Tage auf See |
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Route & Orte |
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Vermischtes |
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Impressum
(2007-03-06 10:37)
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Impressum
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Holger Lembke
Sackring 34
38118 Braunschweig
Germany
Telefon: +49 531 334676
Telefax: +49 531 340215
E-Mail: holger at lembke punkt eu
Webseite: http://www.lembke.eu/
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer gemäß § 27 a Umsatzsteuergesetz: DE114853416
Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 55 Abs. 2 RStV: Holger Lembke
Für den direkten und sofortigen Kontakt verwenden Sie bitte die obige Mailadresse.
Für alle Fragen rund um den Inhalt stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Mediendaten
sind auf Anfrage bei entsprechendem Bedarf verfügbar.
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Aller Anfang ist schwer
(2007-03-06 11:18)
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Internes
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So.
Noch bevor überhaupt ein Wort zu den späteren Inhalten geschrieben wird, folgt hier ein kleiner Abriß über die verwendete Technik.
Im Hintergrund werkelt ein (text-) dateibasierendes CMS, dessen Kern ein Blosxom auf php-Basis ist. Insbesondere die URL-Erzeugung wurde geändert. Ebenso die Datumsgeschichten (Blosxom generierte das Artikeldatum aus dem Dateidatum, jetzt aus dem Dateinamen). Zusätzlich kann, um Lastproblemen vorzubeugen, der gesamte Inhalt zwischengespeichert dargestellt werden.
Die Entscheidung für ein textdateibasierendes CMS basiert auf der einfachen Wartbarkeit. Dateibasierend, damit einfaches Backup, Löschen, Verschieben, Ergänzen. Geringe Last, kaum Anforderungen an die Hostingumgebung. Der Lastaufwand auf der php-Seite mag etwas höher sein.
Die Layout-Maschinierie ist ein Kuddelmuddel aus Textbausteinen und php-Code zum Austauschen von Platzhaltern. Ziemlich mittelflexibel, keinesfalls trivial.
Die Bildergalerie besteht aus einer Hand voller eigener php-Skripte, die ebenso mittelflexibel sind.
Unsichtbar für den Betrachter sind zwei Contenteditoren, mit denen sich die Artikel und Bildbeschreibungen bearbeiten lassen.
Um auf Reisen flexibel und netzunabhängig arbeiten zu können, läuft auf meinem Notebook ein kleines WAMP mit einem Spiegel dieser Seiten. Bei wiedererlangtem Netzzugang braucht bloss ein Ordner auf den Server kopiert zu werden.
Das Design ist meins. Und ziemlich handkodiert. An fremde Bedürfnisse sicher leicht anpassbar, allerdings nicht ohne Texteditor, php- und html-Kenntnissen.
Der gewählte primäre Font ist übrigens Candara.
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Die ganze Geschichte in einem Rutsch, chronologisch von Anfang bis Ende
(2007-03-06 14:12)
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Internes
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Wenn Sie hier klicken, dann bekommen Sie die gesamte Reise auf einer einzigen Seite. Das ist dann sehr lang, aber sie können in Ruhe von oben nach unten lesen.
Anmerkung: eigentlich sind die Seiten ein öffentliches Reisetagebuch. Für die Leser, die die Reise verfolgen, erfolgt die Sortierung in der Reihenfolge umgekehrt, d.h. neueste Dinge kommen zuerst, nach hinten hin werden die Geschichten älter.
Diese Seite ist für die Leser gedacht, die nicht der Berichterstattung während der Reise gefolgt sind, sondern sie nach ihrem Ende komplett als eine Geschichte lesen wollen. Das hat zur Folge, dass sie gaaaanz am Anfang anfangen. Und das sind technische Infos zu Orten, dem Schiff, zu diesen Seiten und so’n Kram. Sie können es einfach überblättern und später über die seitlichen Links quer nachlesen.
Rote Schlagzeilen kennzeichnen Artikel, bei denen das Datum sich auf das Ereignis bezieht. Artikel mit grüner Schlagzeile haben keinen oder nur einen geringen Bezug zum Datum.
Klingt alles viel komplizierter, als es in Wirklichkeit ist. Lesen Sie einfach los.
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Gelbfieberimpfung
(2007-03-06 17:38)
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Reisevorbereitung
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Heute beim Gesundheitsamt die Gelbfieberimpfung durchgeführt. Ein etwas langweiliger Prozess, der geschlagene 70 Minuten benötigt. Der Wartebereich ist sporadisch mit Menschen gefüllt, die Mehrzahl am Warten.
Unterhaltsam ist immerhin, dass die Tür zum Beratungszimmer offen steht. So kann man lustige Geschichten von fremden Menschen hören. Oder wenn die Tür aufgeht und die Ärztin mit der Bemerkung “Herr X muss noch mal rein, der hat wieder nicht zugehört” auf den Flur tritt und noch einmal einen Impfling reinruft.
40 Euro.
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Wie ist denn das mit der Zeit?
(2007-03-07 19:46)
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FAQ
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Moment, da war doch was? Richtig. Wenn man aus dem Flugzeug stolpert muss man die Uhr stellen. Einfaches Konzept: Ankommen und stellen.
Gestern nacht habe ich drüber nachgedacht, wie das denn auf dem Schiff ist. Da gibt es kein richtiges Ankommen. Tagelang unterwegs. Und damit ändert sich die Zeit. Aber wann, mal abgesehen von den Sekunden?
Kern meiner nächtlichen Wachphase war die Problematik mit dem Wecker. Weil irgendwie muss ich doch aufstehen, wenn es draussen was aufregendes zu sehen gibt. Und meinen DCF-Radiowecker nehme ich nicht mit. Weil wohl weder Radio noch DCF in Südamerika funktionieren werden.
Die verblüffend einfache Lösung liefert mein Vater. “Junge”, sagt er, “das ist doch einfach: jedesmal, wenn ihr eine Zeitzone überfahrt, dann musst du die Uhr stellen.”
Klar. So einfach ist das.
1 Euro.
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Seekrank
(2007-03-08 1:52)
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FAQ
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Werde ich nicht. Basta.
Und falls doch: Ich werde mir vorsorglich ein Antihistamenika verschreiben lassen. Wirkstoff Meclicin (Postafen®, Bonamine®, Peremesin®).
Soll lt. http://www.esys.org/ ganz gut verträglich sein und wenig Nebenwirkungen haben.
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Bedienung
(2007-03-08 13:01)
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Einfuehrung
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Links und oben befinden sich Rubriken, die Zahlen in Klammern entsprechen der Zahl der enthaltenen Artikel.
- Klicken Sie auf die Rubrik, um nur die Artikel dieser Rubrik zu lesen.
- Klicken Sie auf das Schiff, um wieder alle Artikel zu lesen.
- Wenn in einer Rubrik viele Artikel gespeichert sind, finden Sie am Ende der Seite Schaltflächen, um zu den weiteren Artikel zu blättern.
In der rechten oberen Ecke eines Artikels befinden sich je nach Situation einige Symbole:
- Nur diesen Artikel zeigen. Ideal, um per Mail einen Link auf den Artikel zu verschicken.
- Zu diesem Artikel gibt es eine Bildersammlung.
Rote Schlagzeilen kennzeichnen Artikel, bei denen das Datum sich auf das Ereignis bezieht. Artikel mit grüner Schlagzeile haben keinen oder nur einen geringen Bezug zum Datum.
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Einführung
(2007-03-08 13:02)
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Einfuehrung
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Die Reise: Ab 2007-05-15 mit der Ems Trader, einem Containerfrachter, über Antwerpen (Belgien), Caucedo (Dominikanische Republik), Cartagena (Kolumbien), Manzanillo (Panama), durch den Panama-Kanal, Buenaventura (Kolumbien), Callao (Peru) und Valparaiso (Chile). Und wieder zurück, dann allerdings über Tilbury (England) und Rotterdam (Niederlande). Die Rundtour dauert 56 Tage.
Diese Seiten stellen eine Mischung aus
- Sammlung von Textschnipseln zur Reise,
- Links zu nützlichen Informationen,
- Fotoalbum und
- dem Reisetagebuch
dar.
In der Vorphase werde ich hauptsächlich eine Textsammlung zum Reiserundherum anlegen. Wissenswertes, Vorbereitung, Einkäufe, gelesene Bücher, eben der Kram, der entsteht, wenn ich eine Reise plane.
Während der Reise werde ich dokumentieren. Der spannende Teil (für den Leser) dürfte die Frage sein, ob es “vom Schiff herunter” gelingt, die Inhalte zu aktualisieren. Denn so viel ist klar: kein Internet auf dem Frachter. Und Mobilfunkabdeckung oder UMTS gibt es natürlich auch nicht.
Die Sortierung erfolgt in Rubriken, die enthaltenen Artikel sind nach Datum sortiert. Im-Nicht-Tagebuch-Teil bzw. in Texten, die keinen zeitlichen Bezug haben, ist das Datum nicht immer das wirkliche Datum, die Texte entstehen meistens über mehrere Tage hinweg. Sie erkennen den Unterschied an der Schlagzeile: rote Schlagzeilen kennzeichnen Artikel, bei denen das Datum sich auf das Ereignis bezieht. Artikel mit grüner Schlagzeile haben keinen oder nur einen geringen Bezug zum Datum.
Der Leser und die Leserin wird eingeladen, in den Texten zu wühlen und die Inhalte zu erkunden.
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Mit dem Rechner ins Internet
(2007-03-08 20:41)
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Reisevorbereitung
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Heute mit D1 telefoniert. Gibt es einen Weg, mit dem Mobiltelefon via GPRS ins Internet zu kommen? Wg. diese Seiten, unterwegs sein, aktuelle Inhalte und so.
Ich Ich brauche mobile Datendienste, GPRS, so zirka 500 MB im Monat.
Er Mit dem Mobiltelefon?
Ich Ja, aber das habe ich schon. Ich wollte via Mobiltelefon über Bluetooth mit dem Notebook ins Netz.
Er Bei dem Volumen empfehle ich Ihnen unseren XYZ-Tarif für 59,90 Euro im Monat.
Ich Hui, das ist aber günstig.
Er Ja.
Ich Wie mobil ist denn das?
Er Das geht für ganz Deutschland.
Ich Also nicht für Chile?
Er stutzt.
Er Ähm, nein. Da können Sie via Roaming für 59 Cent je angebrochene 50KB ins Netz.
Ich rechne kurz nach.
Ich Das wären dann knapp 6000 Euro für die 500 MB, richtig?
Er Räusper, ähm, ja.
Ich Na, das ist ja günstig.
Also einen anderen Plan.
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Reisekrankenversicherung
(2007-03-09 14:46)
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Reisevorbereitung
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Weltweite Reisekrankenversicherungen bzw. Auslandskrankenversicherung gibt es bereits für schlappe 8 Euro im Jahr.
Dummerdings nur bei “normalen” Reisedauern von 10, 21 oder bis 30 Tagen. Im Gespräch mit meiner Krankenkasse (TK) waren wir plötzlich bei 150 Euro, als ich die Reisedauer erwähnte.
Hansa-Merkur will gut 80 Euro (1,40 Euro pro Tag). Günstig scheint die Union Krankenversicherung zu sein, knapp 40 Euro für 59 Tage (50 Cent die ersten 45 Tage, dann 1,50 Euro pro Tag.). Über 60 wirds bei der UKV übrigens richtig teuer, 9 Euro pro Tag.
Leistungsunterschiede? Anstrengend zu ermitteln. Das Kleingedruckte liest sich ziemlich ähnlich. Mal eine kleine Selbstbeteiligung (HM 50 Euro), mal keine. Feinsinnige Wortunterschiede, die viel Streitpotential eröffnen. Lieber nicht drüber nachdenken, absolute Spassbremse.
Kritischer Punkt: Nachleistung. Was passiert, wenn man halbtot umfällt und längerfristig nicht transportfähig ist? Gut, so spontan würde ich sagen, dass dann sowieso alles egal ist. Schon im Inland dürfte es reichlich unerquicklich sein, wenn man halbtot und damit längerfristig nicht transportfähig ist. HM leistet 60 Tage, UKV unbegrenzt weiter. Den üblichen Rücktransport zahlen sie beide.
Da wird es wohl die UKV.
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Caucedo (Dominikanische Republik)
(2007-03-09 21:20)
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Caucedo
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Hafen Caucedo (Dominikanische Republik)
Latitude: 18° 25’ 47” N
Longitude: 69° 37’ 36” W
Wetter: | Niedrigst | Höchst | Niederschlag | Mai | 23°C | 31°C | 4,21cm | Juni | 24°C | 31°C | 3,73cm | Juli | 24°C | 32°C | 5,39cm |
Quelle:
CIA
World Port Source (naja, nebenan so links davon)
MSN Weather
Info des Zentrum für Reisemedizin
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Die Warum-Frage.
(2007-03-09 22:02)
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Einfuehrung
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Als ein Freund mitbekam, dass ich diese Reise unternehme, hat er mich gefragt Warum eine solche Reise? Andere Leute, andere Sitten, Fernweh? Wie kommt man an eine Reise auf einem Containerschiff? Alte Kontakte?
Kurzfassung: Warum? Weil ich es kann. :-)
Langfassung: Schwierig. Strandliegen, Wandern, Aktivurlaub, Gruppendingens etc. brauche ich nicht. Jedenfalls habe ich nicht das Gefühl, dass ich das brauche.
Eigentlich, ganz eigentlich war ist der Plan, mit dem Zug durch die USA zu fahren. Ne Monatskarte kaufen und dann möglichst relativ langsam von da nach dort. Dann habe ich drüber nachgedacht und etwas mit der Planung begonnen. Der Spass hörte auf, als ich über Ankunft am Bahnhof, Gepäck zum Hotel, Koffern mit Wäsche und den Nahverkehrsmitteln in den USA genauer nachdachte. Nein, Gepäck schleppen ist sicher das Letzte, was ich möchte.
Alternative wäre, die Reise als organisierte Tour zu machen. So wie meine Eltern seinerzeit durch Australien und Neuseeland. Da hat man sein Personal. Schon eine erbaulichere Aussicht.
Dann knipse ich ja durchaus mal gerne mittel- bis schlechte Fotos zusammen. Und da bietet sich Schiff (viel Technikfotos), Containerhafen (viel Technikfotos), Panamakanal (viel Technikfotos, wenn ich denn nicht erschossen werde, weil man das ggf. gar nicht darf und ich mich z.B. mit einem Flokati als Schaf tarnen muss) und Küstenlinien von Südamerika (Mist, keine Technik, gut, dann eben Natur mit Monsterzooms ranholen) an. Vielleicht habe ich Glück und es gibt richtig kräftig Sturm bei gutem Licht am Tage. Ich freu mich schon auf Brecherwellenfotografieren.
Und weil es Spass macht (und meiner klitzekleinen Exibitionismusneigung zugute kommt), könnte man die Reise auch in einige Webseiten giessen und veröffentlichen. Das habe ich seinerzeit mit einer New York-Reise auch getan, die CD ist im Familienkreis mit Wohlwollen und viel Geduld aufgenommen worden (und nie veröffentlicht worden).
Dann ist da noch eine Sache, über die ich ungerne schreibe, aber muss (siehe Absatz vor): Ich schreibe ein Buch. Ist wie mit ungelegten Eier, wer weiss, ob und wann sie was werden. Jedenfalls bräuchte ich dafür mal vier acht zwanzig Wochen auf einer einsamen Alm, Helgoland, Oase in der Wüste, Gefängnis oder sonstwas, wo ich nix habe, was mich stört bzw. womit ich mich stören kann. Besonders kein Internet, Rechner, Wald, Job und so. Um voran zu kommen. Sonst klappt das nie. Das Schiff erfüllt leider nur einige der Kriterien, wäre aber ein guter Fortschritt Tritt in den Arsch Motivationsschub.
Wie an die Reise rangekommen? Alte Kontakte sind es leider nicht, ich bin normaler Gast an Bord. Dort ist wohl heute auch nix mehr mit Romantik und so. Seinerzeit damals ganz viel früher gingen noch so Sachen wie “Passage für Hand”, also Überfahrt abarbeiten. Alles tot heute. Containerschiffsreise ist ein total trival vermarktetes Produkt der Reiseindustrie. Gibt es zwei oder drei Reiseagenturen in Dtland/Schweiz, die sowas spezialisiert vertickern.
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Garmin GPSMAP 60csx
(2007-03-10 22:43)
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Ausruestung
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Das GPS-Gerät nutze ich beim Fahrrad fahren. Binnenlandsturmerprobt führt es mich Tag und Nacht statt Stadtplan. Wasserdicht, robust und gnadenlos guter Empfang dank des SiRF-Empfängers. Mit den richtigen Karten ist es selbstverständlich routingfähig.
Für das Fahrrad gibt es eine praktische Schelle mit einem Halterahmen, der das Gerät sicher am Lenker befestigt. Ansonsten funktioniert es so, wie man es vom Auto kennt: sehr rechtzeitig vor dem Abbiegen piept es, nachts geht automatisch die Hintergrundbeleuchtung (Display und Tasten) an. Dann folgt mehr oder weniger direkt vor der Abbiegestelle ein weiteres akustisches Signal. Und es merkt natürlich auch, wenn der Radfahrer einen alternativen Weg einschlägt. Dann wird freundlich gemeckert (“Bitte bei nächster Gelegenheit wenden!”) und irgendwann gibt es auf und berechnet eine neue Route.
Ohne Routing und mit einer topografischen Karte auch bei Rad- bzw. bei Fußwanderungen eine schöne Angelegenheit. Die Bedienung ist einfach und übersichtlich, meistens reicht eine Hand völlig aus. Da kann die Papierkarte tatsächlich zu Hause liegen bleiben. 200 Gramm mit Batterien finde ich ziemlich OK.
Was kann es sonst? Höhenmesser, magnetischer Kompass, großes Farbdisplay. Graphische Oberfläche. Reicht das? Mir ja.
Der Clou bei der X-Serie von Garmin ist die wechselbare Speicherkarte, so dass zum einen die Speicherkarte direkt am PC gefüllt werden kann. Und zum anderen hat man gewaltige 2 GB Speicherplatz (vergleichsweise gewaltig, früher waren es bei den Garmins 64 oder 512 MB). Und natürlich kann man mehrere Speicherkarten mitnehmen, wenn man größere Bereiche abdecken oder verschiedene Karten mitnehmen will.
Die PC-Kartenverwaltungssoftware ist eher rustikal und verströmt den diskreten Scharm der Neunziger. Das wirkt sich allerdings positiv auf die Bedienbarkeit aus: die Grundfunktionen erschliessen sich völlig ohne Handbuchleserei.
Warum er mit auf die Reise geht? Weil ich ihn habe und es keine Übergepäckgebühren gibt. :-)
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Von einem, der auszog, einen Koffer zu kaufen
(2007-03-11 19:19)
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Reisevorbereitung
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Für die Reise brauche ich einen Koffer. Einen richtigen Koffer. Groß. Er muss Kleidung für zwei Temperaturzonen und viele Unterhosen beherbergen. Also so ungefähr 14 Tage, dann muss mal jemand die Wäsche machen.
Meine Eltern haben einige schöne Koffer, die sie fast freiwillig sofort angeboten haben. Aber als erwachsener Mann in mittlerem Alter hätte Mann ja auch gerne irgendwann was eigenes.
Andererseits: der Koffer steht 10 Monate des Jahres in der Ecke. Na, vielleicht auch 58 Monate in 5 Jahren. Jedenfalls bin ich zu sehr Sparbrötchen, um mir einen Koffer für 300 Euro zu kaufen, der dann auf dem Schlafzimmerschrank liegt.
Also Koffer bei 3-2-1 kaufen. Genau gesagt einen Trolley. Ganz genau ein gebrauchter Rimowa Salsa 74×50×26cm bzw. 82 Liter (Artikelnr. 85770), Neupreis irgendwas um 250 Euro (soweit ich das feststellen konnte). Abgeschnappt für 21,50 Euro (zzgl. 10 Euro Versand). Weil er hat ein klitzekleines Loch an einer Seite, was sich problemlos mit Gewebeklebeband beheben liess. Und der Allgemeinzustand ist flugerprobt, allerdings sauber und fleckfrei.
31,50 Euro
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IBM X24 Notebook
(2007-03-11 22:43)
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Ausruestung
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Zur Fotospeicherung, Fotobearbeitung und nicht zuletzt für diese Seiten geht ein IBM X24 Notebook mit auf die Reise. Fachleute bezeichnen die Bauform mit einer Größe von 28×23 x 3 cm gerne als “ultraportable”, u.a. auch weil das Systemgewicht mit 1,6 kg ziemlich gering ist.
Kerndaten:
- Intel Mobile Pentium III-M 1.13 CPU
- ATI Mobility Radeon 7000, 8 MB RAM
- 12.1” TFT, 1024×768
- 640 MB PC-133 SDRAM
- 60 GB Festplatte (umgebaut)
- 100 MBit Netzwerk
- 56k Modem
Leider nur USB 1.1, kein Bluetooth und kein WLAN, dafür einen Slot for Compactflash-Speicherkarten.
Und wer aufmerksam mitliest stellt fest: auch kein CD, DVD und Diskettenlaufwerk. Richtig. Dazu gibt es die Ultrabase X2, in die flexibel eine weitere Festplatte oder ein Diskettenlaufwerk eingesteckt werden können. Und selbstverständlich ist auf der Reise ein CD-RW/DVD-R-Brenner dabei. Unter Windows XP läßt sich die Ultrabase problemlos im Betrieb an- und abstecken. Und das fehlende WLAN wird durch eine PCMCIA-Einsteckkarte nachgerüstet.
Ultrabase X2:
- selbstgeschraubtes 100 GB Festplatte (im Wechsel mit dem CD-RW/DVD/R)
- PCMCIA-Slot
- Compactflash-Slot
- CD-RW/DVD-R-Brenner (Toshiba SD-R6012)
- Stereo-Lautsprecher
M.E. ein überzeugendes Konzept: “nackt” ist das Notebook klein und leicht. Ausgerüstet mit hinreichend sportivem Prozessor, großzügiger Tastatur und den notwendigen Kommunikationsschnittstellen. Und wenn es dann sein muss kann man immer noch die fehlenden Dinge einfach andocken, die tagsüber im Rollkoffer verbleiben.
Überzeugend übrigens auch das Gehäuse: eine Titan-Legierung. Nix wackelt, nix biegt sich und es fasst sich toll an. Also einfach ab in die (Akten-) Tasche, Schutzverpackungen sind überflüssig.
Laufzeit mit Akku? Ca. 3,5 Stunden.
Das X24 wird längst nicht mehr hergestellt, wer sich zum 3-2-1-EDV-Resteverwerter aufmacht, sollte gut aufpassen: Sowohl das X24 als auch die Ultrabase gibt es in diversen Konfigurationen. Z.B. gerne nur mit CD-ROM-Laufwerk statt CD/DVD-Brenner-Kombi. Und bei Gebrauchtgeräten dürfte ein neues Akku fällig sein, die es allerdings für kleines Geld von Fremdherstellern gibt.
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Kopfhörer
(2007-03-11 22:59)
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Ausruestung
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Die Plage schreibt mir eben, dass er die Logitech® Noise Canceling Headphones ausprobieren will. Dazu fällt mir ein, dass ich schon vor etlichen Jahren einen Sennheiser NoiseGard gekauft habe.
Die Wirkung ist durchaus beeindruckend: gerade die tiefen rhytmischen Geräusche werden gut weggedämpft. Das Turbinengeräusch im Flugzeug oder das Rollgeräusch des Zuges werden deutlich leiser.
Gewöhnungsbedürftig ist das Gefühl auf den Ohren. Im Leerlauf rauscht der Kopfhörer leise vor sich hin. Und beim Einschalten habe ich immer den Eindruck, als wenn mich eine Druckwelle treffen würde. Ein seltsames, aber nicht störendes Gefühl. Und zumindest beim Sennheiser muss man darauf achten, den Batterieteil beim Sitzen nicht zu tief einzugraben, weil er sonst die Umgebungsgeräusche nur schwer analysieren kann.
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Sensorreinigung
(2007-03-16 18:42)
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Ausruestung
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Unter Eigentümern von Digitalkameras mit Wechselobjektiven das zweitliebste Thema: Sensorreinigung. Denn irgendwann gerät beim Wechsel der Optik ein Staubkörnchen mit rein. Und klebt dann auf dem Sensor. Mit Glück ist es wie in meinem Fall ein kapitaler Flusen.
Da kann man noch so vorsichtig sein. Und noch so geschickt die Kamera nach unten halten, den Ort wählen oder vorher feucht wischen.
Ebenso sicher wie dieses Unglück ist dann der Streit über die richtige Reinigungsmethode. Feucht oder trocken? Wenn feucht, dann mit Wasser oder Alkohol? Beides? Oder Spülmittel in destiliertes Wasser auflösen? Reinigungsstäbchen (die Wattedinger für die Ohren) oder lieber Sensorspachtel mit Tüchlein zweifelhafter Herkunft und Preisgestaltung?
Oder trocken? Mundgeblasen, mit Ohrenspritze oder Dosenluft? Oder ein Synthetikpinsel auf Milchquirl, der vorher durch heftiges Drehen statisch aufgeladen wird und Staub quasi aufsaugt?
Für mich ist es die Budgetlösung: Ohrenspritze und der Synthetikpinsel. Und wenn es denn mal wirklich sein muss, dann lieber der kostenpflichtige Service des Herstellers der Kamera, der für relativ wenig Geld auch noch ein paar Nebenleistungen erledigt. Und das angenehme Gefühl, dass es die Profis sind und die Kamera bei der Reinigung nicht beschädigen. Und wenn doch, dann zahlt er dafür.
Heute also einen Pinsel gekauft. Eigentlich sollte es ein Da Vinci Synthetics Junior werden, aber davor mußte ein Verkäufer gefunden werden. Mein Lieblingskünstlerbedarf hat kurzerhand die Tore geschlossen. Also zum nächsten Laden, der diesen Da Vinci auch nicht führt. Dafür eine Hausmarke, wie der Eigentümer vorträgt. Und dann wortlastig erklärt, dass er bereits einmal im Baadischen war, da, wo alle diese Pinsel hergestellt werden. Ein Hersteller fertigt alle Pinsel für alle Firmen. Nur die Stielfarben und Namen ändern sich. Worauf er sich korrigierte, es wäre nicht Baaden sondern Bayern und er wolle nicht den Zorn der Bayern auf sich ziehen.
Beim Pinsel wird dann fachgerecht der Stiel gekürzt und mit der Heissklebepistole in den Deckel einer Vitamintablettendose geklebt. Perfekt.
Und mein Flusen lies sich rauspusten. Mundgeblasen.
Tipp:
- die Pinselspitze nur mit Wasser auswaschen
- die Pinselspitze nicht mit den Fingern anfassen
- nicht den Klebefilmtrick zum Entfernen loser Borsten verwenden
- vor der Verwendung durch Anblasen mit der Ohrenspritze statisch aufladen
- vorher die Ohrenspritze mit Wasser reinigen (Talkumreste entfernen)
7,55 Euro.
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Reisekrankenversicherung Teil 2
(2007-03-19 16:35)
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Reisevorbereitung
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Das Buchen der Reisekrankenversicherung bei der UKV geht problemlos. Geld überweisen, ein paar Tage später anrufen und man bekommt seine Versicherungsnummer.
