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Ruhe auf dem Atlantik: Maschine aus (2007-07-01 17:14)
Woche 7 
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Wir sitzen beim Abendbrot. Speiseplangemäss gönne ich mir einen “Strammen Max” (zwei kleine Scheiben Schwarzbrot mit Senf und einer dünne Scheibe Mettwurst, darauf ein einziges Spiegelei). Achim lehnt es mit dem Hinweis ab, dass es ihm zu hochkalorisch sei. Stattdessen verspeist er lieber vier Scheiben Schwarzbrot mit je einem Matjeshering. Sie ragen alle an allen Enden über die Scheiben.

Der Alarmmelder geht los. Zögernd erhebt sich der Kapitän vom Abendbrottisch. Nicht seine Aufgabe, er hat keine Wache, eigentlich sollten andere auf den Alarm reagieren. Alarm verschwindet, wieder da, wieder weg, wieder da.

Plötzlich, 17 Uhr 55 wird das Schiff ganz ruhig. Ich gucke ungläubig, aber tatsächlich, die Maschine steht. “We stay here for one month?” muss ich unwillkürlich denken, aber besser ich sage erstmal nichts in englisch. “Vielleicht hat er vergessen zu tanken.” Achim findet meinen Witz gut.

Die Rundsprechanlage schnarrt los “Engineer to the engine room. Engineer to the engine room.”

Der Alarmmelder geht wieder los, der Kapitän telefoniert. “This is nothing. Only a small problem.”

Mittlerweile läuft die Maschine längst wieder. Kaum 30 Sekunden Stillstand. Unsere Zweierabendessenstafel hebt sich auf, um kurz nach 18 Uhr sitze ich in der Kabine. Zeit für Flaschenpost Nr. 3. Beim Schreiben der wenigen Worte fällt mir auf, dass irgend etwas anders ist.

Also nach draussen, in die Strömung geguckt und die Gischt ist merklich dünn. Mein GPS zeigt 15 Knoten an, dann 11. Die Gischt wird dünner, das Motorgeräusch schwächer. GPS schwankt bei 1 bis 3 Knoten.

Dann ist die Maschine aus. Wir liegen bei gut 40° N 40° W und die Maschine ist aus. Die Entertaintmentabteilung (aka Zufall) hat sich ein neues Programm zur Unterhaltung der Passagiere ausgedacht. Jetzt mal drüber nachdenken, was passiert, wenn die Maschine nicht wieder anspringt.

Auf Nachfrage meint der Chief Mate, dass es Problem mit einer Einspritzdüse gäbe und in einer Stunde würde es weiter gehen. (Nachtrag: Einspritzdüse des Zylinders #4 ist getauscht worden)

Tat es dann auch: 19 Uhr 15 sprang die Maschine wieder an und es geht weiter. Wir bleiben im Plan.

39° 57,994’ N 39° 16,266’ W (91ft)

 
Grillparty (2007-07-01 9:39)
Woche 7 
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Die Vorbereitungen begannen bereits gegen 14 Uhr 30. Mit einer gewagten Konstruktion aus Metall wurde tatsächlich ein sorgsam gesalzenes und wieder zugenähtes Schwein über einem Holzkohlefeuer gebraten.

Das Ergebnis war schön anzusehen und geschmacklich hervorragend, die Nachfrage hielt sich allerdings in Grenzen.

Der Koch hatte auf dem Grill Marke “Halbes Ölfass” noch Würstchen, Hähnchenschenkel und kleine Steaks gegrillt. Als Beilage gab es leckeren Kartoffelsalat, Weissbrot, Erbsenreis und süßen Puddingkuchen. Zwei Flaschen Wein reichten für alle, Bier eiskalt und Getränkedosen aus der Mülltonne Kühltonne. Die Entsorgung der Flaschen erfolgte mit einem schwungvollen Wurf ins Meer.

Die Party fand beim Swimmingpool statt, die Sitzbänke waren geputzt, die Tische mit Decken versehen. Und die Musikanlage konnte sogar das Motorengeräusch übertönen.

Die Stimmung war gelöst, in der ersten Zeit litt sie deutlich unter der Hitze der Abendsonne. Bis zum Sonnenuntergang gegen 20 Uhr 40 war es heiss, niemand wollte sich aus dem Schatten bewegen, alle klammerten sich an die kalten Bierflaschen oder Fantadosen, selbst das Essen fiel schwer.

Man merkte, dass das Schiff ein Arbeitsplatz ist. Einige hatten ihre Wachschicht vor sich, andere stiessen erst nach der Schicht dazu. Andere verdrückten sich, wohl wissend, dass auch am Sonntag gearbeitet wird.

Gegen 24 Uhr war der Abend für mich beendet.

Koordinaten nach Trackaufzeichnung.

37° 24,621’ N 43° 44,446’ W (96ft)

 
Übung: Feuer im Maschinenraum (2007-06-30 12:48)
Woche 7 
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Zum Mittag gab es Linseneintopf. Wie üblich bestand die Einlage aus dem übrig gebliebenen Fleisch des Vortags. Und geräucherten, klein geschnittenen Würstchen. Und einem ganzen geräuchertem Würstchen für jeden. Oder zwei, wenn man will. Ich will nicht, denn nachher ist noch die große Grillparty, gesellschaftlicher Höhepunkt der gesamten Reise. Achim ist schon seit Tagen ganz hibbelig, weil der exakte Termin nicht zu erfahren war. Jetzt, beim Mittag, sagt er, es wäre ihm nicht so wichtig. Dann, beim Rausgehen, kommt er zurück zu mir, um aufgeregt darauf hinzuweisen, dass der Koch schon Baguette bereit gelegt hätte.

Wobei das mit dem gesellschaftlichen Höhepunkt so eine Sache ist. Achim meint, dass würde man für “uns”, damit meint er die Passagiere, ausrichten. Fokko meint, dass es so eine Grillparty immer auf dem Rückweg gäbe.

Zurück zum Linseneintopf. Seltsamerweise gibt es dazu auch leckere frische Brötchen. Zu keiner anderen Gelegenheit stehen Brötchen auf dem Tisch, nicht einmal zum Sonntagsfrühstück. Merkwürdige Sitten.

Später, nach 2 Tellern Linseneintopf mit Zucker und Essig verschwinde ich zum Mittagsnachdenken auf meine Kabine. Zwei Orangen im Schlepptau, die “Fresh Fruit” des Tages. Von vorvorvorgestern liegen noch zwei Birnen herum, die sind für den Nachmittag verplant. Ich höre mir gerade Stan Nadolny “Die Entdeckung der Langsamkeit” an (John lernt die Segelnamen auswendig), als es in die Kopfhörer piept.

Hmmmmm. Es piept. Auf dem Flur. Da heisst es ruhig bleiben und abwarten. Dann schallt es auch schon aus dem Telefon “Fire in the enginee room. This is only a drill. Fire in the enginee room. Crew report to the meeting point, passengers to the bridge.”

Bridge ist gut, auf der Brücke kann ich fotografieren. Aber Übung eine Stunde nach dem Mittagessen auf einem Samstag? Harte Sitten. Und natürlich wurde zu Kenntnis genommen, wer beim Appell gefehlt hat.

34° 19,000’ N 49° 01,576’ W (69ft)

 
Nochn Sonnenuntergang (2007-06-30 7:27)
Woche 7 
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Es täuscht nicht, der Atlantik liegt flach und glatt. Wir sind mitten in einem Hochdruckgebiet. Sogar der Dunst, der sonst die Sichtgrenzen bildet, ist verschwunden.

30° 36,330’ N 54° 11,914’ W (64ft)

 


 
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