt im Dunkeln. Schade. Dafür erleuchten Höhengewitter manchmal die Dunkelheit. Auch die Harbourbridge liegt noch im Dunkeln, vereinzelt sieht man trotz der frühen Stunde bereits Autos.
Gegen 6 Uhr fahren wir in die erste Schleusenkammer Miraflores ein.
Vorher haben wieder die unendlich vielen Menschen das Schiff geentert. Ein nicht enden wollender Strom ergiesst sich aus dem Lotsenschiff. Dieses Mal wird sogar der mitgebrachte Laptop eingeschaltet. Daran ein eigenes Navigationsystem an das Schiffs-GPS angeschlossen und ein Windows-Programm, dass umfangreich über die gesamt Situation in unserer unmittelbaren Umgebung berichtet. Soweit ich das erkennen kann, kennt es auch die Schiffsdaten und kann Steuervorschläge abliefern.
Aber so weit kam es nicht. Gegen 6 Uhr 20, beim Anlaufen der Maschine, um in die 2te Schleusenkammer der ersten Schleuse zu wechseln, zeigen sich auf dem Wasser weisse Flocken. Sieht von der Brücke so aus, als wenn jemand unter Wasser eine Tube Zahncreme ins Wasser drückt und diese Streifen an der Oberfläche steigt. Nicht viel, aber immerhin. Viel ungünstiger ist, dass sich um die weißen Flocken sofort große Ölfilme bilden.
Nach etwas Begutachterei, nach mehreren Anläufen und letztlich dem fast kompletten Versiegen der Ölflecken gehen wir weiter in die zweite Schleusenkammer und steigen hoch. Dann aber Stillstand. Aufgeregtet hin- und herlaufen. In der Parallelkammer zieht ein um das andere Schiff an uns vorbei. Ein Feuerwehrwagen fährt heran und nervt mit amerikanischem Dauergeduddel. Noch ein Wagen, wichtig aussehende Bedenkenträger gehen an der Kaje entlang. Wie senken uns wieder auf die halbe Höhe herab.
Der Stuart prägt bereits um 8 Uhr den Satz des Tages: “So we will stay here for one month?” und der Chief Mate antwortet mit “Actually it is not so bad here.” worauf der Chief Engineer mit Galgenhumor meint “I prefer Buenaventura.” Er ist wahrscheinlich der, der den Mist ausbaden darf.
Nach endlosem Warten (ich fange an, Grashalme zu fotografieren…) geht es gegen 10 Uhr dann tatsächlich weiter zur zweiten Schleuse. Das Schiff macht einen leichten Schlenker nach links, um in die linke Kammer einzufahren. Moment, Jungs, das ist zu viel, ihr… ähm… ihr wendet ja das Schiff.
Richtig. Schiff gedreht, in die Schleuse zurück aus der wir gerade raus sind, ruck zuck stehen wir gegen 13 Uhr wieder da, wo wir heute morgen um 4 Uhr angefangen haben: Vor Panama City. Immerhin gab es hübsche Postkartenmotive.
Warum? Wohl weil der Panamakanal ein Naturschutzgebiet ist und die Behörden uns die Weiterfahrt untersagen, bis das Problem (dessen Ursache mir noch unbekannt ist) behoben ist.
Da freut der Holgi sich: drei Mal Miraflores für den Preis von zwei. Und Panama City incl. Harbourbridge bei Tageslicht. Supi. Natürlich ist unser Zeitplan jetzt ein klitzekleines Bischen durcheinander. Mal gucken, was die nächsten Tage bringen, noch ist es zu früh für Spekulationen. Und die Ursache ist auch noch nicht zu den Passagieren durchgedrungen.
Eben, kurz nach 13 Uhr, fuhr die Ems Trader einige kleine Manöver und zwei Umweltschutz-/wasauchimmer-Boote hingen uns hinten drann. Ich habe keine Ölflecken gesehen. Aber das bedeutet ja nichts.
9° 50,740’ N 79° 26,815’ W (57ft)