Kein Stück Papier. Was ich ganz angenehm finde. Ob es der Reiseveranstalter auch so empfindet? Immerhin will er eine Police sehen. Naja, wird schon.
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Schiffsdaten Ems Trader
(2007-03-25 13:31)
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Ems Trader
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Nach etwas Sucherei im Web finden sich allerlei Infos über die Ems Trader.
Ems Trader
IMO: 9213105
Rufzeichen: V2JZ
Klassifiziert beim Germanischen Lloyd mit +100 A5 E with freeb 4.980 mIW SOLAS-II-2,Reg.19 C2P56Container Ship
Gebaut: 2000
Ort: Thyssen Nordseewerke GmbH
Bauzeit: 9 Monate
Bauform: Stahl mit Doppelboden
Abmessungen
Länge über alles: 199,85 m
Breite über alles: 29,80 m
Tiefe: 16,5 m
Tiefgang: 11,55 m
Größe: 25535 BRZ (Bruttoraumzahl)
Beladung
Ladekapazität: 2442 TEU
davon im Frachtraum: 986 TEU
und auf Deck: 1456 TEU
14 mto: 1886 TEU
Kühlcontainer: 400 TEU
In Worten: Das Schiff biete Platz für 2442 Container der Standardgröße 20 Fuß (TEU=twenty feet equivalent, 20-Fuß-Einheit) bzw. gut 6 Meter Länge. Entsprechend passen ungefähr 1221 40-Fuß-Container drauf. Das beschreibt allerdings nur den verfügbaren Raum, bezogen auf das Gewicht sind 1886 20-Fuß-Container ladbar, wenn jeder Container 14 metrische Tonnen schwer ist.
Mit 2500 TEU war das Schiff schon zu Bauzeiten ziemlich klein, 8200 TEU bis 11000 TEU markieren heute das obere Ende der Skala (bzw. 14500 TEU, je nachdem, ob man mit dem Platz- oder Gewichtsmass rechnet).
Aufbauten
Kran: 3 mal 45 t
Maschine
Maschine: 26555 Bhp bzw. 19810 kW
Typ: MAN B&W 7L70MC Zweitakter
Zylinder: 7
Kolbendurchmesser: 700 mm
Hublänge: 2360 mm
Reisedrehzahl: 108 U/min
Hersteller: Hyundai
Hilfsenergie: 3 mal 1615 kVA
Bugstrahlruder: 1100 kW
Reisegeschwindigkeit: 21 kn bzw. 40,74 km/h
Verbrauch: 66 t/Tag bzw. 170 g/kWh
Platzbedarf: 10161 mm mal 11537 mm mal 8550 mm (Länge,Höhe,Breite über alles)
Oder für Generation Golf: Das Schiff verbraucht ca. 7.160 Liter pro 100 Kilometer, bewegt dabei voll beladen aber auch gut 26.404 Tonnen durch die Gegend. Was in Golfs ungefähr 41.250 Kofferraumladungen sind bzw. 0,17 Liter auf 100 Kilometer entspricht.
(Gerechnet mit 950 kg/m3, 640 kg/Kofferraum)
Eigentumsgeschichte
Name heute: Ems Trader
Reederei: Hermann Buss GmbH & Co. KG MS ‘Trader’
eine Tocher (?) der Buss GmbH & Cie, Hermann Gruppe, 44 Schiffe
Flagge: Antigua & Barbuda
bis 2005: Alemania Express
bis 2002: Sea Cheetah
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Ducan Evans: Digitale Reisefotografie
(2007-03-27 12:08)
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Buchecke
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Ein schönes Buch. Wohltuend wird auf elendig lange Wiederholungen zur Kameratechnik und -bedienung verzichtet. Stattdessen gibt es auf rund 110 Seiten in 8 Kapiteln geordnet nach Motiven eine Vorher -Nachher -Erklärung mit einem einfachen Konzept: am Anfang steht das Foto, wie es aus der Knipse kommt. Und am Ende das Ergebnis, wie es veröffentlicht wurde. Dazwischen werden die Bearbeitungsschritte aufgezeigt. Und zusätzlich stehen am Rand noch allerlei Tipps und Tricks.
Ein Buchkonzept, das mich überzeugt. Vergleichsweise wenig Text, stattdessen konkrete Beispiele mit Zwischenschritten und den notwendigen Einstellungen in Photoshop.
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Robert Caputo: Reisefotografie
(2007-03-27 22:04)
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Buchecke
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Robert Caputo nähert sich dem Thema Reisefotografie mehr auf textlastiger Seite. Und klärt dann auch gleich so wichtige Dinge wie die Drittelregel, wozu man ein Teleobjektiv braucht und wie eine gepackete Ausrüstungstasche aussieht. Basiswissen für jeden Fotografen.
Was nicht zum Basiswissen gehört sind die Hinweise auf das Erkennen von Situationen. Was das Auge des Betrachters leitet. Welche Wirkung Bildelemente auf den Betrachter haben und was der Fotograf damit auslösen kann. Wissen jenseits von Technik.
Ich finde das Buch durchaus lesenwert, allerdings sehr textlastig. Und manchmal hätte ich mir präzise, knappe Angaben zur technischen Umsetzung eines Fotos gewünscht.
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kurze Welle
(2007-03-27 23:51)
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Ausruestung
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Damit ich gelegentlich mal Nachrichten hören kann. Da ich genug Festplatten mitnehme, ist die Musikversorgung nicht so das Problem. Nur zum Ende der Reise wird es möglicherweise enger werden, wenn die Musik Platz für die Fotos machen muss.
10 Euro.
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Attest und Hepatis A
(2007-03-28 22:26)
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Reisevorbereitung
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Letzten Donnerstag und heute beim Hausarzt die Hepatitis-A-Impfung durchgeführt. Und das vom Reiseveranstalter angeleierte Attest noch einmal bei meinem Doc in Erinnerung gebracht.
Was ihn veranlasste, einen großen Stapel Papier zu durchsuchen und weit unten meinen Zettel wiederzufinden. Er bekam eine 14-tägige Frist. Wahrscheinlich füllt er es aus, legt es seinem Sekretariat hin und die wartet, dass ich es abhole.
Bei den Kosten und seinen Kostenmultiplikator für die Privatbehandlung (Faktor 2,3. Mehr geht nicht.) wird er wohl eine Briefmarke verschmerzen.
55 Euro fürs Havrix
49 Euro für Attest und den IM-Piekser.
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Kameratasche? Kamerataschen!
(2007-04-04 0:36)
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Ausruestung
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Die Qual der Wahl: Wo drinne die Ausrüstung aufbewahren? Alukoffer, Rucksack? Schultertasche? Tasche tragen oder lieber im Auto liegen lassen? Umpacken oder universal?
Und wenn, soll der Behälter dann laut schreiend FOTOAUSRÜSTUNG rufen? Oder eher die unauffällige, Diebe hoffentlich nicht so anziehende Lösung?
Gut, meine Eltern machten dankenswerterweise einen Selbstversuch: beim Gruppenurlaub in Rom hatten 9 von 40 Teilnehmern mit Diebstählen zu kämpfen. Damit scheiden Rucksäcke aus, wenn der im Gedränge auf dem Rücke angegriffen wird… selbst wenn der Inhalt nicht geklaut wird, so ist er doch aufgeschnitten.
Und Tamrac sowie Lowepro auch, da zu bekannte Markennamen. Billingham? Ich befürchte, dass Diebe schlau genug sind, auch Edelmarken zu erkennen. Ach ja, die beiden phetten NIKON-bestickten Schultergurt liegen im Karton. Sie sind sofort durch neutrale Tamrac Schultergurte mit Schnellverschlüssen ersetzt worden. Ausgesprochen praktisch, weil dann kann man den Gurt abnehmen. Und durch eine kleine Handschlaufe ersetzen. Oder in Innenräumen ganz ohne Gurt knipsen.
Die Wahl fiel daher auf Schultertaschen im Messengerstil mit Gurt quer drüber, damit er nicht von der Schulter rutscht. Unverzichtbar dabei ein solides Schulterpolster.
Und die Erkenntnis ist: eine Tasche reicht nicht. Hier also meine Dreistufenlösung.
Stufe I: Ich bin mehr durch Zufall an einen Crumpler Blunderbus Bag gekommen. Sehr preisgünstig. Das ist nicht die typische Fototasche mit dicker Polsterung sondern eher eine Girlie-Umhängetasche im verkleinerten MöchtegernfahrradkurierInnenstil. Vordere Tasche mit Reissverschluss, innen eine klettverschlossene Tasche und ein Stifteköcher. Bewährt sich hervorragend als Durchdiegegendlauftasche, wenn nur ein Objektiv mit muss. Als Schutz gegen raue Behandlung nur bedingt geeignet (dafür meine Universallösung: zwei Lagen Dampfsperre aus dem Teppichladen reingelegt), als Regenschutz brauchbar (keine “Ohren”).
Stufe II: Für unterwegs mit leichtem Gepäck, wenn mehrere Objektive mit dabei sein müssen, wenn ein Kompaktstativ gebraucht wird, der Blitz, gar zwei Blitze, womöglich noch ein Ladegerät oder Akkusätze, eben dann, wenn viel Krims und Krams mit soll, dafür fiel die Wahl auf einen Crumpler Bens Pizza XXXL. Geräumige Schultertasche. Einklettbare Trennwände, vorne eine große Tasche mit Klettverschluss, große Deckelklappe mit Klettverschluss und Schnellverschluss. Und natürlich den Prinz-Charles-Ohren als Regenschutz. Stabile Rechteckform, Kamera kann von oben reingestopft werden und auch schnell wieder rausgeholt werden.
Stufe III: Als “alles reinstopfen und aufbewahren”-Tasche gibt es die Crumpler December Quarter. Die ist so groß, dass man darin fast wohnen kann. Umhängetasche. Mit vielen Trennwänden zum Ankletten. Prinz-Charles-Ohren. Netztasche im Deckel. Notebookfach. Vorne zwei Reissverschlusstaschen. Eine davon mit Loch für Kabel. Große Überklappe. Platz für zwei Bodies, Monsterzoom, Zoom, nochn Zoom, vielen keinen Festbrennweiten. In Summe gesagt: dolles Ding. Solange man es nicht tragen muss. Daher wird sie wahrscheinlich auch nur zum Aufbewahren verwendet. Oder als Schutztasche für in den Koffer.
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Keine Osterfotos
(2007-04-13 14:42)
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Sowieso
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Die Osterfotos liegen noch auf der Platte und warten auf Bearbeitung. Sozusagen als Appetizer auf die Osterfotos (die als Appetizer auf die Reisefotos dienen) hier schon mal eine Osterfotovorschau.
Von Links nach rechts: Hohe Weg, Langlütjen, Wremerloch
Scharfes Bild? Nein, nicht wirklich. Bemerkenswert ist, dass Hohe Weg in gut 22 km Entfernung steht. Aufgenommen vom Imsumer Deich auf Höhe Am Büttel. Mit einer preisgünstigen Optik von Sigma: DG 135-400 mm 4,5-5,6 Asp. APO RF. Die Fotos sind bis auf Helligkeitsanpassung unbearbeitet und der Bildausschnitt ist einfach in unveränderter Größe rausgeschnitten.
Von gleicher Stelle der Blick Richtung Wilhelmshafen. Dürften über den Daumen um 25 km sein.
Und für die Osterfotos verspreche ich dann “normale” Fotos.
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Für Mama
(2007-04-22 17:17)
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Route
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Am Kaffeetisch im Wintergarten kreist das Gespräch wie üblich um Alles und Nichts. Und so kommen wir auch auf diese Webseiten, was Mama mit “Mir fehlt eine Übersichtskarte. Weißt du, Holger, manche Menschen brauchen einen Überblick über das Ganze.” kommentiert.
Was Vatern mit leichtem Augenverdrehen quittiert und auf den in der anderen Zimmerecke stehen Globus verweist. Worauf Sohnemann behände aufspringt, den Globus nimmt und damit zum Kaffeetisch zurück will. Was wirkungsvoll die Schnur der Beleuchtung des Globus verhindert.
Nachdem sich die Lage etwas beruhig hat, stellen wir gemeinsam fest, dass auf dem Globus sogar eine passende Route eingetragen ist.
Heute auch noch die Reiseunterlagen fertig gemacht, Ausweise kopiert und siebenundneunzig Zettel unterschrieben und kopiert. Weil das sparsame Reisebüro keine Doppel beigelegt hat.
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Keine Osterfotos Teil 2
(2007-05-01 20:06)
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Sowieso
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Ostern war das Wetter eher durchwachsen. Und da das Wetter jetzt zu gut ist, um durchwachsene Osterfotos zu sichten und da in Braunschweig heute “Fly In” war gibt es in Abänderung des Programms Flugzeugbilder...
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Montag morgen auffe Arbeit
(2007-05-07 23:34)
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Sowieso
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Montag morgen finde ich auf meiner Hauspost kleine, liebevolle Ikonogramme.
Beim Sand wird der Kapitän und sein Mannschaft möglicherweise anderer Meinung sein.
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Letzte Wäsche
(2007-05-13 12:49)
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Reisevorbereitung
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So langsam werde ich etwas nervös. Aber nur etwas. Einschiffen ist am Dienstag, 2007-05-15 von 15 bis 17 Uhr am Burchardkai.
Offener Koffer liegt vor mir, Dinge zum Mitnehmen sind rundherum verstreut. Viel kann nicht mehr passieren, die meisten Dinge sind erledigt.
Beim Packen wird mir sicher auffallen, was noch alles fehlt. Und Montag ist noch genügend Zeit zum Einkaufen. Und Dienstag auch.
Die Plage kennt bereits den Weg und weiss auch, wie lange es dauern wird.
Am Montag kommt noch ein Paket mit einem Objektiv. Hoffentlich. (K)Ein(?) Schnäppchen, was ich am letzten Sonntag nicht vorbeiziehen lassen konnte. Der Händler hat hoch, heilig und sehr laut am Telefon versprochen, dass es am Samstag bei mir in der Post ist. Isses natürlich nicht. Aber Montag. Oder Dienstag.
Gleich kommt als erstes ein 5l-Pack Rivoire Sauvignon Blanc 2005 in den Koffer. Und eine Flasche Classic of Islay, Cask strength. Viele T-Shirts, Unterhosen, Hosen, Socken. Taschenlampe. Radio. Wecker. Wattestäbchen für die Ohren.
Worüber sollte ich mir also Sorgen machen?
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Rotterdam Index
(2007-05-15 1:01)
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Rotterdam
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Ems Trader Index
(2007-05-15 1:01)
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Ems Trader
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Antwerpen Index
(2007-05-15 1:01)
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Antwerpen
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Hamburg Index
(2007-05-15 1:01)
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Hamburg
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Buenaventura Index
(2007-05-15 1:01)
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Buenaventura
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Tilbury Index
(2007-05-15 1:01)
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Tilbury
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Callao Index
(2007-05-15 1:01)
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Callao
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Valparaiso Index
(2007-05-15 1:01)
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Valparaiso
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Panamakanal Index
(2007-05-15 1:01)
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Panamakanal
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Manzanillo Index
(2007-05-15 1:01)
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Manzanillo
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Caucedo Index
(2007-05-15 1:01)
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Caucedo
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Cartagena Index
(2007-05-15 1:01)
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Cartagena
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Einschiffung
(2007-05-15 19:45)
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Woche 1
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Pünktlich um 11:45 steht die Plage mit der Atlantis vor der Tür. Wenige Sekunden vorher habe ich den Koffer geschlossen, die Kaffeemaschine vom Netz getrennt, den Arbeitsplatz heruntergefahren und das Fahrrad reingeholt. Es kann losgehen.
Um 14:11 erreichen wird den Burchardkai. Securityhäuschen, schwere Jung mit bunten Mustern auf den Unterarmen stehen rum und rauchen. Anmelden, Perso zeigen, mit Liste abgleichen, alles paletti. Ob der umhängenden Kameras werden wir beide streng ermahnt “Nicht auf dem Gelände zu Fuß und keine Fotos. Was Sie an Bord machen, ist uns egal, aber auf dem Gelände nicht fotografieren!”
Gut. Einschiffen um 15 Uhr. Nun ist es 14:25. Also die Jungs gefragt, wo man was essen kann. “In der Kantine!” und “Neeee, da würde ich nicht hingehen.” “Wie, gehen?” “Da durch die Personenschleuse, dann zwei Minuten auf dem Gelände zu Fuß, da runter, dann links, ein flacher Bau.”
Alles klar, ich hänge mir meine Kamera mit fettem Objektiv über die Schulter und wir traben Richtung Kantine. Nicht fotografierend, aber es störte niemand. Und ja, zu der Kantine würde ich nicht freiwillig noch mal gehen. HHLA, ihr habt echt nix zu lachen.
Nach einer, ähm, Wurst mit Brötchen und Senf sowie Kaffee wieder zurück. Der nächste Anpfiff, weil die Atlantis falsch parkt. Na gut.
Shuttle zum Schiff. Führsorglich rückt die Crew die Gangway zurecht und einer will meinen Koffer in die Kabine bringen. Schlechter Plan, er braucht einen zweiten Träger. Danach heben die zwei mein blaues Monster vier Stockwerke hoch, Plage und ich hinterher. Ein erster Vorgeschmack, weil es geht noch drei Stockwerke höher. Dann ist man aber auch ganz ganz oben angelangt. Zwei Meter unter dem Schornsteinende.
An Bord ignoriert man uns. Bis auf den Chief Mate, der Reisepass und Impfausweis von mir haben will. Ansonsten turnen wir auf dem Schiff rum, ohne das jemand von uns Notiz nimmt. Drei Ladebrücken sind dabei, Container zu be- und entladen.
Das wird zu einer ersten ausgiebigen Fotosession genutzt. Wetter ist wunderbar, der Blick auf Blankenesse und die Elbe hoch wunderschön. Ganz oben lassen wir die Jewel of the Seas vorbeiziehen.
Einsames Abendessen, ich bin zu spät dran. Essenszeiten merken: 7:30 bis 8:30, 12:00 und 17:30. Kuskus mit Hühnchen, grüner Salat von allem. Noch drei Graubrote mit Käse geschmiert, wer weiss, ob es nachts was gibt.
Eingelaufen ist die Ems Trader am 15. um 1 Uhr. Auslaufen am 16. um 3 Uhr.
53° 32.376 N 9° 54.840 E (3m)
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Ablegen in Hamburg
(2007-05-16 11:48)
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Woche 1
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Es ist 3 Uhr nachts, ich stehe steuerbord draussen auf der Brücke. Eine verbliebene Ladebrücke entläd noch einmal zwei Stapel Container und schichtet sie sorgsam an Land auf. Dann läd sie die selben Container, dieses Mal allerdings in anderer Reihenfolge wieder zurück in das zuvor entstandene Loch.
In der Brücke langweilen sich der Lotse und der Kapitän. Nach dem Umsetzen der Container muß nur noch eine Palette mit Twistlocks an Deck, gleichzeitig wird der hintere Ladekran seefertig verzurrt.
Dann heisst es: Leinen los.
Oder besser: relativ unspektakulär zieht hinten ein Schlepper und drückt vorne das Bugstrahlruder die Ems Trader von der Kaje weg.
Das Schiff nimmt Fahrt auf, gemächlich nähern wir uns den 6 Knoten, 8 Knoten, 10 Knoten. Mit knapp 13 Knoten bei ablaufendem Wasser geht es die Elbe runter.
Bei völliger Dunkelheit Vorbei an hell erleuchteten Hafen- und Fabrikationsanlagen. Flugzeuge stehen in hellen Hallen, Chemie- und Atomkraftwerke leuchten in die Nacht. Auf der Brücke erzählt der Lotse Geschichten. Seine Frau, seine Kinder, wo er schon überall geschippert ist, sein letzter Nachtclubbesuch. Pflichtbewusst lacht der Kapitän, ansonsten ist Schweigen angesagt. Gelegentlich wird am Radar oder an der GPS-Karte hantiert. Mal die Geschwindigkeit gedrosselt, weil eine Bohrplattform nur langsam passiert werden darf.
Weiter hinten steht sich der Steuermann die Beine in den Bauch. Je nach Notwenigkeit sagt der Lotse knapp den neuen Kurs an. “two zero five please”. Der Steuermann wiederholt und gemächlich ändert das Schiff seine Richtgung auf 205 Grad. Wenn es den Kurs mehr oder weniger erreicht hat, kommt vom Steuermann ein “heading two zero five sir” zurück, je nach Laune vom Lotsen mit einem “Thank you” oder auch nicht quittiert. Der Kapitän hat mit Schiffssteuerung nicht viel zu tun.
Um kurz vor Sieben, zehn Minuten eher als vom Lotsen angekündigt, sind wir in Brunsbüttel und die Lotsen werden gewechselt.
Und ich wechsle den Standort: ins Bett. Vier Stunden Schlaf, dann muß dieser Text raus.
54° 1.840 N 7° 42.251 E (69ft)
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Sicherheitseinweisung
(2007-05-16 13:50)
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Woche 1
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Eben fand die Sicherheitseinweisung statt. Inclusive Rundgang durch das Schiff (Kraftraum, Wäschekammer etc.)
Der Notfalllsammelplatz ist bei mir gleich umme Ecke. Rettungsweste passt 1A. Gürtel geht zu, Pfeife läßt sich pfeifen und nach etwas Suchen fand sich auch das Blinklicht. Aber im Notfall sollen wir das Ding sowieso nicht anziehen, weil wir in das geschlossene Rettungsboot gehen. Und da wäre es zu eng, wenn man die Westen trägt. Den aufblasbaren Rettungsanzug wollte der Einweiser nicht aus seinem Beutel nehmen. Shit, immer wenn es spannend wird…
Dann noch etwas Einweisung, wann wir uns wo aufhalten dürfen. Reduziert sich auf “beim An- und Ablagen nicht in den Bereich gehen”, wobei er mit einer Armbewegung den Bereich der Taue und Winschen beschrieb.
Am Ende durften wir unterschreiben, dass wir die Sicherheitseinführung verstanden haben. Und in einigen Ankreuzfeldern kundtun, dass wir Englisch sprechen. Sagen wir mal so: wir sollten noch mal drüber sprechen, was mit Englisch gemeint ist. Captainsenglish, 2nd Chief English or Bosun-English.
Und im Treppenhaus hat Mitfahrer Achim (“das ist mein drittes Mal”) noch von den Piraten hinter dem Panamakanal erzählt.
53° 53.286 N 6° 40.232 E (60ft)
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Seegang
(2007-05-16 16:46)
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Woche 1
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Es schwank etwas. Derzeit. Über Funk hörte ich Windstärke 6 bis 8. Aber nicht bei uns. Da sind das sicher nur 5 oder so.
Für kleinere Pötte mit ungünstigem Kurs reicht das allerdings:
Ansonsten ist die Situation an Bord wirklich sehr entspannt. Brückenbesuch ist “einfach so” möglich. Mit Gesprächen ist das allerdings so eine Sache. Der Kapitän ist jung und wortkarg, wenn er spricht, dann ist das English ziemlich gut.
Derzeit hat ein philipinisches Besatzungsmitglied (wer was ist, werde ich noch erkunden) Brückendienst. Weniger wortkarg und (für philipinische Verhältnisse) ein nettes English.
Ich gleite ab, zurück zu Gesprächen auf der Brücke. Zumindest beim Auslaufen und die Elbe runter war der Kapitän gut beschäftigt. Weniger mit der Schiffssteuerung, das machte der Lotse. Vielmehr scheinbar mit Nachwehen der Terminpläne, Reedereikontakte, Stauerei uns so. Verwaltung. Wahrscheinlich auch schon für Antwerpen.
Jetzt gerade ist das Schiff auf Autopilot. Und um uns rum hat das Radar eine 2-Meilen-Zone mit Kollisionsdetektion aufgespannt. Der Diensthabende läuft mal hier, mal da hin, aber richtig was zu tun hat er nicht.
Ich kenne unseren Plan (und weiss auch schon, wo der Zettel hängt): morgen früh um 6 Uhr Hafenmündung Antwerpen, zirka 12 Uhr am Liegeplatz und bis… tja. Unklar. Erfährt die Besatzung erst im Hafen. Je nach dem, was an Ladung kommen wird. Was sie erst im Hafen erfahren. Und bis sie es wissen ist Landgang gesperrt.
Dannach auf nach Caucedo, Ankunft am 27.
53° 37,059’ N 5° 16,201’ E (41ft)
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Versägt
(2007-05-16 21:13)
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Woche 1
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Mit gnadenlosen 17,8 Knoten versägen wir fast alles. Und wer mit 16,5 Knoten vor uns herzuppelt, der hat uns im Nacken. Ganz lange.
Wir kriegen sie (fast) alle.
53° 12,970’ N 4° 25,717’ E (12ft)
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Revierfahrt vor Antwerpen
(2007-05-17 9:40)
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Woche 1
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Aufstehen 6:30, duschen, rauf auf die Brücke, Einlaufen Richtung Antwerpen. Auf der Schelde ist mächtig viel Verkehr, viel kleines Zeug und gelegentlich mal größere Pötte. Fotos später, wenn überhaupt. Jemand Interesse an Großaufnahmen von Kraftwerksausflüssen, Schleusentoren oder Aufbauten von anderen Containerfrachtern oder sonstigem Zeug, was hier so langschwimmt? Danke nein, ich verstehe.
Brücke ist spannend. Männerspannend. So richtig.
Dazwischen Frühstück. Würstchen mit Spiegelei, Quark, Weißbrot, Kaffee.
51° 22,367’ N 3° 55,924’ E (49ft)
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Einlaufen in den Hafen von Antwerpen
(2007-05-17 14:32)
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Woche 1
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Nun liegen wir im Containerhaven von Antwerpen. Ziemlich interessante Revierfahrt bis zur Schleuse, die Schelde schlängelt sich in etlichen Schleifen bis zur Schleuse. Auf dem Fluß und mit voller Fahrt voraus führt wieder ein Lotse die Regie. Und ich lerne neue Kommandos kennen: die “three two five”-Geschichte (er will, dass das Schiff auf 325° Kurs gebracht wird) kenne ich schon. Neu ist: “15 steerboard” (richtig?), was soviel heisst wie Ruder 15 Grad Steuerbord. Irgendwann kommt dann ein “Midships” (Mitte Schiff, geradeaus) oder Ansagen anderer Gradwinkel. Also zwei Methoden: entweder direkten Steuerkurs oder Rudereinschläge.
Der Kapitän steht bzw. sitzt die ganze Zeit relativ beschäftigungsarm herum. Gelegentlich am Fahrhebel stellen, wenn der Lotse ihn auffordert. Aber meistens den Verkehr bzw. Landmarken beobachten.
Sein großer Auftritt kommt bei Anlege- oder Manöveraufgaben. Dann setzt er sich seine Schirmmütze auf und zieht das Fliessjäckchen an, denn nun geht es seitlich raus aus der warmen Brücke auf die zugigen Brückenausleger. Dort ist jeweils ein Steuerpult und ein Kompass angebracht. Von dort steuert er das Schiff. Steuert, wohlgemerkt, denn die Führung hat weiterhin der Lotse.
Schleusen war relativ unspektakulär. Schiff vorwärts rein, Seile raus, festmachen, Rolltor der Schleuse zu, Wasser rein, anderes Rolltor auf und wieder raus. Dazu ein kleiner Schleppertanz, hinten der verläßt uns bevor sich das Tor schließt. Und der zweite fährt vorne rein, sobald sich das Tor weit genug geöffnet hat, quetscht sich an uns vorbei und macht hinten an uns fest.
Stress Minimaler Unmut entsteht, wenn die vordere Deckscrew mal wieder schneller als die hintere Crew arbeitet und das Schiff schief rangezogen wird. (So ich den Funkverkehr richtig gedeutet habe.)
Spannender ist das Anlegen gewesen. Der Containerhafen zweigt von der Hauptfahrrinne ab. Und der Kapitän musste rückwärts einparken, da Wenden in diesem Hafenende verboten ist. Kleine Diskussion über das Verbot zwischen Kapitän, Erstem und Lotse… das Schiff wäre doch nur 200 Meter lang und der Hafen 260 Meter breit.
Also ging es rückwärts in das Hafenende. Keine wirklich schwierige Aufgabe. Nur das andere Containerschiff, welches direkt vor uns vorwärts (weil kürzer) rein ist, lag gefühlte lange Zeit in unserem Weg. Aber bis wir dort ankamen, hatte es sich mit seinen Bug- und Heckstrahlern bereits seitlich in die Lücke geschoben. In die Lücke, in der knapp vorher noch ein Containerküstenmotorschiff lag, was sich auch noch schnell verdrückt hatte. Die ganze Geschichte hat was von Seniorentanzen. Jeder weiss, wo er hin will und wie er sich bewegen muss. Es geht nur (subjektiv) langsam mit 1 bis 2 Seemeilen (2 bis 4 Kilometer) pro Stunde vorran. Und die Hälfte hat einen Betreuer, der auf ihn aufpasst, damit er auch ganz sicher weiss, wo er hin will.
Einmal gab es vom Dritten eine strenge Ermahnung, als Achim und ich zu laut auf der Brücke sprachen. Keine gute Idee… Und einen sehr strengen Blick mit dem Zeigefinger zur Lippe vom Kapitän, als Achim ihn nach der laxen Kleidung fragte. “Wo denn die Kapitänsjacke wäre?” Das sind Fragen, die er beim Manöver vor der Schleuse wohl am wenigsten gebrauchen kann, wenn man für den Lotsen und Funkverkehr alle Ohren frei haben muss. Immer dran denken: die Leute arbeiten gerade, es ist kein Kindergeburtstag.
Festgemacht, danach Mittagessen (Soup, Drumsticks with Fries, Ice). Und jetzt warten auf Landgangerlaubnis.
14:54, Landgangerlaubnis per Telefon. “You want ashore?” Watt will ich? Ach so, “Yes” “OK, you can go.”
51° 19,698’ N 4° 20,302’ E (27ft)
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Landgang Antwerpen
(2007-05-17 20:24)
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Woche 1
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Geschafft. Seiten sind hochgeladen.
Für den Merkzettel: Taxifahrt von P&O Kai 736 (was mal Delwaidedok 742 war und P&O war mal DP World, was alles wichtig ist, weil je nach Wissensstand des Taxifahrers kann es zu ungeahnten Verwicklungen kommen) rein nach Antwerpen kostet 60 Euro.
Geteilt durch zwei Personen macht das 30 Euro. Da muss ich immer an die Leser denken und nicht an das Kleingeld.
Internet finden. Also erstmal Hilton. Schick war er angezogen, aber das Geschäftsmodel hat es reingerissen. Boah, die wollen 15 Euro den Tag Internet und sind nicht verhandlungsbereit. Also wieder raus. Einen Starbucks oder McDo gesucht. Achim hat sich darauf sehr eingeschossen, ich wäre aber einfach in jedes Hotel gelaufen. Nungut, das Mädel im McDo hat hinten nachgefragt, kein Netz.
Weiter rumgelaufen, dann ein Internetcafe. “Do you have WLAN?” “No, but you can disconnect the cable and plug it in yours.” Klare Worte, gesagt, getan, 2,70 Euro. Hilton, paaah.
Da in Antwerpen auch Himmeltag ist (wie der Taxifahrer versichert allerdings ohne den Vatertagsbrauch) waren die Straßen voll mit Flaneuren und die Läden zu. Da fühlt man sich daheim.
51° 19,698’ N 4° 20,302’ E (27ft)
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Liegeplatzimpressionen Antwerpen
(2007-05-17 20:33)
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Woche 1
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Die Kaje ist im übrigen schnurgerade, das Weitwinkelobjektiv verzerrt ein ganz klein bischen.
MSC heisst übrigens “Mafia Schipping Company” meint Achim scherzhaft, und fügt ernster hinzu, dass man damit nie fahren sollte. Weil die ziemlich schnell sind und eigene Hafenplätze haben. Somit wenig Landgang und kurze Revierfahrten für den Reisenden.
In der Bildersammlung weitere Impressionen.
51° 19,698’ N 4° 20,302’ E (27ft)
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Abfahrt Antwerpen
(2007-05-18 8:37)
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Woche 1
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5 Uhr 30 angekündigt, 5 Uhr 35 tatsächlich verlassen wir den Liegeplatz im Hafen von Antwerpen.
Mit Schlepperhilfe das kurze Stück zur Schleuse, dann waren dank Hochwasser nur gefühlte 30 cm Höhenunterschied zu überwinden.
Nach dem Schleusen geht es direkt weiter, keine Schlepperhilfe. Die Fahrt verläuft im Nebel. Der Flusslotse erkundigt sich erstmal, wo der Taster für das Nebelhorn ist. “Idiots outside” meiner er mit Verweis auf den Brückentag zwischen Himmelfahrtdonnerstag und Wochenende.
51° 26,162’ N 3° 58,815’ E (99ft)
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Mehr Sicherheitshinweise
(2007-05-18 10:40)
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Woche 1
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Der Dritte, seineszeichens auch für die Sicherheit verantwortlich, weist uns weiter ein.
“Wenn schlechtes Wetter ist bleiben Sie drinne auf der Brücke.” Ja, sage ich, und denke drüber nach, ab wann denn schlechtes Wetter ist. Möglicherweise sind Seemänner harte Kerle und schlechtes Wetter beginnt erst ab Windstärke 11. Oder sie halten uns für Weicheier und schlechtes Wetter beginnt für unseren Ausgang schon ab 5 Windstärken. Oder wir können es selbst nicht einschätzen und wissen daher gar nicht, dass schlechtes Wetter ist und wie gefährlich es jetzt gerade ist. Ich tippe eher auf letztes, daher möge man uns doch situativ ermahnen…
Die Signalgeräusche für “Feuer an Bord” und “Schiff evakuieren” hat er auch noch mal vorgemacht. “tut boop tut boop” dazu entsprechende Handbewegungen. Und danach noch mal erzählt, wie das mit den Treffpunkten ist. Alles etwas unverständlich (sprachlich wie organisatorisch), ich hoffe, die erste/nächste Notfallübung bringt Licht ins Dunkle.
Gestern abend zu spät vom Landgang zurück gekommen. Ohne in Antwerpen zu essen. Etwas in der Küche rumgeguckt, Steward nicht in Sicht, ein Mannschaftsmitglied gefragt, das dann kurzentschlossen Selbstbedienung angeregt hat. Also den Reis und die Portion Rindergulasch (lecker!) selbst genommen. Gab am nächsten Morgen gleich eine Ermahnung durch den Steward: keine Selbstbedienung, sondern vorher sagen, dass man an Land geht. Essen wird dann aufgehoben.
Achim meint: Lieber einfach machen und einen Rüffel einstecken. Nicht viel fragen, dann gibt es nur viele Antworten.
Nachtrag: als wären meine Worte mitgelesen worden liegt heute unkommentiert ein sechsseitiger Text über “das Leben an Bord”, “Notfallmassnahmen” und “Essenszeiten” auf dem Schreibtisch. Und die Bitte, den Kapitän bzw. Besatzungsmitglieder nicht in seiner/ihrer Kabine durch Anrufe etc. zu stören.
51° 24,354’ N 3° 11,378’ E (42ft)
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Der Lotse geht von Bord
(2007-05-18 11:45)
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Woche 1
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Wie bisher beobachtet gibt es drei Lotsen: See-, Fluß- und Hafenlotse. Je nach Revier kann der eine oder andere Lotse entfallen bzw. übt zwei Funktionen aus.
Die Übergabe hat einen immer gleichen Ablauf: das Schiff verlangsamt seine Geschwindigkeit, je nach Seegang und Situation zirka 4 bis 8 Knoten. Dann legt das Lotsenschiff auf der Leeseite (windabgewand) an, der neue Lotse geht an Bord und auf die Brücke. Damit er den Weg findet, sind extra an Deck gelbe Fußabdrücke aufgemalt. Oben angekommen übergibt der alte Lotse die Kontrolle an den neuen Lotsen und verläßt dann das Schiff. Bei übersichtlichen Revieren kann es passieren, dass der alte Lotse schon unten warte und die Übergabe fliegend erfolgt.
Auf dem Fluß oder im Hafen ist die ganze Aktion eher unspektakulär. Zwar tragen alle Rettungswesten und Signaljacken (oder auch nicht…), aber das Schiff bewegt sich kaum und das Lotsenboot kann ruhig ranfahren.
In der Bildersammlung zu diesem Text verläßt der Seelotse nach Auslaufen aus der Schelde die Ems Trader. Gefühlt hatten wir Windstärke 5 (meine Standardwindstärke, wenn ich die Windstärke nicht kenne), es ging schon einigermassen hoch her. Aber letztlich war es “bloss” Abspringen zum richtigen Zeitpunkt.
51° 21,837’ N 2° 41,647’ E (13ft)
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Crewmembers Geburtstag
(2007-05-18 22:26)
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Woche 1
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Ich bin von der Geburgtstagsfeier eines Crewmembers aus der Mannschaftsmesse zurück.
Von den 19 Mannschaftsmitgliedern (das sind 14 Mannschaftsdienstgrade und 5 Offiziere) waren ca. 7 anwesend. Der Rest schläft oder arbeitet.
Auch der polnische Kapitän taucht auf, verschwindet nach einem Anstandsbier.
Geselliger ist der Chief Mate, der erste und zweite Maschinist. Die drei Ukrainer sitzen in der Ecke und futtern einen Käseteller und eingelegten Thunfisch (Hering? Sehr merkwürdiges Zeug…) leer.
Ich unterhalte mich mit Kadett Bleeker (Fokko Bleeker, 2,04m Ostfriese). Das ist der deutsche Teil der Besatzung.
Im Fernseher läuft Jackie Chan, die Crew kann den Text mitsprechen.
Sobald ich meine Bierflasche leer habe spring der Gastgeber/Geburtstagskind auf und reicht eine neue Flasche rüber. Sehr aufmerksam, trotzdem ist nach zwei Flaschen Schluss. Ich fühle mich unwohl, als Gast der Manschaft das Bier wegzutrinken. Achim wollte der Mannschaft zwei Kisten Bier spendieren, dass ist vom Kapitän gestrichen worden. Sehr merkwürdig.
50° 15,610’ N 1° 24,966’ W (560ft, korrekt, Bugfenster)
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Seekrank auf dem Atlantik
(2007-05-19 16:27)
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Woche 1
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Um zirka 3:30 war Schluss mit meinem Schlaf. Magische Kräfte werfen den Körper im Bett hin und her. Gleichzeitig verarbschieden sich die Dinge auf den Tischen der Schwerkraft gehorchend Richtung unten. Ich war mir längst nicht mehr sicher, ob unten da ist, wo der Teppich ist.
Um 4:30 denke ich nicht mehr an durchgehenden Schlaf.
Um 5:30 schrecke ich hoch. Ein Glas hat seinen Weg gefunden und zerscheppert am Boden. Ich versuche aufzustehen, um einige noch nicht gefallenen Dinge zu retten. Die Flasche Wiskey liegt noch auf dem Tisch, das Notebook dank Gummifüssen stabil daneben. Aber man muss das Glück ja nicht herausfordern.
5:35. Gut. Stehen ist nicht so leicht. Viel schlimmer: Der Magen meldet sich gewaltig. Also eine Tablette gegen Seekrankheit. Dazu esse ich eine Banane. Schlimmer Fehler, eine Viertelstunde später ist die eine Hälfte im Klo. 30 Minuten später folgt ihr der Rest.
Noch eine Tablette gegen Seekrankheit. Und zurück ins Bett. Da ist es angenehm.
7:30 Frühstück. Pfannkuchen. Ich mache mich nicht einmal auf den Weg, es wäre sehr verwegen.
12:00 Mittag. Um 12:25 bin ich in der Lage, die Combüse aufzusuchen. Kaptain und Chief essen ungerührt. Ich reduziere mein Essen auf einen Teller Reis. Genauer gesagt: eine einzige Gabel. Und mal gucken, wie die Wirkung ist.
Sie ist. Ich muss aufspringen, raus auf den Gang. Meine gute Vorbereitung zahlt sich aus: aus der Hosentasche ziehe ich eine Mülltüte und fülle sie mit Reis.
Zurück ins Bett, eine Seekrankheitstablette nachgelegt und schlafen.
14:00 ich fühle mich so gut, dass ich auf die Brücke kann. Kamera umgeschnallt, GPS in die Tasche und los. Für die Plage ein paar Fotos geschossen.
Gesagt getan, Foto ist nach vorne raus, gleich links wäre der erste Kran. Zwischen den Bildern in der Montage liegen zirka 6 Sekunden. Und die Wellen sehen auf Fotos hochfriedlich und harmlos aus.
Der Kapitän meint, dass das so zirka 6 Meter Wellenhöhen sind. Und immer ungefähr an dieser Stelle. Später, bei den Hochdruckgebieten um die Azoren, da liegt dann alles flach. Das erreichen wir morgen gegen siebzehnhundert.
16:00 Der Steward taucht auf und will die Kabine reinigen. Ich mache mich daran diesen Text zu tippen. Das ist mit etwas Übung ganz einfach: Mit den Handballen das Notebook auf den Tisch drücken, damit es nicht verrutscht. Und man kann wunderbar tippen. Einziger Nachteil: im Sitzen wird mir wieder schlecht. Und als ob mein unsichtbarer Gegner es merken würde, dreht er mit den Wellen wieder auf.
Die Wellen. Schlimm ist, dass sie schräg von steuerbord kommen. Also das Schiff irgendwie seitlich treffen, die Hopser sind dadurch seltsam unberechenbar. Und irgendwie taucht der Bug immer aus dem Wellenberg auf und klatscht dann zurück. Ungut.
23:50 Lange im Bett gelegen. Den ganzen Tag nix gegessen. Mal gucken, wie der Körper auf eine Dose Canada Dry und KnikKnak reagiert. 40 Minuten später, dauerhaft aufrecht gesessen. Essen noch drinne, kein Unwohlsein. Ist es überstanden?
8:05 nächster Morgen. Der Zustand der See hat sich gelegt und meiner gebessert. In die Combüse, mit einem Quarkbrot den Körper getestet. Zustandsmeldung: Mehr davon. Also gibt es englisches Frühstück, wie Achim es bezeichnet: Rührei mit Schinkenspeck. Zwei Tassen Kaffee, alles bleibt drinne.
Na also.
Kapitän frotzelt, dass ich doch Action hätte haben wollen. “But not the first day, Sir. And please, next time announce it before it starts.” “On the way back. Same place. Same sea.”
47° 51,476’ N 8° 4,690’ W (31ft)
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Foto von der Ems Trader
(2007-05-20 15:30)
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Woche 1
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Hier ein Foto des Schiffs:
Problem: Gegenlicht. Und das Ding ist trotz Weitwinkel ziemlich zu lang. Und auf dem Containerterminal (hier: Antwerpen) darf man normalerweise nicht rumlaufen. Unnormalerweise auch nicht, aber Achim hat den Lotsen gefragt und der hat gesagt… Ende der Geschichte war, dass sofort ein kleiner Wagen auftauchte, der uns einsammelte. Allerdings ohne Mecker, er fand es wohl ganz angenehm, am Feiertag mal was anderes zu tun zu haben.
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Erster Sonntag auf See
(2007-05-20 16:05)
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Woche 1
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Der Sonntag verlief nach dem Katastrophensamstag sehr angenehm. Nach dem das Frühstück wie beschrieben drinne geblieben ist, bin ich etwas rumgeturnt und habe versucht, für die Plage Atlantikwellen zu fotografieren. Muss wahrscheinlich ausfallen, weil die sich als unfotogen herausstellen. In der Fotogalerie zu diesem Text sind die Versuche.
Zum Mittag gag es ein riesiges T-Bone-Steak mit kleiner Portion French Fries. Wenn man abgekürzt nur Fries sagt, bekommt der Steward immer eine Minikrise, weil er nicht sicher ist, ob nun Fries oder Rice geordert wurde. Es entspannt sich dann eine Minidiskussion… Als wenn es jemanden geben würde, der Reis zum Steak nimmt. Danach gab es Eis in robuster Tischdeckung. Will sagen: jeder eine Schüssel Eis, (Dosen-) Sahne, Schokososse aus der Spritzflasche und Kirschen in ihrem Originalbehältnissen stehen auf dem Tisch. Einziger Luxus: der Kirschglasdeckel ist schon runter.
Das Essen ist gut, Note 2 bis 2- würde ich mal sagen. Dem Service fehlt es etwas an Aufmerksamkeit und Auge fürs Schöne. Wie beim Eis: Warum nicht fertig servieren? Oder wenigstens die Kirschen in einen neutralen Behälter? Schon klar: macht er beim Kaptain und Offizieren auch nicht.
42° 26,770’ N 17° 23,967’ W (300ft. Kabinenfenster)
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Abendessen mit Wundenlecken
(2007-05-20 18:46)
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Woche 1
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Achim leidet noch immer. Nicht stark, sagt er jedenfalls. Und seinem Gesicht ist auch nichts zu entnehmen. Aber vom gestrigen Tag hat er wohl noch etwas nach heute mitgenommen.
Ich fühle mich wieder pudelwohl. Koch hat gebacken, schlichter Topfkuchen, Offiziere essen wenig von seinem Kuchen. So bleibt mir ein willkommener Abendhappen, denn 17:30 Abendessen ist mir zu früh.
Zum Abendessen gab es “Stumped Pepper”. Was sich als gefüllte Paprikaschoten (Reis und Fleisch) in Suppe entpuppte. Nach dem Mittagessen deutlich zu viel für mich, dann lieber den frischen Salat mit Schafskäse. Die Standardbeilage.
Der Chief Mate hat ein Neuigkeitsblättchen verteilt. Das tägliche Nachrichtentelegramm. Mit Bundesliga. Wer war jetzt gleich Meister geworden? Nicht Bremen, soweit konnte ich es mir merken.
41° 53,732’ N 18° 18,962’ W (26ft)
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Vorbeifahrt Sao Miguel
(2007-05-21 14:59)
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Woche 1
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Schon am Morgen angekündigt: Heute kommen wir in Sao Migual vorbei. Und gegen 13:30 zeichnete sich am Horizont auch ein Schatten ab. Bis knapp vor 16 Uhr habe ich Steuerbord gestanden und die Aussicht genossen. Dann war Kaffeezeit und der Kurs mittlerweile auch wieder weg von der Insel.
Portugals höchster Berg (2351 Meter) liegt im Dunst. Nur mit Mühe und starken Zoom lassen sich Details erkennen.
In der Bildergalerie die kümmerlichen Reste, die mit der Bildbearbeitung aus dem Dunst heraus zu holen waren.
37° 46,497’ N 24° 56,259’ W (16ft)
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Ochsensteerte
(2007-05-21 21:06)
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Woche 1
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Kadett Bleeker klopft. Der (polnische) Kapitän hat im Kühlraum Ochsensteerte gefunden und ihn gefragt, was das denn wäre. Und da er sich auch nicht ganz sicher war, nutzt er die Anwesenheit weiterer Deutsche an Bord.
Ich sach nur: wenn man nicht weiss, was es ist, dann kann man es auch nicht essen.
36° 40,545’ N 27° 29,835’ W (90ft)
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Am Anfang des Schiffs
(2007-05-22 10:40)
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Woche 2
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Ganz am Anfang des Schiffs, Top, wie der Kapitän sagt, ist es fast noch am Schönsten.
Der Lärm der Maschine bleibt auf halben Weg dahin hinter einem. Nur noch gelegentlich ein Kühlcontainer, dann, ganz vorne, fast Stille. Nur das Brechen der Wellen am Bug, das regelmässige Auf und Nieder, die damit verbundenen Änderungen im Tonfall sind zu hören.
34° 49,715’ N 31° 53,881’ W (20ft)
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überraschende Notfallübung
(2007-05-22 14:58)
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Woche 2
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Regelmässig finden an Bord Evakuierungs- und Feuerübungen statt.
Z.B. heute. Um 15:20. Also so richtig überraschend. In den letzten drei Tagen wurden wir mehrfach darauf hingewiesen, dass heute Übung ist.
Um 15:22 scheppert also das Signalhorn. Naja. Es krächzt. Ob ich das höre, wenn ich schlafe? Gut, kurz darauf der Chief im Bordlautsprecher. Das hört man. Und er verrät auch gleich, dass es nur eine Übung ist.
Als erstes “Schiff verlassen” üben. Das ist einfach. Rechts aus meiner Kabine raus, Gang runter, Tür am Ende rechts. Da wo mein Liegestuhl steht. Da sind auch die Rettungswesten und Überlebensanzüge. Versammelte Mannschaft trifft sich dort, lediglich der Kapitän und der Erste Maschinist bleiben auf ihrem Posten.
Chief Mate erzählt noch einmal die Geschichte mit den Rettungswesten. Dann kommen die Überlebensanzüge drann. Und tatsächlich wird eine Anzug ausgepackt und ein kleineres Besatzungsmitglied quält sich in den Anzug. Was nicht ganz einfach ist, weil die Hände in unförmigen Handschuhen stecken. Damit muss der Verschluss am Hals abgedichtet werden, gleichzeitig aber auch die Luft aus dem Anzug herausgepresst werden, weil man sonst nicht in das Rettungsboot passt.
Das Rettungsboot ist die nächste Station. “Allemann rein!”. Bis wir die Treppe runter sind, die diversen Absperrungen entfernt und die Tür geöffnet ist, hat sich das “Allemann rein” in ein “will es wer wirklich probieren?” reduziert. Zwei Mann sind dann tatsächlich reingeklettert.
Gute Nachricht: Tragfähigkeit 32 Personen. Wir sind 19 plus 2. Da ist Luft.
Für die zahlenden Gäste war damit der Übungsteil beendet, wir wurden auf die Brücke beordert. Für die Mannschaft folgte noch “Feuer im Maschinenraum”. So als entfernter Beobachter von der Brücke kann ich nur sagen: subjektiv finde ich 10 Minuten für das reine Anlegen des Pressluftatmers und Feuerschutzanzugs relativ lang. Wenn man noch reinrechnet, dass er auch noch geholt werden musste und ausgepackt wurde… Ob es danach im Maschinenraum noch viel zu retten gibt?
Andererseits und theoretisch haben sie eine CO2-Löschanlage, die im Feuerfall den Maschinenraum flutet. Da brennt und lebt dann sowieso nix mehr. Theoretisch. Praktisch möchte man das wohl eher nicht erleben.
Nebenbei hat ein anderer Trupp noch Schläuche ausgerollt und etwas Wasser über Bord gespritzt. Und dann wieder alles rückwärts, raus ausse Klamotten und Schläuche eingepackt.
Einen Helm habe ich immer noch nicht. Aber einige Besatzungsmitglieder auch nicht. Oder tragen ihn nicht.
34° 0,404’ N 33° 53,461’ W (60ft)
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Sonnenuntergang
(2007-05-22 19:06)
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Woche 2
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Maschinenraum
(2007-05-23 9:36)
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Woche 2
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Als Lehrling auf der Werft habe ich einige Schiffe gesehen. Und später, in der Zeit nach der Lehre auch als Geselle mal an der Kaje Kolben gezogen (nein, das war glaube ich, sogar noch als Lehrling). Ich hatte das Glück, den Zylinderdeckel abnehmen zu dürfen. Und musste nicht nach unten in die Kurbelwelle. (Was eigentlich das Kurbelwellengehäuse ist, aber so klingt das cooler. Genau anders herum als es an dem Ort ist.)
Was ich nie gesehen habe war eine laufende Hauptmaschine. Jedenfalls nie bewußt. Heute also zum ersten Mal. Und was war? Nix. Ausser einem infanalischen Lärm (ich tippe u.a. auf die Turbolader) ist das laufende Stück nicht viel anders als eine stehende Maschine. Aber wieder richtig männeraufregend spannend.
Heute nur Kurzbesuch, ich glaube, Achim ist nicht so für Technik. Und ich habe Gelegenheit, die richtigen Knipskasteneinstellungen für den doch dunklen Maschinenraum zu finden.
Oben ein “Ersatz-”Kolben. Durch den Boden (datt grüne) geht die Kolbenstange, an deren Ende der Kreuzkopf sitzt. Eine Ebene unter uns standen auch der 2. Maschinist und ein Helfer und haben gerade die Dichtung für die Kolbenstange befestigt. Kein Foto. Mist.
Dafür den imposanten Ölverteiler an der Hauptmaschine.
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gestern zwei, heute bisher eins
(2007-05-23 13:36)
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Woche 2
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So viel ist mal sicher: auf dem Atlantik ist nicht viel los. Für mich seit Tagen mal wieder das erste andere Schiff: die English Star.
Woher man weiss, dass das Ding English Star heisst? Weil die meisten größeren Schiffe so ein Zauberding
an Bord haben. Das sende die eigenen Daten aus, so dass Schiffe in der Umgebung sehen können, was da gerade ankommt. Und so sieht man in diesem Fall, dass wir von der English Star in 1,6 Seemeilen Entfernung passiert werden. Inklusive derer und unser Steuerkurs und so.
Normalerweise ist das Gerät in einer Listendarstellung, nahe Objekte zuerst. Und im Ärmelkanal war die Liste voll mit Objekten. Ganz nett, weil so kann man Funkkontakt aufnehmen.
Gestern nur die Aufbauten eines größeren Schiffes relativ nahe an uns vorbeiziehen sehen. Was es war? Keine Ahnung, AISGPS zeigte nichts an. Wir tippten daher auf das Militär…
Ich zum Kapitän: Any ships?
Kapitän: No other ships. Much more saftiy this way.
3o° 34,721’ N 41° 46,553’ W (15ft)
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Zirkus mit zwei Bühnen
(2007-05-24 10:58)
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Woche 2
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Gestern habe ich etwas viel Sonne abbekommen. Also Schutzfaktor 50 auf die Nase und Schutzfaktor 25, Kindercreme, blau auf den Rest. Und immer schön im Schatten rumdrücken.
Was nicht einfach ist. Denn auf der Brücke gab es eine Zirkusvorstellung auf zwei Bühnen.
Auf der einen Bühne turnten zwei Mannschaftsmitglieder auf dem letzten Kran herum und haben die Schmierstreifen entfernt. Artistische Höchstleistungen, schwankendes Schiff, 16 Meter hoch (Augenhöhe Brücke), Besen, Wischeimer mit Waschlauge und immer eine Hand für den Mann und eine für den Wasserschlauch.
Auf der anderen Bühne versuchte der Kapitän und der Chief Mate zu verstehen, warum das Windows noch mal aktiviert werden will, obwohl sie doch schon so eine lange Nummer eingegeben haben. Und da der Chief Mate mich gestern ausfragte, was ich denn so mache, haben wir gemeinsam den Unterschied zwischen Installations-ID und Aktivierungs-ID gelernt. Und wie man ein Windows aktiviert, wenn man keine Internetverbindung hat. Und auch nicht mal eben irgendwo anrufen kann.
Beim Eintreffen an Bord meinte die Plage, dass ich mit meinem Notebook die Gesamtrechenleistung an Bord wohl verdoppelt habe. Sehr romantische Vorstellung, wie ich mittlerweile rausgefunden habe. Bereits auf der Brücke stehen zwei stinknormale PCs mit Bürodruckern und Scanner. Chief Mate kam mit seinem Notebook auf die Brücke, bei Lademeisterraum stehen mindestens zwei PCs… Und Listen in Excel erstellen können sie klasse. Regelmäßig liegt am Frühstückstisch wieder ein Zettel, den die Passagiere ausfüllen dürfen.
27° 23,813’ N 48° 57,730’ W (56ft)
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Umweltschutz
(2007-05-24 16:42)
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Woche 2
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Wo ich hier so auf dem Sonnendeck im Schatten liege fällt mir das erste Mal direkt auf, dass das mit dem Umweltschutz und der Seefahrt immer noch zwei verschiedene Welten sind.
Wenn ich nach oben blicke, dann sehe ich die Rauchfahne unserer Hauptmaschine. Die Abgase des Schweröls kommen ungefiltert direkt aus dem Rohr, kein Rußabscheider, an Katalysator ist nicht zu denken.
Und in unserem Fahrwasser tanzen die Plastikflaschen und Getränkedosen. Bioabfall ist sicher unkritisch, Blech und Glas wahrscheinlich auch nicht tragisch, aber trotz Verbot geht noch genügend Plastikmüll mit von Bord.
Nicht schön.
26° 32,799’ N 50° 48,873’ W (56ft)
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schräges Regenwetter
(2007-05-25 8:25)
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Woche 2
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Heute morgen bei Regenwetter aufgewacht. Das Schiff wurde süßgewaschen, wie Achim dazu sagt. Überall schwappt Wasser. Im Radar sieht man entfernte Regenwolken, trotzdem ist die Luft warm.
Meinen Sonnenbrand erfreut es. Bei dem Wetter kann ich gleich noch mal nachmessen, welche Schräglage wir denn so durchleben. Weil heute morgen habe ich unvorsichtigerweise wieder eine Wasserflasche auf dem Schreibtisch stehen lassen. Sie war zugeschraubt, dass zumindest habe ich schon gelernt. Aber nach dem Frühstück lag sie doch auf dem Boden.
Das Foto zeigt das Kippen in eine Richtung. D.h. so ungefähr 7 Grad kippen wir insgesamt hin und her. Nicht wie ein Uhrenpendel, sondern sehr unregelmässig. Mal weniger, mal mehr, innerhalb von Minuten ist alles dabei. So ein Zyklus (3° hin und 3° zurück) dauert sieben bis 10 Sekunden, dann legt es sich wieder.
Gefühlt ganz ok. Tassen nicht bis oben hin voll machen, Suppenteller nicht bis an die Grenze füllen, lieber nachnehmen. Ansonsten, auch auf dem Klo und in der Dusche eher problemlos. Beim Duschen einfach mit dem Hintern an die Wand, dann kann man mit beiden Händen Haare waschen.
24° 4,828’ N 56° 3,666’ W (17ft)
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kleine Wäsche Nummer 2
(2007-05-25 14:45)
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Woche 2
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Da heute Regenwetter und groß Reinemachen ist, schließe ich mich der allgemeinen Stimmung an.
Draussen ist es nach wie vor ungemütlich. Zum einen, weil es gelegentlich regnet. Zum anderen, weil die Crew das Schiff putzt und es gelegentlich von oben Putzwasser regnet. Und drinnen das Treppenhaus rauf und runter ist zu öde.
Also den Schrank auf, rechts unten steht ein Eimer, darin ein Karton Waschpulver. Eine Hose, drei schwarze T-Shirts, zwei Unterhosen und zwei ungleiche Paar Socken in den Eimer, Waschmittelkarton oben drauf und dann doch ins innere Treppenhaus.
Fünf Stockwerke tiefer ist die Wäschekammer, enttäuschenderweise ohne Service. Dafür durchaus schön ausgestattet: zwei Industriewaschmaschinen, eine für Dreck- und die andere für Normalwäsche reserviert. Dazu zwei Industrietrockner. Und noch mal in der Ecke eine Haushaltswaschmaschine nebst Haushaltstrockner. Zwei-Klassen-Gesellschaft an Bord.
Also selbst die Maschine gefüllt, Waschmittel und Programm eingestellt und ab dafür… 2 Stunden später kommt der trockengeschleuderte Kram in einen der beiden riesigen Industrietrockner. Weil die blasen mit niedriger Temperatur in 30 Minuten die Wäsche trocken. Sehr schön.
Das heisst zwei Mal fünf Stockwerke runter und wieder hoch. Is ja gesund und tut mir gut.
23° 7,665’ N 58° 4,928’ W (59ft)
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Regengedanken
(2007-05-25 16:58)
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Woche 2
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Regenwetter tut dem Buch gut. Jedenfalls vom Volumen her. Ach je. Ob das was wird.
Eben auf der Brücke die Lage gepeilt. Ich schätz noch gut 600 Seemeilen (bei 20 Knoten sind das 30 Stunden, aber was verstehe ich vom Kartenlesen), morgen kommt wieder Land in Sicht, gegen 20 Uhr sollten wir rechts neben der Dominikanischen Republik angekommen sein. Dann noch so zwischen die Inseln durch und unten rum nach Caucedo.
Auf der Brücke ist der Steuerstand geöffnet. Viel Nichts, ein dickes Kreiselkompasstönnchen und noch ein mächtiger Sack Leitungen an Klemmverbindern.
Ich gucke da so rein, kommt der Chief Mate von seinem Sessel.
Chief: Everything broken!
Ich: So we are sinking?
Chief: No, we are here to high above the water and won’t notice.
Pause.
Chief: And don’t talk about sinking. Strictly prohibited on ships.
Ich: I will do my very best.
Heute abend werden wir das letzte Mal die Uhren um jeweils eine Stunde zurückstellen. Vorbei sind die schönen 25-Stunden-Tage.
22° 47,240’ N 58° 47,520’ W (250ft)
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Wir haben einen Plan
(2007-05-26 11:16)
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Woche 2
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Der wird zwar gelegentlich mal geändert, aber wir haben einen Plan.
Ansonsten ist es heute trübe, mollig schwül und der Kapitän mit der Funktion der Klimaanlage unglücklich.
Weiterhin haben die bordeigenen Spezialisten (ich nehme mal an, dass wir mehrere von dieser Sorte haben) neue Überstülper für die beiden Befestigungsanschlüsse der Suchscheinwerfer gebaut. Gestern war noch eine einfache Plastiktüte über das gefettete Rohrende gebunden, auf das normalerweise das andere Rohrende des Suchscheinwerfers gesteckt wird. Heute morgen wurde dann ein Stopfen aus PE drübergesteckt, der mit einer langen Schraube seitlich gesichert wurde. Das mit der Schraube hat wohl Missfallen beim Kapitän ausgelöst, ausserdem würde der Stopfen verloren gehen, wenn man ihn abnimmt. Also hatten sie sich ein Stück Tau besorgt und versuchten nun, Tau und Stopfen aneinander zu bringen.
Schade, dass ich davon keine Fotostory machen darf… aber immerhin ist das Ergebnis für die Welt konserviert.
(Der Farbfleck auf dem Plan ist der Versuch, die Überbelichtung durch die wellige Einschlagfolie auszugleichen. Sonst kann man da nämlich nix lesen.)
19° 56,434’ N 64° 45,317’ W (56ft)
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Puerto Rico backbord
(2007-05-26 19:02)
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Woche 2
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Also da Backbord (Liebe Leser, stellen Sie sich für diesen Text einen Holgi vor, der mit dem Arm lässig in irgendeine Richtung zeigt. Vorzugsweise eine Richtung, in der es dunkel ist. Und gelegentlich blitzt. Das ist dann für diese Geschichte Backbord, was links ist. Wenn Sie möchten, können Sie auch auf das mit den Richtungen verzichten, es tut sowieso nichts zur Sache. Sie werden es sicher schon gemerkt haben: da es kein Foto gibt, gibt es auch nix zu sehen.) liegt jetzt Puerto Rico.
Genau. Da, wo auch diese fette schwarze Regenwolke mit den gelegentlichen Blitzen liegt.
Wie weit es bis Puerto Rico ist? 20 Seemeilen.
Und bis zur Wolke? Na, 5 Seemeilen würde ich mal sagen. Nase nicht zu weit rausstrecken, sonst schlägt der Blitz ein.
Vielleicht können wir ja von Isla Mona was sehen. Um 22 Uhr.
22 Uhr?? Wohl eher nicht, wenn überhaupt nur Lichter. Morgen wird ein langer Tag, Landgang! Husch husch ins Bett und noch etwas über Herrn Lehmann (Sven Regener) hören.
18° 47,571’ N 67° 9,456’ W (88ft)
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Über den Atlantik
(2007-05-27 8:05)
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Woche 2
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Mit dem Eintreffen in Caucedo ist die Überfahrt über den Atlantik beendet. Eine gute Gelegenheit, die Tage vom 19. bis zum 26. Mai zusammenzufassen.
Erstmal die negative Seite: Atlantik ist vergleichsweise langweilig. Die Schiffe, die ich gesehen habe, kann ich locker an den Fingern einer Hand abzählen (O.K., gelogen. Aber es kommt einem schon wenig entgegen.). Bis auf den ersten Tag (Seekrank) hat sich der Atlantik von seiner braven Sorte gezeigt: total platt. Wenig Wind, daher kaum Seegang. Mit Glück gibt es fliegende Fische. Sind aber kamerascheu, nix zu machen.
Wenn man auf den Atlantik verzichtet erspart man sich 8 Tage, Rückfahrt noch mal 8 Tage, macht 16 Tage weniger. Damit wird die Tour Caucedo->Valparaiso->Caucedo fast urlaubstauglich. Was uns auch einen weiteren Mitreisenden bescheren wird, der exakt diese Strecke mitfährt.
Finanziell dürfte es ein knappes Nullsummenspiel sein, ich habe es nicht durchgerechnet. Einen Tag vorher in Caucedo per Flugzeug anreisen, eine Nacht im Hotel. Dann später wieder zurückfliegen. Ob man da Geld spart?
Nun die positive Seite: Die Vorbeifahrt Sao Miguel war toll, bei Puerto Rico und Isla Mona hat das Wetter nicht mitgespielt. Aber es gibt ja noch die Rückfahrt.
Dazu kommt die Revierfahrt im Ärmelkanal, auf der Elbe und Schelde. Ich fand es sehr spannend. Und freue mich schon auf den River Thames und noch mal die Elbe. Verpasst man natürlich, wenn man später zusteigt/früher aussteigt.
Wer auf Sonne steht, findet sicher am Top seinen Platz zum Brutzeln und Lesen.
Mein Fazit: Eine Zeitfrage. Wer sie hat sollte sich den Atlantik gönnen. Wer nur Panamakanal und Südamerika erleben will sollte in dieser Ecke zusteigen.
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Auf Reede vor Cuacedo
(2007-05-27 8:30)
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Woche 2
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4:00
Irgendwann nachts bin ich aufgewacht. Etwas war anders auf dem Schiff. Komisch.
Ach ja. Das Grollen fehlt, die Maschine ist aus. Wir sind in Caucedo.
7:15
Brückenbesuch. Nicht ganz Caucedo, wie schon vorher klar war. Ankunft war für 6 Uhr geplant, also haben wir ab 4 Uhr auf Reede gelegen. Und wie ein Brückenbesuch zeigte, werden wir das auch noch eine Weile tun. Der Hafen ist klein und vor uns noch viele Schiffe.
Zeit für ein Regenfoto.
Sichtweite ca. 5 Seemeilen, um uns rum 8 Schiffe. Wie am Bahnhof: alle warten.
8:20
Wir liegen immer noch.
Wenn wir jetzt loskommen würden, wären es sicher noch mal 2 Stunden bis in den Hafen. 20 Seemeilen fehlen zum Hafen, dazu kommt ein kleines Revier und das Rumgezuppel beim Anlegen. Und dann noch die Hafenbehörden.
Mittagessen gibt es also voraussichtlich noch an Bord.
9:23
Kontrollgang zur Brücke. Gelegenlich gibt es auf dem Annäherungsradar eine Warnmeldung über in unsere Sicherheitszone eindringende Objekte. Tief hängende Regenwolken, die dann manuell identifiziert und als ungefährlich markiert werden.
Ansonsten treiben wir mit einem Knoten im lauen Wind. 1500 Meter nach unten ist der Meeresgrund.
10:40
Der Dritte hat Wache auf der Brücke. Hört Modern Talking und Abba und singt mit. Das hält die Piraten fern…
Und teilt zwischendrinne mit, dass Anlegen nun für 16 Uhr geplant ist. Also doch Mittagessen an Bord. Hier der Plan:
(Breakfast: Cheese Omlet, Lunch: Mushroom Soup, Tender Steak, French Fries, Corn on Cob, Ice Cream, Dinner: Labskaus)
12:50
Tender Steak mit Maiskolben am Stück (und Zahnstochern zum Festhalten) war sehr OK. Danach gab es Eis in robuster Deckung (Sahne in der Sprühdose, Schokososse in Plastikquetchflasche und Kirsch im Glas, alles originalverpackt, auf den Tisch gestellt).
Um uns herum liegen mindestens fünf Containerfrachter, gemeinsam lassen wir uns treiben. Bei einer Seemeile pro Stunde verändert sich die Lage nicht.
14:25
Die MSC Colombia belegt unseren Platz, Entfernung lt. AISGPS 11 Seemeilen. Und soll um 16 Uhr auslaufen. Was meint der Prophet Kapitän: “I don’t think so. Maybe another 6 hours.”
Na dann. Vielleicht ist das Wetter bis dahin auch besser. Sicht klart etwas auf.
Wobei: bis dahin ist es dann Nacht. Und nachts will ich nicht ashore. Jedenfalls nicht in dieser Gegend. Und unsere Liegezeit ist auf 12 Stunden angesetzt. Damit bewegen wir uns langsam in ein Zeitfenster, wo Landgang wohl ausfallen dürfte.
Und die Zeitverzögerung? Alles im Plan, sacht der Kapitän. “Panama is fixed, we are booked” meint er und reibt Daumen und Zeigefinger aneinander, “too expensive.”
16:10
Der Zwote meint, dass der Lotse vielleicht um 19:00 kommt. Also kein Landgang. Jedenfalls nicht mehr heute.
Mit Achim eine Krisensitzung in der Offiziersmesse. Eigentlich wollten wir Kaffe trinken, gab aber keinen, der Steward war nicht zu finden. Und fürs “Selber machen” sind wir nicht befugt. Dafür stand ungewöhnlicherweise Topfkuchen rum. Es muß ein Gesetz geben, dass bei Atlantikquerungen Topfkuchenbacken verboten ist.
Stay tuned for coming announcements.
18:15
Etwas rumpelt im Schiff. Beim dritten Versuch springt die Maschine an. Es geht los nach Caucedo.
18° 8,251’ N 69° 35,881’ W (58ft)
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Einlaufen in Cuacedo
(2007-05-27 20:36)
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Woche 2
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Dieses Mal machts der Kapitän fast ganz alleine. Mit 5 bis 7 Knoten auf den Hafen zu, gelegentlicher Funkverkehr, ob und wann wir denn einen Lotsen bekommen.
Also mutig voran, die Strecke ist nicht schwierig, im weiten Bogen um ein wartendes und ein auslaufendes Schiff herum.
Dann, rund eine Meile vor der Hafenmauer stossen Schlepper und Lotse zu uns. Schlepper legt sich ans Heck, weiter tut sich nichts auf dem Schlepper. Plötzlich tutet sein Horn. Und hinten aus der Kabine springt der Helfer, der vorne unser Tau schnappen muss.
Das Einparken ist in Caucedo etwas kniffelig: mit der Bug nach links einschlagen, dann anhalten, mit dem Heck ziemlich weit nach links nachlegen (damit ist der Bug wieder rechts) und schön sinnig rückwärts an die Kaje ranfahren.
Die hat so große Gummipuffer drangeschraubt. Und schnell wurde klar, wozu die gut sind: ist wie Autoscooter, die Ems Trader stößt dagegen, prallt zurück, Festmachtaue ziehen wieder an, nochmal das Spiel.
Apropos Taue: Das war auch keine einfache Geburt. Erst war das Tau am falschen Poller und dann gab es auch noch Schwierigkeiten, es vom falschen auf den richtigen Poller umzulegen. Sehenswerte Akrobatik mit einem Gabelstapler und schlussendlich noch einer Turneinlage auf dem Poller.
Am Temperament von Lotse und Festmachern merkt man, dass wir in Südamerika sind. Oder sonstwo. Jedenfalls nicht Nordeuropa.
Angesagt war Caucedo für 6 Uhr. Jetzt ist es gut nach 20 Uhr. Kapitän fragt den Lotsen, wann er denn wieder raus kann.
Lotse: “We close the port tomorrow from 6 to 9 30. So later. 10 perhaps.”
Kapitän später zum Chief: “Welcome to hell.”
Und unten warten die Geier.
18° 25,448’ N 69° 37,830’ W (17ft)
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Caucedo: auch Laden ist nicht im Plan
(2007-05-28 11:00)
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Woche 2
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Geplant war so um 10 Uhr raus aus Caucedo. Um 11 Uhr wird immer noch mit einer Brücke geladen. Ein gutes Zeichen, denn wenigstens die anderen beiden Brücken sind weg.
Es geht also dem Ende zu.
Ich leihe mir derweil vom Wachposten-Crewmitglied den Schutzhelm, tausche ein paar Blicke mit dem Security-Guard der DP-World/Caucedo, zeige auf die Kamera, er hebt den Daumen und ich laufe zwischen der Ladebrücke rum.
18° 25,448’ N 69° 37,830’ W (17ft)
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Auslaufen aus Cuacedo
(2007-05-28 13:00)
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Woche 2
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Um 12 Uhr 15 war die Abfahrt dann in vollem Gange. Ungünstig, es gab gerade Mittag. Also schnell zu Ende gegessen und rauf auf die Brücke.
Keine halbe Stunde später war das Thema auch schon durch. Leinen los, Schlepper zum Steuern hinten dran, vorne mit dem Bugstrahlruder in den Kurs gedreht, halbe Kraft voraus, einen weiten Bogen und aus die Maus.
Für die Strecke nach Cartagena holen wir mächtig auf: statt bisher mit 90% Maschinenleistung zu fahren, gibt der Kapitän alles. Statt 19,8 Knoten pflügen wir mit gewaltigen 22 Knoten durch die See.
18° 25,448’ N 69° 37,830’ W (17ft)
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Richtung Cartagena
(2007-05-29 10:20)
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Woche 3
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Vor uns liegt Cartagena.
Und davor mal wieder Regenwetter. So schön die Atlantiküberfahrt war, so feucht und warm begrüsst uns die karibische See.
Landgang in Cartagena? Wäre ja mal nett.
12° 21,240’ N 74° 28,601’ W (75ft)
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Cartagena voraus
(2007-05-29 16:50)
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Woche 3
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Rapppeln in der Rundsprechanlage. Chief Mate meldet sich zu Wort:
“Attention crew and passengers. Attention crew and passengers. All outer doors of the vessel will be closed during harbor Cartagena. Security level is raised to two. Only entering the ship through the door” und so weiter.
Wir haben also Sicherheitslevel 2. Das ist neu. Bisher waren im Hafen zwar auch alle Aussentüren abgeschlossen, aber nun gibt es auch noch den erhöhten Sicherheitslevel.
Landgang in Cartagena. Nicht wenn es dunkel ist. Muss ich mir nicht antun. Die Tourist-Info zu Cartagena liest sich nicht vertrauenserweckend (Stadtteil sowieso ganz meiden, Altstadt nachts meiden). Vielleicht bleibt morgen früh noch Zeit. Dann will Achim auch mit.
10° 36,664’ N 75° 42,667’ W (102ft)
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Cartagena sehen und sterben
(2007-05-29 22:51)
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Woche 3
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(Nein, Mama, nicht wirklich. Ist nur eine Anlehnung an einen Romantitel. Habe ich als Titel geklaut. Du kannst beruhigt weiterlesen.)
Die Hafeneinfahrt nach Cartagena fand wieder am Abend statt, wir schleppen immer noch den Zeitverzug aus Causedo mit uns rum.
Durch eine kleine Meerenge geht es hinein in ein großes Becken. Die Sonne erlischt spektakulär rot im Meer hinter uns, neben uns ein Piratenschiff (so ein Filmpiratenschiff. Vielleicht eine Hochzeit?), dann geht es links herum und direkt auf die Stadt Cartagena zu.
Mittlerweile ist es stockdunkel und ich stehe mit dem falschen Objektiv an Deck. Naja. Auch mit dem richtigen Objektiv wäre es schwierig. Dunkel ist ohne Licht und das ist für Fotos nicht gut.
(Moment, ich hole mir mal eben einen Becher mit Islay, kann der warm werden, während ich schreibe.)
Cartagena vom Hafen. Spektakulär. Ich sach nur spektakulär. Spektakulär. Spektakulär. Spektakulär. Spektakulär. Spektakulär. Waaaaahnsinn.
Nach dem Einlaufen gleich noch mal aufs oberste Deck, einfach nur hinsetzen und gucken. Gut, nebenbei kann man probieren, ob es WLAN gibt, was mich rein läßt. WLAN ja, reinlassen nein.
Also noch etwas sitzen. Und gucken. Spektakulär. Spektakulär. Spektakulär.
Dann die Uhrzeit im Herzen bewegt. 6 Uhr auslaufen. D.h. um 4 wieder da sein. Wenn ich ashore gehe. Meine beiden älteren Herren (Achim und Bram) gehen nämlich nicht mit. Haben sie verkündet. Nicht nachts.
Mir ist dabei unwohl. Chief Mate befragt. Wenig hilfreich. Meint, Berlin wäre auch gefährlich. Recht hat er. Aber ich bin ein Weichei. Der Gedanke an vor mir stehende junge Männer, die mir die Übernahme meines Eigentums anbieten, macht mir Angst. Und ich könnte sie noch nicht einmal angemessen beschimpfen. Weswegen? Kommen ich gleich noch zu.
Also noch etwas auf Cartagena bei Nacht geguckt. Spektakulär. Spektakulär. Spektakulär.
Dann eine Entscheidung gefällt: Runter vom Schiff, Taxifahrer schnappen, nächste Internet-Cafe, Daten hochladen, wieder zurück. Nix mitnehmen, nur Notebook.
Also ashore.
Erstmal beim Chief Mate Papiere besorgen, nicht den Pass sondern son Landgangdingens. Dann von Bord, dann vorbei an den beiden Kontrollfuzzies. Dann mit dem Shuttle zum Gate und wieder ein Kontrollfuzzie.
Dann, ähm, dann läuft eine Menschenmenge auf mich zu. Schimpfend, rufend, laut auf mich einredent. Komisches Land. Die sprechen meine Sprachen nicht. Keine meiner Sprachen. Gut, viele Sprachen sind das nicht. Aber zumindest eine davon ist eine Universalsprache. Macht es mühsam.
Ich sach “Next Internet-Cafe with WLAN”. Nehme den Taxifahrer, der bei den Wörtern am Schlausten zurückblickt. 5 Dollars. Gebongt. Und hinterher wolle ich doch sicher in eine Bar, fragt der Fahrer. Naja. Da bräuchte es meine Sprachen vielleicht nicht. Will ich aber nicht hin.
Das Internet-Cafe leitet am Abend eine Hübsche, sie telefoniert, weiss ansonsten wenig von dem was da vor sich geht und läßt mich einfach ihren Stecker in meine Dose stecken. Schon hat das Notebook Netz und es kann losgehen.
Während die Hübsche telefoniert schiebe ich die Texte und einen kleinen Teil der Fotos rüber.
“Can I have some water?”
“Quievieri oaoo di crano moiva di fichero da?” (oder so, kann auch ganz anders gewesen sein)
“With Gas, thanks!”
Sie verschwindet durch die Tür nach draussen, kommt mit einer eiskalten Flasche Selter mit Kohlensäure wieder, schwebt neben mir ein, ist milchkaffeebraun, riecht spektakulär und stellt mir Flasche nebst Strohhalm hin.
Klappt doch gut. Sie telefoniert weiter. Leise, Fetzen klingen herüber.
“si… americano… importanto…”
Halbgut erkannt. Weniger gut passe ich in ihre Zeitplanung. Sie will den Laden schliessen.
“I must sleep!” sacht sie.
“This is not the day for sleep” sach ich und sie lächelt so wie sie alle lächeln, wenn sie dich nicht verstehen.
Na gut, Texte und ein paar Fotoalben sind übertragen. Wenigstens etwas. Nächstes Cafe nächster Versuch, vielleicht übermorgen. Und der Taxifahrer hat brav gewartet und mich wieder zurück gebracht. Und das Internet-Cafe-Mädel bezahlt und die Brause. Das alles für 15 Euro. Und mich nachher noch auf 20 Euro hochgehandelt, weil er 5 Kinder hat. Und er das Geld braucht. Ich reiche sie ihm und sach “and for your seventeen grandchildren” und er lächelt. Weil irgendwie war mir das in dem Moment echt das Geld wert. Spektakulär.
Einlasskontrolle am Gate. Taschenkontrolle. Shuttle zum Schiff, Fahrer weiss den Weg. Noch `ne Taschenkontrolle am Security Check des Schiffs. Jungs, datt is eine schwarze Einkaufstasche in der is nur ein schwarzes Notebook und ein Ersatzakku. Und so wie ihr guckt würde ihr sowieso keinen Koks finden. Auch wenn der nicht schwarz is.
Was habe ich gelernt? Zwei Dinge:
Zum einen machen wir uns in Europa das mit den Kreuzungen auf der Straße unnötig schwer. Wenn eine Kreuzung kommt dann muss man eigentlich nur auf dem Gas bleiben und vorher ausdauernd hupen. Und drauf achten, dass nach links auf der Straße etwas Platz ist, falls aus der Nacht ein weiteres, nahes Hupen tönt. Zumindest nachts in engen Straßen wo man nix sieht geht das sehr gut. Und als Fahrgast dreht man einfach den Kopf in eine andere Richtung und bewundert die Gegend, durch die man gerade fährt. Erstaunlich, wie viele junge Mädels abends vor dem Haus stehen, um sich die Beine zu vertreten. Im Bikini Nachthemd, oder so. In diesem Cartagena. Spektakulär.
Zum anderen, dass ich einen Freund habe, der ganz liebevolle rührende Briefe über einen Gartenzwerg, Ehefrauen, Familienkalender, 21 und Netzwerkkarten schreibt. An mich. Abwesenderweise. Und ich habe nicht geweint. Hätte ich fast.
Wenn der Ausblick vorher nicht so spektakulär gewesen wäre. Einfach spektakulär.
Ach ja, ich darf nicht die Freundin vergessen, die nach mehr Lesestoff quengelt. Wenn die wüßte, was ich hier alles tue, um ihre Wünsche zu erfüllen.
Spektakulär.
10° 24,323’ N 75° 32,140’ W (42ft)
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Cartagena verlassen
(2007-05-30 9:14)
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Woche 3
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Nach dem Einlaufen bei Nacht am gestrigen Abend war das Auslaufen am Tage ebenso beeindruckend.
Zuerst geht es im Bogen an der entfernten Altstadt vorbei.
Dann folgt in einer nahen Vorbeifahrt die Skyline der neuen City. Gut, im Detail darf man auf manche Häuser nicht schauen, aber so ist das nun mal in einer Drogenhochburg.
Durch eine Bucht getrennt geht es an einer Insel vorbei, die die Bucht seeseitig schützt. Zum Meer gibt es eine enge Ausfahrt, ehemals geschützt von einer Befestigungsanlage.
10° 24,323’ N 75° 32,140’ W (42ft)
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Noch ein Sonnenuntergang und dann ins Bett
(2007-05-30 20:07)
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Woche 3
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Zum Abschluss einen Sonnenuntergang. 170 Fotos (war ja nur die 3/4 Stunde Auslaufen) sind im Kasten, einiges schon durchgeguckt.
Sonnencreme benutzt, in der Sonne gelegen. Sehr schön.
Ach ja, schön. Nicht schön ist die Luftfeuchtigkeit. Kurz habe ich beim Anblick der Palmen an einen größeren Umzug gedacht. Aber bei der Luftfeuchtigkeit freue ich mich, dass unser Schiff so eine schöne Klimaanlage hat.
9° 41,262’ N 79° 39,645’ W (70ft)
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vor Anker in Manzanillo
(2007-05-30 21:53)
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Woche 3
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Kaum denke ich, dass ich ins Bett kann fährt die Maschine die Drehzahl runter und das Schiff wird ruhiger.
Richtig, da war doch noch was: Einlaufen in Manzanillo.
Fällt wegen der Verspätung in Caucedo aus, unser Liegeplatz ist belegt. Also Anker werfen und bis 4 Uhr morgens warten. Wer weiss, ob dann ein Platz frei ist und wie es dann weiter geht. Wir sind immer noch gut 12 Stunden hinter dem Plan zurück.
Und müssen morgen in den Panama-Kanal. Soweit ich gehört habe, waren wir für den ersten Slot geplant. Das wird wohl nix werden, wenn wir erst noch in Manzanillo einlaufen wollen.
9° 26,217’ N 79° 53,060’ W (70ft)
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Verschlafen, Landgang in Manzanillo, Zahltag
(2007-05-31 13:17)
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Woche 3
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Nachdem gestern zum Ankern nicht klar war, wann wir überhaupt in den Hafen kommen, habe ich mir den Wecker nicht gestellt. Ein Fehler.
Prompt das Einlaufen verschlafen, auf den letzten paar Meilen lief die Maschine wohl nur ganz leicht. Und als ich es dann merkte war es schlicht zu spät.
Also runter zum Frühstück. Die Drei haben Landgang beschlossen.
Sprachinkompatibilitäten bleiben. Taxi zur Stadtmitte? 5 Dollar für jeden. Aha. Am Ende hat Bram für alle bezahlt. 5 Dollar. Wir waren sehr überrascht, aber Rückfahrt kostete die gleiche Summe. Fahrt abenteuerlich.
Manzanillo selbst ist nicht wirklich schön. Bis auf die Busse. Und an jeder Ecke stehen Fahrradpolizisten in sauberer Uniform und mit ihrem Mountainbike.
Einmal die Promenade runter gelaufen, etwas hier und da geguckt und wieder zurück.
An Bord lag dann die Zahlliste für die Getränke.
9° 21,560’ N 79° 53,033’ W (20ft)
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Manzanillo verlassen
(2007-05-31 16:57)
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Woche 3
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So, Manzanillo liegt hinter uns. Mit leichter Drehung fast gerade raus aus dem Hafen. Ohne Schlepperhilfe, nur mit Lotse.
Dann kurz mal die Maschine hochgedreht, Schwung geholt, auslaufen lassen und dann Anker werfen.
Wir warten auf den Panama-Kanal, zeitlich wg. Puffer voll im Plan. Nur noch zirka 15 Seemeilen.
Manzanillo war ein komischer Hafen. Durch kurze Revierfahrt schnell erreichbar. Viele Kaianlagen mit vielen Containerbrücken. Trotzdem nur wenige Schiffe im Hafen. Zumeist Leerstand. Merkwürdiges Konzept,
9° 26,951’ N 79° 52,881’ W (38ft)
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der Kapitän spricht
(2007-05-31 18:24)
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Woche 3
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Abendessen. Mit Käse überbackenes Fleisch an Kartoffel und buttriger Sosse.
Und dann passiert es: ich frage Bram, was Schleuse auf English heisst. Strategische Vorbereitung für eine Frage an den Kapitän, wann wir an der Schleuse sein werden.
“Lock” sagt plötzlich der Kapitän. Er kann also doch sprechen, ohne dass man eine direkte Frage an ihn stellt. Es folgt eine richtig lebendige und ebenso interessante wie auch kurze Phase der Unterhaltung, in der der Kapitän über den Kanal erzählt, die Kosten für die Alternativroute, was am Kanal gebaut wird und so weiter.
Ergebnis ist: morgen 2 Uhr 45 sind wir vor der Schleuse, dann kommt noch eine Mannschaft vom Panama-Kanal an Bord, das kann zwischen 30 Minuten und 2 Stunden dauern, nichts genaues weiss er nicht.
Sein Vorschlag: Er ruft uns 30 Minuten vorher in der Kabine an, wenn es soweit ist.
Wahrscheinlich will er uns aus den Füßen haben… :-)
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Panamakanal Atlantikschleuse
(2007-06-01 10:07)
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Woche 3
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3 Uhr 15. Es scheppert an der Tür. “Aufwachen!!”. Die dunklen Seiten der Schifffahrt. Mitten in der Nacht.
“Bist du wach?!” ruft es durch die Tür. “Ja, sofort.” Duschen, Zähneputzen und auf die Brücke.
Panama-Kanal, Atlantikschleuse bei Dunkelheit. Die Kamera wird es schon hinkriegen.
Technisch unterhaltsam geht es durch drei Schleusenkammern, vorne und hinten auf beiden Seiten jeweils eine Elektrolok. Jede hält uns mit zwei Stahlseilen in der Mitte der Kammern, der eigene Antrieb schubst uns voran. 26 Meter Höhenunterschied sind recht zügig geschafft. Zeit braucht es zum Öffnen und Schließen der Tore. Und bis das Schiff in Bewegung ist, die sogleich auch wieder abgestoppt werden muss.
Am Ende kommt noch einmal der Decksmannschaft, die die Kanalbetreiber an Bord geschickt habt. Sechs Mann für hinten, vorne habe ich nicht zählen können. Weil wir haben zwei Loks hinten drann (und vorne ebenso), jeweils drei Mann gehören zur linken und drei zur rechten Lok. Und die je zwei Seile der Loks liegen brav auf unterschiedlichen Hörnern eines Pollers der EMS TRADER.
Die Seile müssen nun runter. So tritt erst die eine Dreigruppe zu ihrem Pollerhorn und wuchtete die beiden Seilenden vom Poller. Fertig, sie treten beiseite. Dann die andere Dreiergruppe, die ihre zwei Seile von ihrem Teil des Pollers hebt. Auch geschafft.
Eine logistische Meisterleistung, denn es soll schon vorgekommen sein, dass die Gruppen ihre Seile verwechselt haben.
Um kurz vor 6 Uhr sind wir durch und liegen im Becken oberhalb der Schleuse. Nun heisst es wieder: Warten. Denn uns kommt ein Konvoi entgegen, der im engen Kanal nicht passiert werden kann.
In der Bildergalerie wieder spektakuläre Nachtaufnahmen.
9° 14,892’ N 79° 54,969’ W (32ft)
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Panamakanal - a man, a plan, a canal, Panama
(2007-06-01 20:30)
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Woche 3
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(Titelidee von Bram)
Um 14 Uhr geht es weiter am Gutam-See.
Der erste Teil geht über, naja, durch den See. Eine S-förmige Tour vorbei an Inseln. Man würde an Schweden denken, Bram sagte Mississipi (?), jedenfalls nicht Kanal. Ich finde, der Urwald erinnert stark an guten deutschen Mischwald. Wenn da nicht gelegentlich Palmen drinne stehen würden.
Geführt hat das Schiff der coolste Lotse bisher. Älterer Typ, kurz, behaart. Erst mal ein Essen einnehmen, im Stehen gab es Lachssteak süss sauer an Reis. Ist lecker, aber wer die Gräten nicht kennt, wird es hassen. Er kannte die Gräten scheinbar. Nach dem Essen richtete er sich auf, griff in die Hosentasche, holte einen Kamm heraus und unter lustvollem Stöhnen wurden die Haare gerichtet.
Kleines Schwätzchen mit dem Kapitän, unverständlicher Funkverkehr, unser Kapitän sagt “Lets dance!” und die Maschinen laufen.
Was macht der Loste? Er steht an seinem Tisch und schlägt die Tageszeitung auf. Liest, blickt kurz hoch, sagt eine Gradzahl an und blickt wieder zur Zeitung.
Heisse Socke. Und das bei einem “völlig normalem” Manöver: wir fahren auf der linken Seite im Kurveninnenradius an einem entgegenkommenden Dampfer vorbei. Gut, er lief dann auch mal hin und her, mehr Gradzahlen und so, aber die Tageszeitung wollte doch gelesen werden.
Den Rest der Fahrt habe ich drausen auf den Brückenauslegern verbracht. Dort habe ich meine Ruhe und kann rumlaufen und fotografieren. Morgen rächt der Sonnengott das wieder, aber egal.
Der zweite Teil des Panamakanals erinnert mich eher an einen Flußlauf. Links eine Eisenbahnstrecke, rechts gelegentlich Buchten. Darin dann eine kleine Insel, Rasen und eine Palmenhütte.
Im dritten Teil wird der Kanal dann sichtbar ein Kanal. Auf einer Seite wird kräftig gebaut, die Uferanlagen, die Berghänge, alles befindet sich zur Zeit in Bearbeitung. Wir passieren einen Steinhang, sind knapp 1000 Meter weg und es gibt einen dumpfen Knall. Sprengungen.
An einigen Stellen kann man sich nur zu gut vorstellen, mit welchen Problemen die Arbeiter vor rund 100 Jahren gekämpft haben müssen. Ein Hügel ist kanalseitig mit Drahtnetzen und Betonankern so bearbeitet, dass sich keine Felsen mehr lösen können und nicht mehr den Kanal versperren. Was, wie der Kapitän mit 15 Jahren Kanalerfahrung gestern erzählte, früher mehrfach passiert ist.
Kurz nach dieser Stelle dann der Ausblick auf die einzige Kanalbrücke:
(Den Knick in der Mitte hat sie der Panoramasoftware zu verdanken, die durch nichts davon zu überreden war, dass zu lassen.)
Dann, vor Panama City, noch zwei Schleusenanlagen mit je zwei Kammern. Miraflores. Es geht wieder zurück auf Meeresspiegel, nur das es jetzt der Pazifik ist. Direkt nach der letzten Schleuse legt ein Beiboot an und die Schleusenmannschaft geht von Bord. Geschlagene 18 Leute sind nötig gewesen, um vorne und hinten jeweils vier Drahtseile auf zwei Pollerhörner zu legen und wieder runter zu nehmen.
Dann geht auch unser cooler Lotse. Was sagt er zum Schluss zum Kapitän? “And don`t forget to come back. We need your money!”.
Bei Dämmerung unter der spektakulären Harbourbridge durch, dann liegt linker Hand Panama City, jetzt bereits in Dunkelheit. Ein unbeschreiblicher Anblick (hier wäre fast ein ein zweimaliges “spektakulär” angebracht, aber man soll Stilmittel nicht überreizen). Eine Nachthorizont voller rot glühender Hochhäuser. 20 Minuten auf der Brückentrepppe sitzen und nur gucken.
Dann bleibt Panama City am Horizont zurück, das Schiff hält auf Buenaventura zu.
8° 48,268’ N 79° 28,846’ W (32ft)
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langsamer Tag
(2007-06-02 8:54)
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Woche 3
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Auf dem Weg Richtung Buenaventura. Das Schiff läuft schnell, die Offiziere langsam.
Gestern war zumindest für die Leitungsebene ein langer Tag. Von 3 bis 20 Uhr habe ich den Kapitän auf der Brücke mehr ooder weniger beschäftigt gesehen. Von der Wartepause 6 bis 14 Uhr mal abgesehen, in der er ab 11 Uhr wohl auch keine Ruhe mehr hatte. Denn ab 11 Uhr sollte es losgehen, er war also sprungbereit. Der Dritte dürfte gut ausgeschlafen sein, ich sah ihn nur in der Wartepause auf Brückenwache.
Eben hockte der Kapitän vor der Zweiklassenwaschmaschine, wartete auf Progerammende und ließ mich dann einladen.
Langsame Tage.
Das Wetter ist regnerisch und warm. Seegang hoch. Vielleicht glaube ich es auch nur, die letzten Tage war die See flach wie ein Tisch.
Da sieht manches anders aus. Da sollte man mal richtig drüber nachdenken. Ganz in Ruhe. Wie anders es dann aussieht. Da jetzt etwas Ruhe ist, könnte man darüber nachdenken. Das Gefährliche beim Nachdenken ist immer, dass man dabei Einschlafen könnte. Dann wird das wieder nichts mit dem Nachdenken. Richtig Nachdenken kann man sowieso nur, wenn man etwas Ruhe hat und nicht einschläft. Dann sieht vieles ganz anders aus.
Die Frühstücksrunde dauerte heute auch lange. Achim, Bram und ich unterhalten uns über den Einzelhandel. Unterschiede in den Niederlanden und Deutschland. Bram erzählt dazu aus seiner Berufserfahrung. Wir tragen links- und rechtsdrehende Aldis und Arbeitsbedingungen bei Discountern bei.
Ich muß erst mal die Brücke checken.
4° 32,907’ N 77° 52,928’ W (67ft)
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sie lagen vor Buenaventura
(2007-06-02 13:52)
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Woche 3
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Eigentlich, ja eigentlich.
Plan: Buenaventura Einlaufen um 17 Uhr. Heute.
Ist: dümpeln vor Buenaventura bis übermorgen.
Hafen ist voll, wir haben zu warten. Zweiter Maschinist meint, dass auf dieser Seite gelegenlich auch mal Häfen ausgelassen werden müssen, um im Plan zu bleiben.
Achim ist mit der Gewissheit, morgen Landgang zu haben, in den Mittagsschlaf gegangen. Der wird sich wundern.
3° 35,150’ N 77° 50,440’ W (59ft)
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Krankenschiff
(2007-06-03 9:19)
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Woche 3
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Gestern abend: zehn Minuten über den Abendessenstart laufe ich in der Messe ein. Das ist normal. Noch mal 5 Minuten später Bram. Auch normal.
Nicht normal ist, dass Achim fehlt. Der ist meist schon da, wenn wir kommen. Früher, als es noch Quark gab, waren schon zwei Schwarzbrotscheiben mit Honig vertilgt. Jetzt, nachdem die Quarkbestände geleert wurden (was den Chief Mate in lautstarkes Bedauern ausbrechen lies, als er Quark haben wollte…), ist er auf Frischkäse umgestiegen.
Ganz und gar nicht normal ist, dass Achim auch bis zum Ende nicht erscheint.
Zimmerkontrolle. Achim sieht zerknittert aus. Glück gehabt, sage ich und überbringe ihm die Nachricht, dass wir noch bis übermorgen vor Buenaventura auf Reede liegen bleiben. “Keine Panik, du hast Zeit zum Auskurieren.”
Nächster Morgen, Achim fehlt weiterhin.
Erneute Zimmerkontrolle. Er guckt unglücklich und ist heisern. Lehnt die gesammelten 3 Jogurts ab und schickt mich Rosinenbrot, heisses Wasser, Honig und Zitronen holen. Gerne.
Kapitän ist besorgt, hört aber die Nachricht, dass Achim aufrecht sitzt mit sichtbarer Erleichterung.
“Zum Mittag komme ich runter” sagt Achim. “Gibt T-Bone-Steak” sag ich. “Ach je” sagt Achim, “dann vielleicht doch nicht.” Er ist kein großer Fleischesser. Auch Sonntags nicht, wie es scheint.
Ich tippe auf Erkältung. Aus der Hitze von draussen nach drinnen zu wechseln ist gefährlich, die Klimaanlage kann ganz schön kalt sein. Da holt man sich schnell was weg.
3° 47,521’ N 77° 46,821’ W (16ft)
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antriebsloses Treiben
(2007-06-03 9:46)
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Woche 3
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Der Dritte hat Brückenwache. Und langweilt sich zu Tode. Also etwas bespielen, soll er doch mal die Karte raussuchen, die wir gestern am Nachmittag, Nachts und bis heute morgen zurück gelegt haben. Selbstverständlich alles voll digital und so, mit großem Verbotsschild am Gerät, dass die Karten nicht zum Navigieren geeignet sind. (So ein Produkt möchte ich auch mal herstellen. Mit einem einzigen Zweck, der Navigationshilfe, und dann draufschreiben, dass es dazu nicht benutzt werden darf. Automatischer Eierkocher, den man nicht unbeaufsichtigt lassen darf.)
Die Uhrzeiten sind von gestern, das linke untere Gezuppel ist gestern Nachmittag bis heute 09:11 Uhr. Striche dürften jeweils eine Stunde sein.
Schön sieht man den Autopiloten, der uns in fast schnurgerader Strecke bis hinter die 11:00 Uhr-Marke gefahren hat (grüne Markierung). Aber nur fast schnurgerade, er fährt immer leichte Schleifen über und unter den Kurs. Wie ein Betrunkener, der eine gerade Linie laufen will, davon ab kommt, es merkt, den Weg zurück sucht und dabei wieder über das Ziel hinaus schießt.
Dann hat der Kapitän übernommen, Funkkontakt mit Buenaventura-Lotsen, dort seine Absage erhalten, sauer eine megaenge Kehre gefahren, volle Kraft wieder raus auf See und dann Maschinen aus.
Die Zeit 10:00 bis 11:00 Uhr entspricht ca. 18 Seemeilen (weil wir fahren mit ca. 20 Seemeilen/Stunde und laufen zum Ende hin jeweils langsamer). 12:00 bis 13:00 Uhr ist ungefähr genau so lang.
Um uns rum, mit ca. 15 Seemeilen Abstand liegen noch zwei Pötte und warten.
3° 47,512’ N 77° 46,809’ W (16ft)
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Buenaventura: Wale voraus
(2007-06-03 15:06)
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Woche 3
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Überraschenderweise tut sich am Sonntag gegen 14 Uhr 30 was: Maschine springt an und Volldampf vorraus. Nix mehr mit Warten, das gestrige “bis übermorgen” hat sich mal wieder geändert. Einlaufplan Buenaventura: zirka 19 Uhr.
Davor aber erstmal von unserem Triebplatz weg. Ich stehe mit Bram auf dem Brückenausleger, beide erfreut, dass sich was tut.
Plötzlich kommt der Chief Mate angelaufen. Schon seltsam, denke ich.
“In case you are interessted in whales you must go to the other side!”
Interessted? Natürlich sind wir das. Die drei Tiere liefern eine nette, aber leider zu kurze Show. Und zu weit weg.
3° 49,084’ N 77° 28,419’ W (15ft)
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Buenaventura Einlaufen
(2007-06-03 20:47)
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Woche 3
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Einlaufen in Buenaventura war vergleichsweise uninteressant. Das muss die Übersättigung durch Cartagena und Panama City sein…
Ausserdem hört man allerlei Dinge. Die guten sind, dass es die hübschesten Mädchen auf der gesamten Tour in Buenaventura geben soll. Im Trepppenhaus begegneten mir auch der Erste und Zweite Maschinist, landgangfertig, riechend wie zwei Konfirmanden. Jetzt passt auch die Flasche Wein von gestern abend ins Bild, die sie beim Abendessen ausgiebig begutachtet hatten.
Ach ja, Abendessen. Es gab Knoblauchhähnchen. Wollen wir mal hoffen, dass die Mädels ihren Beruf ernst nehmen und professionel an die Sache rangehen. Wo die Mädels arbeiten wurde mir dann auch ausführlich erklärt. “You see the high building with the blue light? Two buildings to the left. They are open 24 hours.”
Gut, Schluss mit schnödem Sex. Während der Ranfahrt hat sich noch ein Kormoran (C? K?) gezeigt. Plötzlich und unvermittel. So nah, dass es mit der wg. Dunkelheit draufgeschraubten Festbrennweite wirklich eng war.
Apropos eng: das ist auch der Liegeplatz. Vorne und hinten nur ein paar Meter Platz, wir liegen zwischen zwei dicken Schiffen.
Beladen und Entladen wird das erste Mal mit bordeigenen Kränen durchgeführt, hier an der Pier gibt es nur zwei Portalkräne und die sehen alles andere als vertrauenserweckend aus.
Wenig vertrauenserweckend ist auch das, was sich auf der Pier tut. Einer hält den Spaten und sieben schauen ihm dabei zu. Aber vielleicht denken die gerade gemeinsam nach…
Landgang? Weiss nicht. Weil ich den Zeitplan noch nicht kenne. Und da sind die anderen Dinge, die man von Buenaventura hört. Drogenhochburg. Gangsterhochburg. Und so. Da fällt Nachts garantiert aus.
3° 53,667’ N 77° 4,440’ W (25ft)
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zu den Fotos
(2007-06-03 21:21)
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Ausruestung
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Wollte ich schon lange mal aufschreiben.
Hier werkelt eine Nikon D200 mit hauptsächlich drei Objektiven: einer Nikkor 50mm/1,8 Festbrennweite (für die Nachtaufnahmen), ein Nikkor 18-200/3,5-5,6 optisch stabilisiertes Zoom (die Sorglos-Immer-Drauf-Lösung) und ein Tokina 12-24/4 Weitwinkel (wenn es sich anbietet). In der Tasche ist noch eine Nikon D70, eine lange Geschichte, die ich an einem anderen Tag erzähle.
Stativ kann man vergessen, dass Schiff vibriert zu stark. Und für Langzeitbelichtungen bewegt es sich zu stark. Trotzdem liegt natürlich so ein Manfrotto-Dingens in meiner Kabine.
Aufnahmen sind immer im RAW/NEF-Format geschossen. Meist gleich eine Belichtungsreihe aus drei Bildern mit 0,-1,+1, gelegentlich auch nur 0,-0.7,+0.7. Macht 3 mal 15 MB pro Foto. Ich schiesse relativ viel, lieber was wegwerfen als was verpassen.
Zum Geo-Tagging wird schlicht der Garmin fotografiert. Damit ist es später leicht möglich, die Aufnahmen den Orten zuzuordnen.
Zwei Speicherkarten je 8 GB, die Bilder werden möglichst schnell von den Speicherkarten auf den Desktop des Notebooks übertragen (PTP). Dort werden sie in Ordnern abgelegt, deren Namen mit dem Datum beginnen, dann folgt der Ort, dann eine Reihe Stichwörter. Also z.B. “2007-05-15 Hamburg Ankunft Schiffsbegehung”.
Der Ordner wird komplett in das Archiv kopiert. Auf dem Desktop verbleibt der Arbeitsordern, der wird mit Irfanview gesichtet und der Bestand agressiv gelöscht. Übrig bleibt, was mir gefällt.
Diese Bilder ergeben die Galerien, sie sind in der Regel so, wie sie aus der Kamera kommen durch Adobe Lightroom gelaufen. Dort auf 1024 Pixel Breite und in JPEGs (beste Qualität) umgewandelt worden. Keine weiteren Einstellungen, kein Ausschnitt, normaler Lightroom-Prozess mit den Vorgabeparametern. Ich bin hier zum Urlauben… Ausnahmen nur, wenn unbedingt nötig (z.B. die Walbilder).
Panoramen sind mit Autopano Pro gemacht. Meistens aus Adobe Lightroom prozessten Vollformataufnahmen. Mit Paint Shop Pro wird dann die Größen angepasst und die Vorschau gebaut.
Lediglich die Bilder in den Artikeln sind fast immer irgendwie bearbeitet. Paint Shop Pro, oft entrauscht, fast immer unscharf maskiert und meistens zurecht geschnitten. Ganz selten ist die Farbe korrigiert worden.
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Buenaventura Auslaufen
(2007-06-04 9:40)
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Woche 3
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Frühstücken um 7 Uhr 30. Bram, Achim und ich ratschlagen über Landgang. Wir liegen im Hafen von Buenaventura und das klingt nicht gut.
Ich beschliesse, dass ich nur mal den Fuß auf den Boden setzen und ein paar landseitige Aufnahmen schiessen will. Ausserdem regnet es gelegentlich, was aber egal ist. Denn ob ich mich nun naßschwitze oder es mich naßregnet. Da ist naßregnen angenehmer. Nur bei diesem Klima tue ich beides.
Bram kommt vor Frühstücken nicht zum reden. Achim will nicht.
Plötzlich Achim: “Unser Nachbar fährt schon weg.”
Ich guck’ aus dem Fenster. Tatsächlich. Unsere beiden Nachbarn fahren weg.
Moment. Beide? Gleichzeitig? Neeeee.
Wir fahren weg. (Was dann auch zu den Maschinenanlassvibrationen passte, die ich kurz vorher spürte.)
Soviel dann zu Landgang und so.
Beim Auslaufen bietet sich ein deprimierender Blick auf die diversen Slums, dann ein interessanter Blick auf die Berge mit tiefen Wolken. Lotsenübernahme ist mal wieder spannend, weil weit draussen und es weht und wellt ganz schön.
3° 44,304’ N 77° 25,225’ W (45ft)
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Krankenschiff Teil 2
(2007-06-04 10:55)
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Woche 3
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Achim ist immer noch nicht wieder aufm Damm. Heute morgen zum Frühstück erschienen, danach ist er auf die Brücke und der Kapitän bekam das Häufchen Elend zu sehen.
Das löste hektische Betriebsamkeit aus. Und im Nu war für Callao ein Arzttermin organisiert.
Kapitän tippt auf Hitzschlag, Erkältung oder so. Es ist am Tag nach Panamakanal losgegangen. Und Panamakanal war heiss. Richtig heiss. Und kaum Schatten. Da erschlug es mich kalt, als ich reinkam. Und heiss, als ich rausging. Klimaanlage eben, wie ich schon schrieb.
Achim tippt eher auf eine Infektion durch Insektenstiche.
Morgen gegen 18 Uhr ist Einlaufen in Callao geplant. Mal gucken, wie es sich bis dahin entwickelt hat.
3° 33,780’ N 77° 42,128’ W (120ft)
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fischender Vogel
(2007-06-04 13:24)
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Woche 3
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der Äquator
(2007-06-05 1:19)
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Woche 4
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Nachts den Äquator überquert. Achim meint, da sei ein Seil gespannt, weshalb es auch rumpeln würde, wenn man drüber fährt. Der Kapitän meint, da wäre nur eine weisse Linie hingemalt. Bram hat den Äquator schon mal an Land gesehen, dort haben sie Stöcke in die Erde gesteckt.
Was für beide Theorien spricht, weil man das Seil dran festbinden könnte. Oder beim Linie malen sich nach richten könnte.
Ich kann bei der Frage nicht weiter helfen. Es war stockdunkel und wg. Seegang hat das Schiff sowieso kräftig gewackelt.
0° 0,021’ S 80° 54,953’ W (17ft)
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3. Tag Richtung Callao
(2007-06-06 8:39)
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Woche 4
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Heute ist der dritte Tag mit Richtung auf Callao. Einlaufen projektiert um 19 Uhr. Liegezeit über 1,5 Tage, was dafür sprechen könnte, dass viele Container entladen werden. Irgendwohin müssen die vielen Kühlcontainer unterwegs sein. Und viele Alternativen gibt es nicht mehr.
Bereits gestern hat es einen heftigen Temperatursturz gegeben. Das schwül heisse Klima des Panamakanals und Columbiens, das bereits morgens über 26° C lag, ist durch das deutlich kältere Winterklima Perus ersetzt worden. Eben nachgeguckt: 16° C. Was durch einen scharfen Wind verstärkt wird, ungeschützt auf dem Deck zu stehen ist jetzt richtig anstrengend.
Gestern noch die Fontänen von mehreren Walen gesehen, ansonsten war der Tag durch und durch ereignislos.
9° 53,021’ S 78° 59,953’ W (96ft)
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Einlaufen in Callao
(2007-06-06 20:31)
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Woche 4
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Beim Einlaufen in den Hafen von Callao, ein Ortsteil von Lima (oder eine unabhängige Kreisstadt, je nach dem wen man fragt) mal wieder einen hübschen Felsen passiert: die Isla San Lorenzo. Leider etwas nebelig, daher nur bedingt gut sichtbar.
Der Hafen von Callao ist ein Mittelding aus Militärhafen, Containerhafen (ohne Ladebrücken), Fischhafen und Schrottplatz.
An einer Landzunge sieht man eine Jachtpier mit vielen Schiffchen, aber unsere Ecke ist ziemlich abgerissen. Aber es gibt auch hübsche Ecken:
Ems Trader vorwärts in den Hafen rein, dann auf der Stelle gedreht und im Bogen rückwärts eingeparkt. Die Geier warteten schon auf uns, kaum war das Schiff verzurrt wurden auch schon die Bordkräne besetzt.
Dann die schlechte Überraschung: Auslaufen morgen 12 Uhr, Ashore also bis maximal 9 Uhr. Dabei hatten wir doch geplant, uns ein Taxi zu mieten und Lima anzusehen.
Dumm gelaufen.
12° 2,590’ S 77° 8,784’ W (14ft)
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Entladen in Callao, Stadt bei Nacht
(2007-06-06 23:32)
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Woche 4
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Nach dem Abendbrot mit den Plänen über den Limabesuch und der schlechten Nachricht über die frühe Abfahrt bin ich erst Mal auf die Spitze des Schiffs gekrabbelt.
Das ist im Hafen reichlich beschwerlich. Normalerweise wäre es: Kabinentür auf, rechts ins Treppenhaus, 2 Stockwerke hoch auf die Brücke, dort raus, dann auf das Brückendach. Nur im Hafen ist die Brücke verschlossen. Also könnte ich aus der Kabine links raus, durch die Aussentür, drei Stockwerke aussen hoch, fertig. Geht aber auch nicht, weil die Aussentüren im Hafen verschlossen sind. Ganz böse, sie zu öffnen. Zwar könnte ich Bram bitten, hinter mir zuzuschliessen und mich nachher wieder reinzulassen, aber das verstößt gegen die Regeln. Security Level two und son Zeuch.
Es bleibt eine einzige korrekte Lösung: 4 Stockwerke runter, durch den Lademeister-Raum, nach draussen und aussen wieder sieben Stockwerke hoch. Das ist kein Kindergeburtstag.
Die Ladetätigkeiten mit den eigene Kränen sind einiges langsamer als mit Portalbrücken. Dafür war es in Callao am Bogen gut organisiert: der Kran setzt die Container ab, ein Hubwagen stapelt sie entweder beiseite oder auf Transportfahrzeuge. Damit Kran -> Hubwagen -> Transporter -> Hubwagen -> Ablagestapel. Oder schlimmer noch: Kran -> Hubwagen -> Zwischenablage -> Hubwagen -> Transporter -> Hubwagen -> Ablagestapel. Das dauert. Bei Häfen mit Portalkränen und Transportbrücke ist das zügiger: Portalkran -> Transportbrücke -> Ablagestapel.
Aber so ist es viel interessanter zum Zuschauen. Und ich weiss jetzt, warum Container verbeult aussehen.
Unten stehen die Vorleute, Sicherheitsleute und Twistlockentferner. Sobald sie die Kamera sehen, werfen sie sich in Pose und möchten, dass man sie fotographiert.
Spannend auch die Turnerei der Ladegehilfen auf den Containerstapeln. Denn irgendwie müssen die Twistlocks gelöst werden, die die gestapelten Container aneinander halten. Da wird mit langen Stangen gestochert und von Container zu Container mitgereist.
12° 2,590’ S 77° 8,784’ W (14ft)
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Krankenschiff Teil 3
(2007-06-07 11:32)
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Woche 4
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Der Arzttermin rückt näher. Und Achim hätte gerne Kadett Bleeker mitgehabt, damit er einen kundigen Englisch-Deutsch-Übersetzer hat. Von mir, so meinte er, könne er das nicht verlangen. Ausserdem wolle der Kapitän das mit dem Arzt. Und so wurde es dann auch geplant.
Ich turne also am Morgen bei den Ladevorgängen an Bord rum (immer schön in Deckung bleiben, nie unter schwebende Lasten und nach Möglichkeit zwischen Aufbauten, die höher sind als ich), als ich plötzlich zum Kapitän gerufen werde. Upsi, aus irgend einem Grund (Nachtrag: Kadett Bleeker war in der Nacht bereits ashore, über den Verlauf hüllen wir den Mantel des Schweigens. Bedingt dadurch war sein Ashore-Pass “verbraucht”, ich hinterfrage mal nicht die Einzelheiten dieses sicher hochkomplexen einreisetechnischen Sachverhalts.) soll ich mit zum Arzt. Klasse Sache, also doch noch durch Callao, der Schiffsagent fährt uns in eine Poliklink. Gerne gerne, sage ich (und meine das auch so!), in Jogginghose und RP in der Tasche geht es los.
Der Agent ist ein kleiner, kräftiger Kerl mit viel Humor und gutem Englisch. Da macht es Spass, er erzählt über Land und Leute, dies und das, was links und rechts ist. Irgendwo warten wir im Wagen auf Papiere, plötzlich hat er eine fette Sonnenbrille auf und will, dass ich ihn fotographiere. Gerne geschehen. “You send me the photos?” Na klar, und schwupps habe ich seine Visitenkarte.
Sprachtechnisch gelernt: es ist sinnvoll, sämtliche Englischkenntnisse spontan zu verlieren. Wir mussten zur Einwanderung durch den Zoll. Eine wenig spannende Prozedur, der eine wollte uns ein Taxi anschwatzen. Und der andere? Ist mir nur langsam klar geworden, denn er sah meine Kamera und wollte einen Kaufbeleg haben. Kaufbeleg? Oha, Einfuhr meiner privaten Kamera nach Peru, um sie eine Stunde später wieder auszuführen? Denn dass wir nur zum Hospital wollten wußte er bereits. Also dumm stellen, freundlich lächeln, “Ja, Kamera, privatos” und warten, wie es weiter geht. (Tendenziell bin ich geneigt, noch freundlich lächelnd ein “du Drecksack” anzufügen, aber man muß sein Glück nicht überreizen…) Irgendwann kam der Agent und löste die Sache auf: er wollte fünf Dollar, damit ich die Kamera mit reinnehmen darf. “Stupido”, wie der Agent sagte.
Autofahrtechnisch gelernt: wie Fußgängerüberwege wirklich funktionieren. Der Fußgänger tritt an den Strassenrand, wartet und kündigt damit an, dass er die Fahrbahn queren möchte. Der Autofahrer hingegen gibt weiter Gas und hupt. Einmal, mehrfach, ganz egal. Und kündigt damit seinerseits an, dass er vom Plan des Fußgängers wenig hält. Was der Fußgänger zumeist auch einsieht und die Strasse nicht quert.
Mein Reden seit Jahren. Ampeln sind, Europa als Ausnahme mal ausgenommen, auch nur ein Gestaltungsvorschlag für die Verkehrsteilnehmer. Sodann es denn überhaupt Ampeln gibt. 20 Minuten durch Callao/Lima, fetteste aller fetten Hauptstrassen, zwei Ampeln.
12° 02,361’ S 77° 11,931’ W (54ft)
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Auslaufen aus Callao
(2007-06-07 13:00)
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Woche 4
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Das läßt sich kurz machen: dicke Nebelsuppe, wir schleichen uns mit 6 Seemeilen/Stunde aus der Gegend.
Fotos gibt es nicht.
Vor uns liegen zwei Seetage nach Valparaiso. In Callao haben wir nur wenige Container gelassen, die meisten, gerade Kühlcontainer, sind immer noch an Bord. Also wird es in Valparaiso den großen Tausch geben.
Lassen wir uns überraschen.
12° 02,361’ S 77° 11,931’ W (54ft)
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Fischerhafen in Callao
(2007-06-07 14:20)
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Woche 4
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Unsere Anlegestelle lag neben diesem malerischen Fischerhafen. Hübsch, wirklich hübsch.
Aber nur dank modernster Bildbearbeitung. Wer seinen Traum zerstören will klickt auf das Bild.
12° 2,590’ S 77° 8,784’ W (14ft)
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landeischwere See
(2007-06-09 16:27)
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Woche 4
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Heute ist einer den wenigen Tage, an denen die See richtig hoch her geht. Zumindest für mich Landei.
Irgendwann morgens um halb Sechs hatte der Seegang die drei Birnen samt Teller vom Tisch geholt. Andere wertvolle Dinge lagern seit der Erfahrung vom 007-05-19 16:27 entweder auf den Gummimatten, auf dem Sofa oder gleich auf dem Fußboden. Dennoch sicherheitshalber raus aus dem Bett, Notebook auf den Boden gestellt und eine Antiseekrankheitstablette eingeworfen.
Dank Tablette entfällt das Frühstück. Zumindest mich schiesst das Zeug, wenn ich es zulasse, ganz gut ab. Man kann dagegen an kämpfen. Aber um 7 Uhr morgens kann man auch andere Dinge machen, wenn sonst nichts anliegt. Z.B. weiter schlafen.
Anliegen tat nämlich auch nichts. Ein weiterer Tag auf See auf dem Weg Richtung Valparaiso. Eintreffen irgendwann morgen früh.
Um 11 Uhr dann raus, um den Seegang zu fotografieren. Und den Kapitän samt 3ten Off beim Flaggensortieren. Seegang ablichten ist nach wie vor schwierig. Es fehlen die Bezüge.
28° 46,673’ S 72° 51,338’ W (256ft)
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Einlaufen Valparaiso
(2007-06-10 7:52)
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Woche 4
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Endlich ist die südlichste Station unserer Reise erreicht. Endlich, weil in den letzten Tagen die See doch reichlich schwer war, vor dem Einlaufen lag wieder ein Stück, bei dem ich im Treppenhaus gerne beide Hände zum Festhalten benutze. Nicht wirklich tragisch, aber irgendwie fühle ich mich dann sicherer. Mit beiden Händen. Oder im Hafen.
Einlaufen selbst war recht belanglos. Gerade auf den Haufen zu, dann kommt der Lotse, es geht geradeaus weiter, ein kurzer Dreher und wir liegen. Der Hafen ist zum Meer fast vollständig offen. Man merkt es an den Schiffsbewegungen, die spürbar aktiver sind.
Kurz nach dem Anlegen beginnt auch das Entladen, anvisierte Abfahrt irgendwann nach Mitternacht (gestern hiess es noch Montag Mittag).
33° 1,992’ S 71° 37,551’ W (17ft)
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Stadtrundgang mit Essen in Valparaiso
(2007-06-10 15:31)
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Woche 4
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Während auf dem Schiff die Entladearbeiten in vollem Gang sind, beratschlagt das Triumvirat über den Plan des Tages. Da wir einen ganzen Tag Landgang in einer eher interessanten Stadt zur Verfügung haben, war die große Stadtbegehung geplant: zu Dritt (Achim, Bram, ich) ein Taxi mieten, englischsprachigen Fahrer und dann zwei drei Stunden durch die Gegend fahren lassen. Aussteigen, wo es schön ist, knipsen, wieder rein und so.
Fiel aus wg. inkompatibler Sprachmodule. Es gibt scheinbar Sontags morgens und 10 Uhr in Valparaiso keinen Taxifahrer, der Englisch spricht. Es reicht in der Mehrheit nicht einmal, die Frage “Do you speak english” gestümpert zu beantworten. Von “No, I don’t” wollen wir mal gar nicht reden schreiben. Und jemanden anrufen, der jemanden kennt? Scheinbar nicht.
Also stehen wir auf dem Platz mit dem Soldatendenkmal rum, gehen zum Porttor zurück (in der Hoffnung, dort jemand zu finden, der einen kennt, der…), trennen uns, ich halte an der Hauptstrasse Taxen an und teste die Englischkenntnisse. Bram wird langsam ungehalten (“So wird das nie was, wenn du das Nivau so hoch legst.”) und Achim würde das alles zu Fuß erledigen wollen. Was weder Bram noch ich wollen.
Also gucke ich so rum und sehe eine Feuerwehr samt -haus. Hmmmm. Feuerwehr. Ist vielleicht wie Kindergarten und Sauerkraut. Mal ein Foto machen. Wir stehen weiter rum. Feuerwehr. Könnte man ja mal hingehen, weil da steht ein Feuerwehrmann. Vielleicht weiss der was.
Überraschung. Heimatliche Ansprache. Wir stehen von der deutschen Feuerwehr Valparaisos. Und er kennt einen Deutschen, Michael, der Stadtführungen macht. Kurzes Telefonat, irgendwie ist Michael plötzlich da und schlägt vor, die Stadt zu Fuß per Rundgang zu besichtigen.
Wir klären noch die Sache mit der Fußfaulheit und schon geht es in gemächlichem Schlendergang durch die Stadt.
Michael erzählt und erzählt, mehr und mehr über Tote und Lebende, die dieses oder jenes Haus gebaut, verkauft, umbenannt, bei diesem oder jenem Erdbeben (immerhin vier in hundert Jahren) verloren oder beim Ende des Salpetergeschäfts verlassen haben. Von Kegelbahnen, Schulen, Friedhöfen, vom Aufstieg und Fall Valparaisos. Ich höre schon lange nicht mehr richtig zu, aber der Rundgang gefällt: pfiffig mit einem der 15 Fahrstühle nach oben und dann langsam über mehrere Wege wieder nach unten. Das war völlig OK so. 10 Euro/Person. Gerne, Michael.
Dann, am Ende durch das ärmere Viertel am Hafen, “Hier haben sie mir schon mal meine Brieftasche geklaut” sagt der Führer. Und ich sage “und hoffentlich war nichts wertvolles drinne…” und drehe meine Cruplertasche vor den Bauch.
Dort, im Armenviertel, den Fahrstuhl nach oben auf einen belebten Aussichtspunkt. Knipsen, knipsenden Menschen, Andenkenbuden. Aber eine herrliche Aussicht auf den Liegeplatz und Valparaiso. Oben in dem, ähm, Restaurant Cafe Arte Mirador aus einer übersichtlichen Speisekarte bestellt, die wir nicht lesen können. Essen in leicht falschen Reihenfolge (Wie bringe ich dem Kerl bei, dass ich gerne einen Cafe Schokolade vorweg möchte?), aber gut und 32 Dollars für Drei. Kreditkarte? Ein Schmunzeln geht über sein Gesicht, angesicht seines Sessels wird ihm das Wort Gewerbeaufsicht oder Gesundheitsamt wohl auch nichts sagen. Aber das Essen war OK. Wobei es bei der Aussicht auch Milchreis hätte sein können. Nichts gegen Milchreis.
Valparaiso hat was von Venedig. Nein, natürlich nicht das Wasser. Nicht die fehlenden Radfahrer. Nein, der Charme des Verfalls. Gelegentlich herausgeputzt und hübsch, aber oft fehlt die pflegende Hand.
Auf dem Rückweg im gefährlichen Viertel einen Supermarkt gefunden, rein, eine Sahnetorte gekauft. 3990 Dingens von den Dingern, mit denen man in Chile bezahlt. Alternativ durch 520 teilen, dann kommen Dollars raus und das wieder durch 1,3 teilen, dann kommen Euros raus. Alles sehr beschwerlich, Supermarket nahm mein Plastikgeld (die zwei Kassierer aufmerksamst begutachteten, allerdings nur die Vorderseite und den lustigen Perso), so soll das sein. Nur die 200 Dingens an den Fahrstühlen, die hätte ich so nicht bezahlen können.
Gerade steht Bram in der Tür, schlägt sich mehrfach an den Kopf, guckt begierig auf meine Flasche Alkohol unbekannter Sorte (ich habe einfach mal was im Laden mitgenommen gekauft) und beichtet: Speicherkarte hat nicht richtig in der Kamera gesteckt. Keine Fotos. Von der ganzen schönen Strecke. Das ist eine bittere Lehrstunde, um die Kameraeinstellung für “nicht ohne Speicherkarte auslösen” umzustellen. Dafür habe ich heute den ganzen Tag mit Spotfokus geschossen, was auch allerlei Unscharfes produzierte. Dumm gelaufen.
33° 1,992’ S 71° 37,551’ W (17ft)
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Auslaufen Valparaiso
(2007-06-11 10:22)
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Woche 4
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Um 7 Uhr 30 ging es dann doch noch mit dem Auslaufen los.
Damit 6 Stunden früher als nach dem alten und 6 Stunden später als nach dem neuen Plan. Falls es so etwas gab. Einen Plan. Eigentlich hätte ich gedacht, dass man gegen 22 Uhr am Abend eine vernünftige Prognose abgeben kann. Naja.
Ablegen geht noch schneller als Anlegen. Lotse geht aufs Schiff, Leinen los, richtige Richtung einstellen, Gas geben und ab. Lotse geht mittendrinne von Bord. Eben ein einfacher Hafen.
Damit liegen wieder gut 66 Stunden auf See (Bram rechnet das alles ganz genau aus. Z.B. auch Liegezeit vs. Fahrzeit oder ähnliches. Excel-Tabelle mit Plan, zweifarbig, eine für erledigte und eine für noch vor uns liegende Punkte.) vor uns.
33° 1,992’ S 71° 37,551’ W (17ft)
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Halbzeitbilanz mit Ausblick
(2007-06-11 17:03)
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Woche 4
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6560 Seemeilen (knapp 12.000 km) von zu Hause entfernt, am südlichesten Punkt der Reise, am Wechselpunkt zwischen Hin- und Rückfahrt ist es Zeit für eine Zwischenbilanz.
Und dazu fallen mir tausend Dinge ein. Wenn ich abends beim Einschlafen den Motor stampfen höre, dann könnte ich Listen machen, lang und länger. Kleine und große Sachen in die positive und negative Spalte schieben. Punkte zählen, aufrechnen.
Und jetzt, wo ich hier sitze und das aufschreiben will, will ich doch keine Punkte zählen. Denn die Reise macht mir Spass. Ich habe das, was ich wollte. Es entspricht meiner Vorstellung.
Und das ist einfach mal völlig in Ordnung so. Das muß man nicht zerredenschreiben.
Für den Fortgang der Texte, insbesondere der Fotos bin ich mir nicht sicher, wie es weiter geht. Für mich wird es schön sein, das alles noch einmal zu sehen. Wahrscheinlich zu einer anderen Tageszeit, bei anderem Wetter, aus einer anderen Perspektive. Die Zahl der Aufnahmen wird wohl auch nicht zurückgehen.
Bei der Reiseschilderung und den veröffentlichten Fotos befürchte ich, das es möglicherweise zu Wiederholungen kommt (und die ich daher selbstverständlich auslasse). Wir werden sehen.
30° 9,196’ S 72° 26,072’ W (307ft)
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Kabine "Pilot" mit Flur
(2007-06-11 19:47)
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Ems Trader
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Nachtisch
- Archos XS200 + Ladegerät
- Sennheiser Noiseguard + Tasche
- Wecker
Kühlschrankinhalt
- Rest Classic of Islay Cask No. 5860
- mehr Rest Teachers Highland Cream 1l
Wollte ich erst meinem Shuttlefahrer schenken. Aber musste dann vorher probieren. Sicherheitshalber. Weil so vertrauenserweckend klingt der Name nicht. Man soll Freundschaften mit sowas nicht auf die Probe stellen. Obwohl, wenn ich so lese, was er freiwillig trinkt… werde mal sehen, ob ich noch so eine bekomme… Batida de Cocos 1 Literflasche oder wie auch immer das heißt haben wir auch im Bordangebot. Wer stellt eigentlich sowas zusammen? Und was denkt der sich dabei? Batida de Dingens… Wer, ausser vielleicht mein Shuttlefahrer, trinken so was? WAFs? Na gut, zugegeben, ab und zu ein Eierlikör ist nicht zu verachten.
- noch mehr Rest Sauvignon Blanc 2005
- Rest mittlerweile verstorbener Yuz-Nektar im Tetrapack
Steht aber gut in der Tür. Verhindert, dass die Flaschen klappern.
- 1 Tafel Ritter Sport Cocos 50%
für absolute Notfälle
- 3 Flaschen Selter mit Gas
noch 4 Stück im Lager
- 8 Dosen 2006er Canada Dry Tonic Water
Davon habe ich noch massig im Lager, reicht für den Rückweg.
(Im Kühlschrank geht übrigens die Leuchte nicht, was für mich kein Problem ist, weil da mach ich einfach die Klotür auf und da das Licht an. Ich könnte ja den Elektriker damit behelligen, aber der hat mit dem Austauschen der Aussenbeleuchtung eine angemessene Betätigung gefunden. Der einzige Offizier, der mit uns noch kein einziges freiwilliges Wort gesprochen hat.)
auf dem Kühlschrank
- mein Schuhanzieher
- DVD-Player
darauf ein alter Salatteller und Obstteller
- Fernseher, festgeschraubt
Beides ist bisher nicht ein einziges Mal gelaufen. Und ich habe es auch nicht vor, dass zu ändern.
Regal über dem Kühlschrank
- Musikanlage nebst Boxen in undefiniertem Zustand
Leicht angeschrottet.
- Aschenbecher
- diverse Fernsteuerungen
Schrank links
- Fach für Schmutzwäsche
- Hängefach für Zeuch an Kleiderhaken (steht mein Paar Sonntagsschuhe drinn)
- Fachteil mit Warnweste, Socken, schwarzen T-Shirts, Unterhosen (weisse, schwarze), Pullovern, Hosen, Gürteln etc.
- Karton Milwa Waschpulver
- Eimer (wg. Wäsche transportieren)
- davor: eine Pappe, darauf ein Paar Birkenstock Massage-Hausschuhe
auf dem Schreibtisch
- Tube Sunblocker Level 50
- Sprühflasche Robinsun Level 25 in blau
- Telefon nebst umfangreichstem Telefonbuch
Der direkte Draht zum Kapitän! Und 19 plus 3 anderen Menschen. Kostenlos! Stundenlang!
- eine c`t 11/2007
- drei Postkarten
die ich garantiert nicht verschicken werde
- ein Teller grüner Salat mit Oliven, Möhrenscheiben (Watt? Im Salat?), Tomaten, Radieschen, Fetakäse ohne Dressing
Isst keiner. Jedenfalls fast keiner. Ich nehme mir immer einen Teller mit aufs Zimmer… Kampf dem Skorbut!
- eine ungeöffnete Packung FRAC Chocolate
- der Weltempfänger
die bescheuertste Anschaffung für die Reise. Drinnen empfängt er exakt nix. Und draussen nicht das, was die Deutsche Welle schreibt, was er empfangen sollte. Miststück.
- ein Bierdeckel. Warsteiner.
- Tüte Papiertücher Marke Solo
unter dem Schreibtisch
- Crumpler December Quarter
Jetzt vorgezogen, weil der Blitz rausgekramt wurde.
- der Kopf vom Manfrottodingens
Schreibtischinhalt
- oberste Schublade: mein Bürokrimskrams, Sammlung erster Reisereliquien
- darunter bereits vorgefunden: diverse Anleitungen für diverse Elektrogeräte
- darunter bereits vorgefunden: diverse illegal hergestellte DVDs mit Rosamunde Pilcher Filmen
“Da anzunehmen ist, dass der Angeklagte die Filme auch betrachtet hat, wird von einer weiteren Bestrafung abgesehen.”
- darunter bereits vorgefunden: Fahrplanänderungen “Großraum Leipzig” 17. Feb. 2007 bis 24. März 2007
Kein Witz.
auf dem Sofatisch
- meine 6-Fachsteckdose
- schiffseigene 3-Fachsteckdose
- Ladegerät für AA-Akkus
- Rest FRAC Vainilla
- Alloholglas
- Kaffeebecher
der mangels geregelter Kaffeezeiten arbeitslos ist
- Trinkglas
Seit Hamburg ungetauscht. Dem Service fehlt das Auge für solche Dinge.
- Ladegerät für Kameraakku
- eine Speicherkarte nebst zwei Behältern
- je eine Dose Altoids Wintergreen und Altoids Ginger
- drei Birnen
Mögen die zwei anderen am Passagiertisch nicht. Kampf dem Skorbut!
- Notebook auf Antirutschmatte
auf dem Sofa
- Badetuch (als Kopfkissen gerollt)
- 50 DVD-Rs, ca. 24 gebrannt
- DVD-Brenner
- 3 Rollen Vitamintabletten
Vitamin C, Calcium, Magnesium. Kampf dem Skorbut!
- GPSmap 60CSx
- 18-200er Objektiv
- 50mm Objektiv
- Zweitakku fürs Notebook
vor dem Sofa
- Flasche Campanario
Fragt mich nicht. Allohol. War billig. Könnte ich auch dem Shuttlefahrer schenken. Hat irgendwas um 1800 chilenische Dingens gekostet. Muss ja. Weil 6400 Dingens habe ich für die Torte, die zwei FRAC und das Alloholdingens bezahlt. Und Bram hat sich 275 für je ein FRAC gemerkt. Sagt er. Und die Torte war bei 4000 Dingens. Bleibt für die 0,7l Flasche 35 prozentigen Allohol noch, moment, genau, 1850 Dingens. Macht 2 Euro 70 für ‘ne Flasche Schluck. Hossa. Entweder der macht spontan blind oder ich wandere hier hin aus.
- Crumpler Blunderbus Bag
- stabile schwarze Stofftasche
Als Tarn-Notebooktasche wegen die Arschlöcher die wo mein Eigentum klauen wollen.
die Ecke
- Stuhl
- Liegestuhlbezug
- Liegestuhlauflage
- ein schwarzes T-Shirt
- eine kurze Hose
- eine lange Hose
- zwei Pullover
in Peru ist Winter
der Koffer (lugt so etwas hervor)
- Öhm, hüllen wir den Mantel des Schweigens drüber.
Bett
- ungemacht, Seidenbezug
Das mit dem Seidenbezug ist die eine Sache. Mag ich gar nicht… das mit dem ungemacht eine andere. Nicht das mich das stören würde, dass das Bett aufgeschlagen ist. Gar nicht. Gut gegen Getier im Bett. Was man daran gut sieht ist der Service: Einmal die Woche wird es vom Stuard neu bezogen. Und gelegentlich kommt der Stuard und macht das Bett. Wann? Immer so gegen 15 Uhr 30. Anlass ist, dass er wg. durchsaugen, wischen der Ablage, Kloputz etc. sowieso im Zimmer ist. Wenn man das Bett selbst gemacht hat, nimmt er es auch wieder auseinander und macht es neu. Übrigens jedes Mal mit einer anderen Faltung der Überdecke. Und ganz gelegentlich wird der Raum auch pafümiert. Und noch gelegentlicher der Teppich schamponiert (aber das ist eine andere Geschichte). Problem ist: es ist nicht regelmässig. So jeden zweiten Tag oder so. Nein. Mal drei Tage hintereinander, mal stapeln sich vier Salatteller auf dem DVD-Player. Auch das stört mich nicht soooo wirklich. Leider ist die Servicequalität in allen Dingen so unaufmerksam. Da wird schon mal ‘ne kalte Schüssel mit Suppe hingestellt. Stört mich auch nicht, wird er zurückgepfiffen und darf noch mal laufen. Aber eigentlich dürfte einem aufmerksamen Stuard sowas nicht passieren. Andererseits, sein Satz, als ich ihn Abends noch immer beschäftigt sah: “No sundays, only mondays”. Und das für 300 Dollar.
Flur
- gleich rechts zuerst Bram, Reserve/Spare
- dann ich, Lotse/Pilot
Was mir eine zweite Bettlampe einbringt, die einen roten Punkt hat, was wohl so viel bedeutet, als dass sie auch bei Stromausfall irgendwie versorgt wird. Beide Zimmertüren offen. Brav die Schuhe draussen abgestellt.
- dann Tür zum Treppenhaus
- dann Schränke
Die heute morgen beim Auslaufen vom 3ten sorgfältig nach versteckten Gästen durchsucht wurden. Piratos und so.
- und dann rechts raus (unsichtbar) die Aussentür zum Meetingpoint
- links: 2. Maschinist
dessen Englisch an Taxifahrer erinnert
- 2. Offizier
sieht man nur zur Wache auf der Brücke (Scheint das Berufsbild zu sein. Der Vertrag des 2ten lief ab, in Callao kam ein Neuer an Bord. Ist mit dem Neuen wie mit dem Alten, sieht man nur zur Wache. Gross oder Klein?)
- Chief Mate
(Der hat auch gerade Vertragswechsel, da gibt das wg. wichtig allerdings eine Übergangszeit.)
- am Ende das Vorratslager des Stuards
- im Rücken die zweite Aussentür
Während des Schreibens ist am Sauvignon Blanc 2005 intensivst gearbeitet worden. Und die Liste überarbeitet, ergänzt und im Rahmen meiner sowieso und noch vorhandenen Möglichkeiten Korrektur gelesen worden. Und Bram (ich glaube, er hatte Bier) kam mit seiner tabellarischen Flugaufstellung (In welchem Jahr wann mit welcher Airline wohin geflogen. Mit Umsteigen. Und Uhrzeiten, lokal und holländisch, selbstverständlich auch der Zwischenstopps. Was mich anregte, auch mal eine Liste zu machen. Voilá.) in Excel rein und hat mir das neue Layout vorgelegt. Ganz wie auffe Arbeit.
(19:47 begonnen, 22:42 beendet, 4 Mal Sauvignondingens, unter Mitwirkung von Grace Jones, Commercial Breakup und Fräulein Menke. Mike Oldfields Tubular Bells Full Version trieb mich dann ins Bett.)
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Seetag zwischen Chile und Peru
(2007-06-12 17:34)
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Woche 5
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Der Rückweg beginnt mit einem relativ gleichmässig ereignislosem Seetag. Und 36 Stunden sind es noch bis Callao. Da das Schiff ziemlich voll geladen hat, liegt es etwas satter im Meer. Was man kaum merkt, denn die See zeigt sich von ihrer glatten Kinderpoposeite. Kaum nennenswerte Wellen.
Einziges Ereignis heute: meine Furgeson, so habe ich sie getauft, also meine Toilette wollte nicht mehr.
Sie ist eine klasse Sache. Und ungemein befriedigend. Wenn man fertig ist, drückt man einen Schalter. Und Wasser schiesst seitlich hinein, gleichzeitig wird mit Vakuum der Scheiss abgesaugt. Das ergibt ein sattes saugendes Geräusch… und genau das ist sehr befriedigend. Das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben, wird akustisch umgesetzt.
Nunja, sie saugte nicht mehr. Noch mal gedrückt. Doofe Idee. Sie saugt immer noch nicht, dafür steht das Wasser jetzt höher. Gut, dass der Seegang gering ist.
Stuard kommentiert das trocken. “We have only one vacuum system for all toilets, so if one does not work, all don’t work. This will fix the problem very fast.”
Jaaha Meister. Einleuchtende Erklärung. Erst darf und etwas später kann niemand mehr. Da gäbe es schnell eine Meuterei.
Und tatsächlich, etwas später saugte sie wieder.
Beruhigend.
Nachtrag
Eben, einen Tag später, kommt doch tatsächlich ein Crewmitglied vorbei und will die Toilette kontrollieren.
21° 53,597’ S 74° 42,945’ W (193ft)
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Einlaufen in Callao
(2007-06-13 23:56)
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Woche 5
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Ich liege angezogen im Bett und warte. Irgendwann heute abend müssten wir in Callao ankommen. Und wir sind zu früh, zirka ein Tag. Damit stellt sich die Frage, ob wir einen Platz an der Kaje bekommen oder ob wir auf Reede liegen müssen.
Bei Dunkelheit und leichtem Nebel kommen wir um 22:50 an der Lotsentonne in Callao an. Kein Lotse.
Das Schiff tuckert mit 6 Knoten weiter, ich bin gespannt. Plötzlich scharfe Kurve nach links. Links? Da ist Reede. Alles klar.
Schiff wird langsamer. Aber irgendwie sieht das nicht nach Ankern aus, dazu bleiben wir zu schnell.
Irgendwann schält sich aus dem Dunst ein kleines Blinklicht. Aufregung auf der Brücke. Die “Aufregung” sieht so aus: der Kapitän und der Dritte geben ihre entspannte Sitzhaltung auf. Der Dritte beginnt schneller hin- und herzulaufen. Beide greifen wiederholt zum Fernrohr.
K: “Is this the pilot?”
3: “Could be a fisherboat.”
K: “Or the pirats.”
3: “No, it is a fisherboat.”
Das Boot hält auf uns zu. Kommt näher. Ok, normal, weil wenn es ein Fischer ist, will er an uns vorbei.
K: “Ask Bosun if he can see something.”
Bosun ist der Bootsmann bzw. der Chef der Mannschaft und steht vorne auf dem Schiff. Sieht vielleicht mehr.
3: “Bosun, can you see what the boat is?”
Bosun: “Could be pilot or piratos.”
Dritter und Kaptiän lachen. Langsam kommt das Boot noch näher.
3: “It is the pilot.”
K: “Dschungle!”
Zwei Lotsen kommen an Bord. Und schon geht es wieder zurück in die Fahrrinne. Zeitgleich ist auch der Grund unserer Extratour an uns vorbei gezogen. Schemenhaft gleitet ein Containerfrachter entfernt an uns vorbei.
Hafeneinfahrt ist entspannte Routine, lediglich das Anliegen ist kniffelig, weil die Kaje rund 80 Meter zu kurz für uns ist. So ragen wir einiges in den Fahrweg. Direkt neben uns, an der Stirnseite unserer Kaje, in gefühlter Greifreichweite liegt ein anderes Schiff. Deren Besatzung ist erstmal rausgelaufen gekommen, als wir uns so nah an sie ranlegten. Nicht dass es einen Blechschaden gibt.
12° 2,102’ S 77° 10,945’ W (12ft)
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Landgang in Callao: Lima
(2007-06-14 17:18)
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Woche 5
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Die Sache sieht gut aus: in Callao liegen wir von knapp vor 24 Uhr am 13ten bis angekündigt knapp 7 Uhr am 15ten. Das bedeutet, dass der ganze 14te für Landgang eingeplant werden kann.
Also erstmal Ashore. Was nicht einfach ist, weil der Chief Mate mit dem Schlüssel zum Tresor, in dem unsere Pässe eingeschlossen sind, zum Flughafen gefahren ist. Und in einer Stunde wiederkommt. Plötzlich ist er dann doch früher da.
Eigentlich ist es auch egal, weil die Stadt Callao bzw. der Ortsteil Callao liegt im Nebel. Könnte auch Smog sein. Weil einige Autos sehen von hinten aus, als wenn sie brennen. Ohne Witz. Das sind Wolken, da werden größere Laster blass vor Neid. Und nicht etwa nur beim Gas geben, nein, konstant.
Gut, aber wir stehen erst noch am Zoll. Dieses Mal erstaunlich einfach. Beim letzten Mal noch mit Eintragen in ein große Buch und versuchter Erpressung werden wir dieses Mal nach Taschenkontrolle direkt durchgewunken. Professionell gemachte Grenzsicherheit.
Nächste Hürde: der Taxistand. Geplant ist eine Rundtour, Festpreis für drei Personen um 25 Dollar mit einem halbwegs englisch sprechenden Fahrer.
Supi, da ist einer. Preis? 10 Dollar die Stunde. Weil Bezin ist teuer. Und englisch spricht er so leidlich. Achim sitzt im Auto. Bram diskutiert und ich gucke mir das in Ruhe an. Denn plötzlich haben wir einen ganz anderen Fahrer. Einen, der vom Englischen soviel weiss wie ich vom Spanischen.
Egal. Hin zu Stadt. Aber genau da beginnt das Problem. Wir können ihm nicht begreiflich machen, was wir wollen. Wobei wir drei uns sowieso nicht ganz einig sind, was wir wollen. Erst mal auf dem Centro, dem Plaza des Armas aussteigen. Und dann weitersehen.
Gut. Dissenz, wie es weiter geht. Die Gruppe trennt sich. Bram und ich besteigen einen Touristen-Rundtour-Bus zum Cerro San Cristóbal. Die Stadt liegt zwar im Nebel, aber was soll`s. Die Tour hat uns der Taxifahrer angeschnackt. Weil er wollte da nicht rauf. Ohne zu merken, dass er sich damit selbst entläßt, denn eigentlich waren drei Stunden geplant. So ist er nach einer Stunde und 10 Doller wieder alleine.
Bezahlen im Tourbus ist schwierig. Aus zwei Gründen: inkompatibles Sprachmodul und inkompatible Zahlungsmittel. Plötzlich sitzt eine Geldwechslerin im Bus, Bram wechselt exakt einen Dollar in peruansche Bezahldingens. Busfahrer und Geldwechslerin sind sichtlich irritiert. Bram läßt sich nicht beirren, er ist schon pfiffig, weil schlechte Wechselkurse will er nicht. Irgendwann sieht der Busfahrer ein, dass er unsere jeweils zwei Dollars nehmen muss. Geht doch.
Der Bus fährt um das Centro im Kreis. Einmal, noch einmal. Noch einmal. Und noch einmal. Immer etwas anders, aber einige Ecken sehen wir vier Mal.
Bei den Runden gibt es schöne Dinge zu sehen. Und auch schauderhafte. Z.B. die Blaskapelle von dem Militärdingens, die zum Wachwechsel “My Way” spielt. Ist wahrscheinlich sowas wie bei Schotten der Dudelsack, psychologische Kriegsführung. Sehr schief und sehr laut. Sofort ist Polizei mit Stock und Schild da, um die sich ansammelnden Touristen in Schach zu halten. Centro ist voll Touristen und Polizisten (ca. 15:1 gemischt), selbst zwei gepanzerte Spähfahrzeuge stehen in den Ecken. Und umme Ecke fanden wir zwei Wasserwerfer.
Derweil geht unsere Kreistour weiter. Wir zweifeln am Ziel unseres Ausflugs. Vielleicht haben wir “Wir fahren euch im Kreis, bis ihr nicht mehr wollt” gebucht. Fragen? Da ist das mit den Sprachmodulen… Passagiere fragen, irgendwer kann englisch. Ja, die Tour beginnt um 12 Uhr. Ok, das passt. Südamerika, Dschungle, es ist jetzt 12:30, wir beginnen also irgendwann demnächst, noch suchen wir beim Gurken durch die Centro-Gassen nach Fahrgästen ab.
Ich finde es schön. So sieht man Stadttreiben. Z.B. eine alte Peruanerin in traditioneller Kleidung.
Plötzlich verändert sich was: Aus dem Mann an der Tür, der immer laut irgendwas gerufen hat, ist eine Frau geworden, die ein Mikrophon in der Hand hat. Und die Tür ist zu. Es geht los.
Die nächste 30 Minuten verbringen wir mit der Anfahrt zum Cerro San Cristóbal, einem bestimmt ganz wichtigem Berg, auf dem ein großes gelbes Kreuz mit Beleuchtung steht. Auf dem Weg dahin erzählt die Frau und erzählt und erzählt. Leider in einer inkompatiblen Sprache. Aber es klingt sehr melodisch und sanft. Sie guckt nur etwas uninteressiert. Sprecherfehler Nummer eins: Leute nicht angucken. Man muss ihnen in die Augen schauen. Die Show ist für die Kunden und man erzählt es für sie. Und das muss man ihnen zeigen! Und sie müssen es spüren.
Nungut. Unter melodischem Singsang ihrer Stimme und vieler Hupen geht es Richtung Cerro San Cristóbal. Eine Bergstrasse herauf, die ausgesprochen steil und eng ist. So eng, dass Gegenverkehr ein echtes Problem darstellt.
Die Kurven sind eng, die Abhänge nach unten steil und steinig. Und das Kurvenfahren ist so wie mit den Kreuzungen oder Fußwegen gelöst: wenn man sich der Kurve nähert, dann bleibt man auf dem Gas. Man hupt einfach nur vorher. Wird schon werden.
Oben auf dem Berg mittelherrliche Rundumsicht auf prächtige Slums. Vielleicht ist es schöner, wenn man weiter sehen kann. So ist es eher ein unglücklicher Anblick wahrscheinlich unglücklicher Menschen.
Auf dem Berg ein Kreuz. Davor ein Opferstock mit Kerzen. Einzelne Fahrgäste kaufen eine Kerze und zünden sie an.
Nach 20 Minuten Pause sollte es weiter gehen, wir werden also nach 40 Minuten zum Einsteigen aufgefordert.
Vom Berg runter ist es um einiges sportiver und halsbrecherischer als rauf. Konzept bleibt (vor der Kurve hupen), nur jetzt mit gelegentlich gewagter Geschwindigkeit. Jedenfalls für den Wagen. Der TÜV würde wahrscheinlich Peru, ach was schreibe ich, gesamt Südamerika (bis auf Ausnahmen) stilllegen. In den Slums stockt unser Vorwärtskommen gelegentlich, weil allerlei Fahrzeuge nicht ausweichen können.
Wir beiden sind zurück auf dem Centro, die Gruppe sammelt sich wieder, zu dritt schlendern wir nun bei blauem Himmel über den Platz. Eine Hochzeit. Weisse Kutsche mit weissem Pferd, pigmentiert bevorzugter Bürger mit Migrationshintergrund als Kutscher und alter Mann mit seiner jungen Frau.
Ok, nächster Plan. Was essen. Oder doch nicht. Weil solange die Sonne gut ist, könnte man ja zurück und das Schiff fotografieren. Sagt Bram. Ich bin für Essen. Und zwar landestypisch. Alles klar, machen wir. Wurde eine Pleite. Ich hatte ein dünnes Stück Fleisch mit Reis und Kartoffeln, Sosse und Salat. Wenn das landestypisch ist, dann gibt es auf dem Schiff auch peruanisches Essen.
Dafür ist die Kellnerin ebenso süss wie unbeholfen. Essen gab es aber kein Besteck. Dann nur eine Gabel und das Messer vom Nebentisch. Nach einiger Zeit stellte sich raus, dass die Pizza (nicht für mich) so zirka 20 Minuten braucht. Ach je. Aber niedlich, wie sie uns das mitteilt, Kopf schief gestellt, Augenbrauen hochgezogen und ein blendendes Lächeln. Und in irgendeiner Tracht mit Röckchen und falschen Zöpfen.
Das Essen ist geschafft, Zahlen mal wieder kompliziert. Aus 36 peruanischen Dingens werden 25 Dollar. Bram findet das viel. Sie weiss nicht genau, ob das stimmt. Nach einer Weile taucht sie wieder auf, nun sind es nur noch 13 Dollar. Lächeln Eins, Rechnen Sechs.
Zwischendurch noch einen Polizisten fotografiert, der sich ein Eis gönnnt. Erst ziert er sich, “Estos verbotos” oder so, sagt er und meint damit sein Eis und hält es hinter eine Mauerecke. Ich sag “Please, noone knows” und habe mein Bild. Leider unscharf. Mist.
Zur Rückfahrt wird ein Taxi gesucht. Geht doch, nach nur 8 Taxen fanden wir einen Fahrer, der unserem “Callao” entnahm, dass wir nach “Caljao”, wie es gesprochen wird, wollen. Ansonsten inkompatible Sprachmodule. Allemanje, Ballag und Schweinschteiger sagten ihm was. Und so rasselt es aus ihm heraus als wäre er der Bruder der Fremdenführerin. Und ich gehe auf seine Erzählungen ein, erzähle ihm, dass ich kein Wort verstehe und wie das so ist mit der Welt und sowieso allem und alles. Hinten gniggern Bram und Achim über unsere Unterhaltung, irgendwann sieht der Fahrer ein, dass die Unterhaltung nicht funktioniert und es ist Ruhe.
In Callao biegt er falsch ab. Richtig, ich erkenne das. Ich kenne nämlich mittlerweile den Weg, weil es ist bereits das zweite Mal in diese Richtung, vier Mal insgesamt. Er versteht nicht, was ich will. Vorhin, beim Flughafen, da wäre er auch schon gerne abgebogen. Also ziehe ich einen Stift und ein Stück Papier aus der Tasche, male ein Schiff mit Segel und Containern. “Si si” sagt er uns schwups sind wir am Puerto. Geht doch.
Dort noch mal durch den Zoll. Dschungle. Der Erste von uns Dreien wird sorgfältig kontrolliert, beim Zweiten erlahmt die Lust und bei mir wird nicht mal mehr der Shorepass und RP kontrolliert.
Shuttlebus zum Schiff, am Inka-Shop aussteigen, die letzten 600 Meter Richtung Schiff latschen. Quer durch die Ladetätigkeiten. Bram und ich nutzen die Gelegenheit für Fotos. Lastwagenfahrer freuen sich, dass sie ins Internet kommen und werfen sich in Pose. PortSecurity sieht uns fotografieren, sofort gibt es Mecker. Bram diskutiert, ich höre selektiv weg und fotografiere weiter. Geht doch, ihr habt euer Opfer erfülltes Berufsleben und ich meine Ruhe…
Der Bosun steht an der Gangway und erwartet uns steht Wache.
Ein schöner Tag. In Lima. Lima selbst? Naja.
12° 2,630’ S 77° 8,780’ W (21ft)
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Callao: Kommt alle her, ich habe eine Kiste Bier gefunden!
(2007-06-14 20:19)
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Woche 5
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Sonst haben wir nur Hapag-Lloyd und Hamburg-Süd.
12° 2,102’ S 77° 10,945’ W (12ft)
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Buenaventura gestrichen
(2007-06-15 11:18)
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Woche 5
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Mitteilung vom Kapitän (überbracht von Bram): wir haben keine Container für Buenaventura und in Buenaventura sind keine Container für uns.
Also wird Buenaventura von der Route gestrichen, es geht direkt zum Panamakanal.
Schade.
Das bedeutet a.) Buenaventura gar nicht richtig gesehen (wobei das wohl kein so grosser Verlust sein soll) und b.) wahrscheinlich 1 bis 2 Tage Reede vor dem Panamakanal.
10° 26,371’ S 78° 37,823’ W (96ft)
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Delfine voraus
(2007-06-15 13:43)
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Woche 5
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Bram steht draussen auf der Treppe. Ich höre drinne Tess Gerritsen. Dumpf klingt sein Ruf. Detektivisch pfiffig schalte ich, schnappe im zweiten Anlauf auch die Kamera und bin draussen.
Viele Vögel kreisen über einem Seebereich, wir sind nur 40 Seemeilen vom peruanischen Festland entfernt. Unter den Vögeln ist die See etwas anders. Und gelegentlich springt ein Delfin heraus.
Zu weit weg. Und flinke Kerle, alles nicht so einfach.
Und dann doch noch eine Extravorstellung direkt am Schiff. Danke!
9° 45,965’ S 79° 4,483’ W (102ft)
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blinder Passagier und Rauchsignale
(2007-06-16 11:58)
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Woche 5
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Für heute ist ein umfangreiches Entertainmentprogramm geplant. Es beginnt mit einem Vogel, der sich erschöpft auf das Sonnendeckdach gerettet hat.
Anschliessend üben der Kapitän und der 3te das Abschiessen eines Rauchsignals.
Und für heute um 15 Uhr 20 ist der Höhepunkt des Tages angekündigt.
3° 1,415’ S 81° 30,082’ W (57ft)
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Training
(2007-06-16 16:21)
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Woche 5
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Zweiter Höhepunkt des Tages ist das Notfalltraining.
Es begann traditionell mit einer “Verlassen des Schiffs”-Übung. Die kennen wir schon, zum Meetingpoint, durchzählen, dieses Mal keine Rettungsweste und Überlebensanzug, dafür gleich zum geschlossenen Rettungsboot. Umfangreiches Gefummel, um die Sicherheitssperren zu lösen, einer geht rein, drückt etwas rum (keine Ahnung an was), Tür wieder zu und noch umfangreicheres Gefummel, um die Sicherheitssperren wieder zu befestigen.
Dann gab es die “Mann über Bord”-Übung (Neu!). Der Kapitän schmeisst eine Rauchboje über Bord, die prompt nicht raucht. “Gut,” wird er hinterher sagen, “dass wir üben und man sieht, dass was schief gehen kann.” Recht hat er, die Crew vermittelt gelegentlich den Eindruck eines Hühnerhaufens.
Derweil fährt das Schiff ein kurviges Manöver, um den Mann die Nichtraucherboje wieder zu finden.
Kursverlauf nach der Übung. Schiff kommt von oben links und fährt nach unten rechts. Interessant scheint zu sein, dass man mit der geschickten Kurve oben rechts so dreht, dass man schnell den gefahrenen Weg zurückfahren kann. Was hier wohl nur angedeutet wird, weil man gleich auf den Steuerkurs nach Reiseplan zurückkehrt. Ist ja nix wirklich zu retten. Wilhjams Manöver? Ich habe es akustisch nicht richtig verstanden…
Und alle packen mit an, der Koch hält ein Seil und die anderen gucken auch angestrengt. Der Bosun untersucht die Ausklinkvorrichtung des Motorbötchen und hat auch bald allerlei Teile in der Hand, die zur Funktion wohl nicht beigetragen haben. Andere machen sich daran, den Aussenbordmotor zu befestigen und seine Funktion halbwegs zu testen.
Dann, als es spannend werden könnte, nämlich Boot zu Wasser und die nicht rauchende Rauchboje zu retten, da wird die Übung beendet.
Auf der Brücke gab es nachher noch eine Steuerübung. Seine Steuerleute stehen unten im Schiff im Steuerhaus und müssen direkt steuern. Simulation des Brückenausfalls, Elektrikausfalls oder was auch immer. Tatsächlich gab es auch ein Mal den Hinweis vom Kapitän an einen Übenden, dass das nicht der angesagte Steuerkurs wäre.
1° 46,328’ S 81° 30,233’ W (23ft)
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der Äquator zum zweiten Mal
(2007-06-16 21:25)
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Woche 5
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Und wieder nachts den Äquator überquert. Sternklare Nacht, um uns herum sind Vögel dabei, in den Scheinwerferlichtern nach Fischen zu jagen.
Oben auf der Brücke ist es stockduster. Vom Äquator ist nichts zu sehen.
0° 0,001’ N 80° 55,332’ W (13ft)
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Liegen vor Buenaventura
(2007-06-17 13:30)
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Woche 5
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Obwohl wir in den Hafen von Buenaventura nicht einlaufen haben wir direkt auf Buenaventura zu gehalten. Und irgendwann vorher umgedreht, noch mal 20 Seemeilen raus und nun liegen wir hier.
Maschinen sind aus.
3° 36,812’ N 77° 46,471’ W (67ft)
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Doch Buenaventura
(2007-06-17 19:56)
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Woche 5
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Es ist nicht genau heraus zu kriegen, was genau Bram seinerzeit gehört hat, aber Buenaventura wird doch angefahren. Vielleicht ist ihm gesagt worden, dass wir zu früh sind und deshalb bis morgen auf Reede liegen.
Egal. Jedenfalls tun wir das jetzt (beides. Sowohl auf Reede liegen als auch Buenaventura anlaufen). Sehr beruhigend, Maschinen sind aus, Schiff ist relativ leise und vibriert kaum. Gelegenheit, morgen früh den Bart zu scheren.
Einlaufen Buenaventura wahrscheinlich irgendwas um 16 Uhr. Wir sind 40 Seemeilen weg, also geht es zirka 13 Uhr los. Oder so. Und 24 Stunden Aufenthalt.
Damit doch noch eine Rundtour durch Buenaventura. Mafiahochburg.
3° 41,182’ N 77° 40,378’ W (124ft)
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Piratos!
(2007-06-18 8:49)
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Woche 5
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Gestern abend die Durchsage: “Beginning with 20hundret all outer doors must be locked for the night. Check the doors.”
Will sagen: weil wir nahe dem Land auf Reede liegen und man wohl Befürchtungen wg. ungebetenen Gästen hat, sollten die Aussentüren abgeschlossen werden. Was ich auch brav für unseren Flur tat. Und kurz vor 8 Uhr kam dann auch jemand und hat es überprüft.
Jedenfalls führte das auch prompt zu einem nächtlichen Traum. Soweit ich mich erinnern kann, wurden wir von Piraten überfallen (die haben in mein Fenster geguckt!) und ich habe zwei Piraten gefangen. Sie liefen draussen rum und liessen sich widerstandslos fesseln. Mit zwei Kabelbindern. Wahrscheinlich habe ich zu viel Tess Gerritson gehört.
Damit hatte ich nun meine zwei Gefangenen und ab dann gab es nur noch Probleme. Zum einen hatten wir keinen passenden Raum an Bord, wo man sie hätte einsperren können. Und später, beim Abliefern der Piraten in Buenaventura, hatten wir nicht die richtigen Papiere, um überhaupt Piraten fangen zu dürfen. Muß wohl so ähnlich wie beim Fischen mit dem Angelschein sein. Piratenfangschein. Incl. Lehrgang und Prüfung. Und jährlicher Erneuerung gegen Gebühr. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder einfach so unkontrolliert Piraten fangen würde?.
Am Ende blieben wir/ich auf unseren/meinen Piraten sitzen und wären/wäre selbst fast festgenommen worden.
Und dann war die Nacht vorbei.
3° 49,150’ N 77° 33,482’ W (264ft)
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Buenaventura Einlaufen
(2007-06-18 21:50)
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Woche 5
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Der Tag begann trübe und warm. Und wurde gegen Mittag noch wärmer. Drückend lag die Hitze über dem Pazifik, der glitzernd und flach wie geschmolzenes Blei schien. Joe Zucker wußte, dass die Menschen an diesem Tag noch erschöpfter sein würden, als sie sonst schon sind. Auf seinem blauem Hemd breitet sich bereits ein großer Schweissfleck aus, obwohl er erst seit zwei Stunden im Dienst war. Von seinem Kollegen Paul Kowalski auf dem Beifahrersitz im unbequemen Streifenwagen ging der frische Geruch eines Mannes aus, dem die Hitze nichts anhaben konnte. Nie würde ein Fremder auf die Idee kommen, dass auch er bereits seit über 8 Stunden ohne Dusche im Dienst war.
Paul sah sich noch einmal die Karte der vergangenen Nacht an.
“Das sieht ganz danach aus, als wolle er uns mürbe machen.” sagte Paul. Joe antwortet mit einem verächtlichen Schnauben. Das, so wußte er aus Erfahrung, würde er nicht schaffen.
In dem Fahrzeug, welches sie nun schon so lange beobachteten, liefen die Klimaanlagen auf Hochtouren und schafften die Temperaturen, von denen er nur träumen konnte. Er greift zu der schäbigen Wasserflasche, deren Inhalt die einzige Linderung lieferte, die er und sein Kollege sich erlauben durften. Da quäkt es aus dem Funkgerät.
“Achtung, das Objekt verläßt seinen Aufenthaltsort. Es ist auf dem Weg nach Buenaventura.”
Erschöpft stieß Joe Zucker seinen Kollegen an, der aus dem Schlaf erwachte.
“Es geht los. Sie bewegen sich endlich!”
Sie sahen, wie der Wagen seinen Parkplatz verließ und Fahrt aufnahm. Aber er fuhr nicht schnell, sondern wie jemand, der noch kein Ziel vor Augen hatte. Wie ein 20-Jähriger, der eine Verabredung hatte aber noch nicht wußte, wann er sein Girl treffen würde.
“Da stimmt was nicht.” sagte Paul und rief über Funk die Zentrale.
“Vielleicht will er nur sprungbereit sein. Er legt sich auf die Lauer, umkreist sein Revier und dann…”
Joe Zucker hatte noch nicht ganz ausgesprochen, da stand der Wagen vor ihnen plötzlich in einer Parklücke. Sie sahen, wie der Fahrer langsam ausstieg und in ein nahes Restaurant ging.
Es war das Chez Trader, in dem ein Koch mit nur einer Bedienung jeden Tag von 8 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends seine hungrigen Gäste versorgte. Joe hatte davon gehört, das Essen war durchaus gut, eine bodenständige, bürgerliche Küche mit reichlichen Portionen. Nur die Bedienung sollte etwas träge sein, aber Joe war das egal. Hauptsache, es gibt etwas zu essen. Und das schien jetzt möglich zu sein.
Schnell sprangen auch sie aus dem Wagen, überquerten die River Side Road, auf der sich zu dieser Zeit der zähe Feierabendverkehr endlos zog. Sie hatten das Restaurant erreicht, mit einem schnellen Blick überflogen sie den Raum. Da, hinten rechts ist noch ein Tisch frei. Sie setzten sich, ohne jedoch den Fahrer des Wagens aus den Augen zu verlieren. Sie bestellten sich Beef with french fried potatos, dazu gab es wieder nur kühles Wasser.
Sie hatten gerade den letzten Bissen ihres Mahles auf der Gabel, als plötzlich der Fahrer aufsprang.
“Er muss den Termin erhalten haben.” bemerkte Joe überflüssigerweise, denn schon sahen sie, wie sich der Wagen in den immer noch zähen Verkehr einreihte.
Es ging nur langsam vorran. Aus einem vorausfahrenden MSC hob sich drohend ein behaarter Arm. Wieder mal ist Joe zu nahe aufgefahren, wieder mal mußte ein genervter Bürger ihnen zeigen, dass nur eine kleine Unachtsamkeit nötig war, um aus der Haut zu fahren.
Sie fuhren die lange schmale Hauptstraße herunter, die gerade auf Buenaventura zu lief. Links und rechts blinkten die grünen und roten Lichter, hinter ihnen ging die Sonne unter. Vor ihnen immer noch der MSC.
“Das kann noch dauern, bis wir in Buenaventura sind.” sagte Joe Zucker zu seinem Kollegen Paul Kowalski. Der blickte ihn an und sagte, was er immer sagte:
“Ich liebe diese langsamen Fahrten.” Er hatte ja recht, jedes Revier hatte seine Eigenarten und bei dieser langsamen Fahrt blieb genügend Zeit, die Ränder des Fahrbahn zu beobachten. Die Stadt erstrahlte nun in ihrem nächstlichen Lichtermeer, welches gnädig die ausgelaugten Straßen und die grauen Häuser verdeckt. Buenaventura hatte bessere Zeiten gesehen, aber die lagen vor der Zeit, in der Joe Zucker sich auf ihren Straßen herumtreiben durfte.
Nach über einer Stunde hatten sie scheinbar ihr Ziel erreicht. Der Wagen vor ihnen bog nach links ab, Joe Zucker lenkte in einem sanften Schlenker hinterher. Plötzlich kam ihnen Gegenverkehr entgegen. Ein großer, gefährlich schwankender Wagen, der wie sie auch in der Hitze des Abends glühte. Sofort hatten Joe und dessen Fahrer Augenkontakt. Ein kurzes Nicken, als wenn sie sich schon seit Jahren kennen würden und beide hatten verstanden, wie sie diese brenzelige Situation meistern. Joe zog seinen Wagen auf die linke Seite, ganz in den engen Rand der Kurve, während dem entgegenkommenden Wagen der große Aussenrand blieb. Nun fuhren sie zwar beide auf der falschen Seite, aber es war für jeden genügend Platz vorhanden.
Schon begann der andere Wagen zu beschleunigen. Er nutzte den freien Raum, den Joe ihm gelassen hatte. Diesmal würde der Fahrer keine wütende Hand recken, dachte Joe, aber er wußte auch, dass beide nun viel zu beschäftigt sein würden, um Freundlichkeiten auszutauschen.
Ihr Überwachungsobjekt war inzwischen an seinem Ziel angekommen, Joe konnte es in der Ferne parken sehen. Vor ihnen lag die Straße und in den Häuser am Rande standen die Bewohnern auf den Balkonen und versuchten gierig jede noch so kleine Brise aufzuschnappen.
Schwer und unbeweglich lag die Hitze in den Straßen, es war so heiss, dass jedes Fenster geöffnet war. Nur wenige Nachtschwärmer würden in dieser Nacht die Straßen der Stadt bevölkern. Aber Joe wußte, dass einige von ihnen erst spät in der Nacht den Heimweg antreten würden.
“Ich mache Meldung” sagte Paul Kowalski und griff zum Funkgerät, aus dem plärrende Stimmen klangen. Paul drückte die Sprechtaste und gab in kurzen Worten ihre Wagennummer und die neue Position durch.
Sie hielten mit ihrem Wagen wieder an genau der gleichen Stelle, an der sie vor genau 15 Tagen schon einmal gehalten hatten. Auch dieses Mal war es heiss und schwül. Dann begann es leise zu tröpfeln.
“Paul, es hat keinen Zweck.” sagte Joe Zucker und sie brachen die Überwachung ab.
3° 53,626’ N 77° 4,476’ W (67ft)
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Buenaventura Stadtrundfahrt
(2007-06-19 13:10)
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Woche 6
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Die Stadtrundfahrt verlief ganz ähnlich wie die in Lima. Gemeinsam durch den Zoll, danach trennt sich die Gruppe. Bram und ich entern ein Taxi, um uns für 20 Dollar zwei Stunden lang durch Buenaventura kutschieren zu lassen.
Die Stadt ist, nunja, ähm, wie schreibe ich es freundlich, ein ganz kleines bischen heruntergekommen. Zu Anfang hatte ich den Gedanken, dass es vielleicht nur die Hafengegend ist. Zur Innenstadt hin wurde es auch etwas besser, es gab tatsächlich einige hübsche Stellen. Aber als wir in die Aussenbezirke kamen wurde es nur noch schäbig und schäbiger. Fast alles ist vergittert oder schnell vergitterbar. Läden bestehen aus Kisten und Wägelchen.
Sextechnisch kann ich die Mannschaft verstehen. Für das nicht angepasste europäische Auge ist die Konzentration auf andere Dinge doch arg gestört. Andererseits: bei der Hitze schwitzt die Stadt im Stehen. Bloss nicht an Bewegungen denken.
Sehenswürdigkeiten? Siehe Absatz vorher. Ansonsten fand ich nichts, was eine Reise wert wäre. Es sei denn, man möchte Slums besichtigen.
Wie auch in den letzten südamerikanischen Städten gibt es in Buenaventura eine hohe Dichte Soldaten/Polizei/Security/wasauchimmer. Üblicherweise waren sie vorher mit schusssicherer Weste, Pistole und Schlagstock ausgerüstet. Die in Buenaventura haben Maschinenpistolen und größere Kaliber an Gewehren umgehängt. Ergibt bei mir gemischte Gefühle. Und gelegentliche Hinweisschilder über den Straßenverlauf nach Cali und das Lenken unseres Taxifahrers auf eben diese Straße geben mir Weichei dann den emotionalen Rest… Natürlich kommt nach der nächsten Kurve auch noch eine Straßensperre, mehr Soldaten, rausgewunkene Wagen.
Vorhin fahren wir so auf unsere Stadtrunde, plötzlich hält der Fahrer an und bedeutet uns, die Fenster zu schliessen. Er dreht seins auch hoch, die Kiste ist dicht. Trotz inkompatibler Sprachmodule ist schnell klar, dass wir nun durch eine Ecke fahren, in der auch schon mal öfter ins Auto gegriffen wird…
Ich glaube, die Stadt ist für nächtliche Fotoausflüge gänzlich ungeeignet. Mit leeren Taschen mag es aber gehen.
Über den Strassenverkehr gelernt: Fast jeden Tag gibt es in der großen Stadt einen Verlierer. Und dass ist der, der freiwillig rückwärts fährt. Die Stelle ist zu eng für zwei? Und man steht schon fast ineinander verkeilt aneinander? Noch lange kein Grund, ein Stück rückwärts zu fahren. Einfach stehen bleiben, hupen, es wird schon. Irgendwie wird der andere einen Weg finden, die Reifen auf den Fußweg, doch in das tiefe Schlagloch (da können ganze Kinderwagen drinne versinken, darum gibt es hier auch keine) oder auf den Schlammabhangrand. Nur der Verlierer des Tages würde hier den Rückwärtsgang einlegen. Keiner will das sein. Ein Jahr hat 365 Tage, aber nicht 365 neue Verlierer.
Die Fotos in der Galerie sind fast alle aus dem fahrend Taxi gemacht. Als Ausrede mag dienen, dass es klein war. Das Taxi. Und beschwerlich, aus- und ein- zu steigen. Und im Auto viel sicherer. Und der Fahrwind wg. der schwülen Luft. Und sowieso ist Fotografieren im Sitzen mal was anderes. Und es hat was fürchterlich dekadent Westliches, sich aus dem Fenster des fahrenden Autos zu hängen und mit einer fetten Kamera im Gegenwert eines vollständigen Lebensverdienst der Geknipsten die Fotos zu schiessen.
3° 53,626’ N 77° 4,476’ W (67ft)
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Buenaventura Laden und Prognosen fürs Auslaufen
(2007-06-19 17:33)
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Woche 6
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So. Auf der Hinfahrt lagen wir in Buenaventura gerade mal so um 12 Stunden (eine Tide).
Jetzt, auf dem Rückweg liegen wir bereits über 24 Stunden im Hafen. Und in der Zeit überschlagen sich die Pläne.
Erst sollten wir nur bis 18 Uhr liegen (Hochwasser) und dann auslaufen. Dann sollten wir nur bis 18 Uhr liegen und später im Hafen auf einen Ankerplatz verholen. Und nun scheint es so zu sein, dass wir morgen früh um 6 Uhr (wieder Hochwasser) auslaufen sollen.
Soviel zum Thema “Wir haben einen Plan.”
Mir egal, ich gucke mal beim Laden zu. Das ist hier echte columbanische Handarbeit. Mit zwei vom Zoll, die auch eine kleine Maschinenpistole (?) im Hosenholster rumtragen. Und tatsächlich wird auch ein Container geöffnet.
Man munkelt, dass die Ems Trader ein “bekannter” Drogentransporter wäre. Daher wurde einer der Kühlcontainer (-20° C! Was auch immer in den Dingern drinne ist, die sind bis ans Gewichtslimit voll.) einer vorsichtigen Kontrolle unterzogen: Tür auf, Nase mal reinstecken, vorsichtig an einem Karton gezuppelt, Nase mal in die andere Richtung reinstecken und Tür schnell wieder zu.
Gestern abend sind alle Hafenarbeiter, der Seucheninspektor und alles andere intensivst kontrolliert worden. Nicht so eine Luschennummer wie wir bisher hatten (Tasche auf und von oben reingucken) sondern richtig mit Abtasten von oben bis unten. Selbst das Girlie, was Arme wedelnd an Bord kraxelte, wurde vom Zolltyp abgetastet.
Und jetzt mal raten, wie ich untersucht worden bin, als ich vom Landgang wieder kam? Richtig. Gar nicht. Von Zoll weit und breit nichts zu sehen. Warum? Weil Mittag war. Gab Essen. (Nehme ich mal an.) Auch am Hafentor war die Kontrolle nicht vorhanden, dem Mann dort war nur wichtig, dass wir aus seinem großen Buch wieder ausgetragen werden.
Ansonsten Security an Bord, an allen vier Ecken und mitten drinne schläft steht jeweils einer. Auch ungewöhnlich.
Ladetätigkeit ist langsam. Einer unserer drei Kräne läd einem um den anderen 20-Fuß-Container auf. Der Vorarbeiter muss einzelne Leute immer wieder zusammenstauchen, eigenständiges Mitdenken scheint keine Kernkompetenz.
Der Ablauf im Einzelnen:
- Laster mit Container kommt an
- Gabelstapler hebt Container an und stellt ihn auf die Erde
- Kran senkt Traverse auf den Container
- anderer Gabelstapler hebt zwei Leute auf den Container
- die zwei Leute verriegeln die Traverse
- Gabelstapler nimmt die zwei Leute wieder auf
- Kran hebt Container ca. 1 Meter hoch
- selbige zwei Leute stecken jeweils zwei Twistlocks in die Containerstandflächen
- Kran hebt Container an seinen Platz, Twistlocks verriegeln
- bei äusseren Containern der unteren beiden Lagen wird noch gelascht (?)
Der gesamte Vorgang ist sequentiell, parallels Abarbeiten kam an dem Nachmittag nicht vor. Prozessoren wären genügend vorhanden, scheinbar sind die aber aufgabenspezifisch entworfen worden. Ähm, ich gleite ab… Also nochmal.
Der gesamte Vorgang läuft hintereinander weg ab. Solange die einen was tun haben die anderen Pause. Leute sind genügend da, aber scheinbar sind sie jeweils nur für eine Arbeit angelernt worden.
Gelernt habe ich “no comprende”. Heisst so viel wie “ich verstehe dich nicht, ich spreche nur Spanisch und English ist mit unbekannt.” Sagte das Security-Mädel vorne rechts auf dem Schiff. Kann also auch “Gehe weg mit deiner Kamera, du Blödmann” heissen. Dagegen spricht, dass wir noch weitere Kommunikationsversuche gemacht haben. Ach je. Nicht mal “Tach” klappt.
Die Dame auf dem Kai sagte gar nichts, kam aber langsam näher, rückte an die Kamera heran und lachte dann tatsächlich.
Später noch ein Foto ihres Büros, wobei mich der Vorarbeiter erwischte. Schnell die kompatible Sprache gesucht, es geschehen noch Wunder.
“A photo from her costs 20 Dollars!” sagt er.
“No problem, I pay 40 Dollars!” sage ich und er lacht sich weg. Und will auch fotografiert werden. Fröhlicher Mensch, auch wenn er am Schimpfen ist.
3° 53,626’ N 77° 4,476’ W (67ft)
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Buenaventura Auslaufen
(2007-06-20 9:17)
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Woche 6
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Tatsächlich, um 6 Uhr geht es mit dem Auslaufen los. Ein Schlepper hilft uns beim Drehen, dann spielt der Lotse noch mal etwas mit dem Nebelhorn und es geht los.
Zurück bleibt ein im Regen und morgendlichen Dunst liegendes Buenaventura. An der Uferpromenade das schöne weiße Hotel, davor waren massive Wachen (Doppelposten, insgesamt vier Mann incl. Kofferraum- und Taschenkontrolle).
Der Leuchtturm steht schon im Touristenneppviertel. Ziemlich abgerissen, es gibt columbianischen Rum in hübschen Flaschen. Nur dort, wahrscheinlich ist dieses Nationalgetränk extra für die Touris erfunden worden.
Die Berge liegen noch tiefer in den Wolken als auf der Hinfahrt. Keine attraktiven Motive.
Muss der Koch herhalten. Das erste Mal, dass ich ihn bei einer Abfahrt draussen auf der Treppe entdecke. Buenaventura hat einen nachhaltigen Eindruck bei ihm hinterlassen, der tiefere Eindruck dürfte in seiner Leber sein. Jedenfalls war er gestern morgen noch sehr lustig, was sich gegen Abend in deutliche Erschöpfung veränderte. Heute ist zum ersten Mal die Speisetafel nicht geschrieben, in Kreide steht nur Breakfast, Lunch und Dinner an ihr. Ob er zwei Tage hintereinander unterwegs war?
3° 49,411’ N 77° 26,963’ W (72ft)
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Panamakanal Pazifik zum Atlantik
(2007-06-21 13:45)
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Woche 6
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Von Buenaventura sind es nur zirka 15 Seestunden bis Panama City bzw. der Pazifikschleusen Miraflores des Panamakanals. Daher lagen wir gegen 1 Uhr nachts vor Panama City auf Reede und warteten auf… 3 Uhr. Weil da sollte es dann weiter gehen, eingereiht als Nummer 3 (glaube ich) in den Konvoi.
3 Uhr 42 werde ich vom Rumpeln der Maschine wach. Aufstehen, duschen, um kurz vor 4 bin ich auf der Brücke, in der Dunkelheit renne ich zur Begrüßung einen leeren Stuhl um. Nun wissen alle, dass ich da bin. Gleich nach draussen auf die Ausleger, da ist niemand, ich habe Fahrtwind und meine Ruhe. Rechter Ausleger, weil ich auf der Hinfahrt auch rechts stand. So bekomme ich beide Seiten mit.
Panama City liegt im Dunkeln. Schade. Dafür erleuchten Höhengewitter manchmal die Dunkelheit. Auch die Harbourbridge liegt noch im Dunkeln, vereinzelt sieht man trotz der frühen Stunde bereits Autos.
Gegen 6 Uhr fahren wir in die erste Schleusenkammer Miraflores ein.
Vorher haben wieder die unendlich vielen Menschen das Schiff geentert. Ein nicht enden wollender Strom ergiesst sich aus dem Lotsenschiff. Dieses Mal wird sogar der mitgebrachte Laptop eingeschaltet. Daran ein eigenes Navigationsystem an das Schiffs-GPS angeschlossen und ein Windows-Programm, dass umfangreich über die gesamt Situation in unserer unmittelbaren Umgebung berichtet. Soweit ich das erkennen kann, kennt es auch die Schiffsdaten und kann Steuervorschläge abliefern.
Aber so weit kam es nicht. Gegen 6 Uhr 20, beim Anlaufen der Maschine, um in die 2te Schleusenkammer der ersten Schleuse zu wechseln, zeigen sich auf dem Wasser weisse Flocken. Sieht von der Brücke so aus, als wenn jemand unter Wasser eine Tube Zahncreme ins Wasser drückt und diese Streifen an der Oberfläche steigt. Nicht viel, aber immerhin. Viel ungünstiger ist, dass sich um die weißen Flocken sofort große Ölfilme bilden.
Nach etwas Begutachterei, nach mehreren Anläufen und letztlich dem fast kompletten Versiegen der Ölflecken gehen wir weiter in die zweite Schleusenkammer und steigen hoch. Dann aber Stillstand. Aufgeregtet hin- und herlaufen. In der Parallelkammer zieht ein um das andere Schiff an uns vorbei. Ein Feuerwehrwagen fährt heran und nervt mit amerikanischem Dauergeduddel. Noch ein Wagen, wichtig aussehende Bedenkenträger gehen an der Kaje entlang. Wie senken uns wieder auf die halbe Höhe herab.
Der Stuart prägt bereits um 8 Uhr den Satz des Tages: “So we will stay here for one month?” und der Chief Mate antwortet mit “Actually it is not so bad here.” worauf der Chief Engineer mit Galgenhumor meint “I prefer Buenaventura.” Er ist wahrscheinlich der, der den Mist ausbaden darf.
Nach endlosem Warten (ich fange an, Grashalme zu fotografieren…) geht es gegen 10 Uhr dann tatsächlich weiter zur zweiten Schleuse. Das Schiff macht einen leichten Schlenker nach links, um in die linke Kammer einzufahren. Moment, Jungs, das ist zu viel, ihr… ähm… ihr wendet ja das Schiff.
Richtig. Schiff gedreht, in die Schleuse zurück aus der wir gerade raus sind, ruck zuck stehen wir gegen 13 Uhr wieder da, wo wir heute morgen um 4 Uhr angefangen haben: Vor Panama City. Immerhin gab es hübsche Postkartenmotive.
Warum? Wohl weil der Panamakanal ein Naturschutzgebiet ist und die Behörden uns die Weiterfahrt untersagen, bis das Problem (dessen Ursache mir noch unbekannt ist) behoben ist.
Da freut der Holgi sich: drei Mal Miraflores für den Preis von zwei. Und Panama City incl. Harbourbridge bei Tageslicht. Supi. Natürlich ist unser Zeitplan jetzt ein klitzekleines Bischen durcheinander. Mal gucken, was die nächsten Tage bringen, noch ist es zu früh für Spekulationen. Und die Ursache ist auch noch nicht zu den Passagieren durchgedrungen.
Eben, kurz nach 13 Uhr, fuhr die Ems Trader einige kleine Manöver und zwei Umweltschutz-/wasauchimmer-Boote hingen uns hinten drann. Ich habe keine Ölflecken gesehen. Aber das bedeutet ja nichts.
9° 50,740’ N 79° 26,815’ W (57ft)
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Panamakanal Panne klärt sich
(2007-06-21 19:41)
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Woche 6
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Der Bordtratsch trägt weiter, was die Ursache für die verhinderte Panamalkanalfahrt sein soll: eine defekte seeseitige Dichtung des letzten (ach!) Wellenlagers.
Wie man berichtet ist Öl aus dem Lager durch die Dichtung (es dürften mehrere Dichtungen hintereinander sein) Richtung See ausgelaufen, es soll irgendwas mit den warmen Wassertemperaturen und Aufheizen des Öls zu tun haben. Ich werde später mal nachfragen. Den Kapitän möchte ich lieber noch nicht stören…
Nun stellt sich die Frage, wie es weiter geht. Mit dem Schaden durch den Panamakanal? Wenn ja, dann werden sie vielleicht die Tour weiterfahren.
Wenn nicht, dann müssen wir ins Trockendock. Das bedeutet aber vorher die Ladung runter (nehme ich mal an) und dann möglicherweise eine Woche (nehme ich mal an) ins Dock. Daran anschließend die alte Ladung wieder aufnehmen? Oder ist die dann bereits auf einem anderen Schiff weiter? Wenn ja, dann wird die Ems Trader sicher nicht leer die Tour fahren sondern direkt zurück Richtung Chile und Peru. Geht terminlich gar nicht. Wenn nein, dann haben wir auch ein Problem mit meinem Terminplan.
Aber alles ahnungslose Passagierspekulation, morgen werden vielleicht spruchreifere Antworten kommen. Und vielleicht sitze ich in ein paar Tagen im Flieger…
9° 50,540’ N 79° 29,816’ W (197ft)
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Panamakanal Warten auf Entscheidungen
(2007-06-22 10:06)
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Woche 6
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Noch tut sich wenig. Beim Frühstück waren wir Passagiere fast alleine, die Offiziere schienen noch nicht gefrühstückt zu haben. 2. Engineer und Electrician tauchten auf, später kam der Chief Mate. Er wußte von nichts Neuem zu berichten. Ungünstigerweise sieht man hinten aus dem Schiff immer noch eine Ölfahne heraus kommen.
Hinweis: Die Farben sind deutlich verstellt, sonst sähe man den Ölfilm nicht. Ich schätze, dass es schlimmer aussieht, als die Ölmenge wirklich ist.
Gestern abend glitten Scheinwerfer über die Ems Trader. Heute morgen höre ich, dass es nächtliche externe Kontrollen und Fotos gab. Taucher haben die Leckstelle untersucht. An Bord sind Leute vom Germanischen Lloyd und untersuchen.
Zum Zeitvertreib in Ermangelung weiterer Grashalme dieses Mal Kormorane fotografiert. Bewegliche Ziele, deutlich schwerer als Grashalme.
Auf der Brücke liegt immer noch der Lotsenrechner von der ACP. Da machen wir doch mal schnell ein Bildschirmfoto.
9° 50,740’ N 79° 26,815’ W (57ft)
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Panamakanal Gerüchteküche
(2007-06-22 12:03)
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Woche 6
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Draussen liegt ein Boot mit Tauchern.
Sie haben ihr Werkzeug mitgebracht, im Holzkästchen oben liegt auch wertvolles Werkzeug. Später liehen sie sich dann noch was aus der Schiffswerkstatt. Eben gut ausgerüstete Spezialisten.
Immerhin taucht er im weißen Arbeitsanzug.
11 Uhr 45: Aktuelles Gerücht zum Mittag: Manzanillo den Kram für diese Ecke entladen, dann Richtung Rotterdam, dort alles entladen und dann nach Emden ins Dock.
Ich weiss ja nicht. Das bedeutet den Wegfall von Cartagena, Caucedo, weniger vom Revier Nordsee, River Thamse, Tilbury, Elbe, Hamburg usw. Glücklich macht mich das nicht. Das Gerücht.
Nachtrag 13 Uhr 05:
Auf der Brücke werden scheinbar mit dem Navigationscomputer die Alternativen Manzanillo nach Rotterdam, Cartagena nach RTM und Caucedo nach RTM ausgerechnet. Und eine Karte der friesischen Inseln liegt am Kartentisch. Und eine Liste mit GPS-Wegpunkten von Caucedo nach RTM (die ursprüngliche Planung, gemessen 2007-01-21), die auch wieder über die Azoren (also unten rum) führt. Scheint also mehr als nur ein Gerücht zu sein.
Macht mich sehr unglücklich.
Nachtrag 14 Uhr 20:
Sicher ist: morgen um 1 Uhr geht es durch den Kanal, die Behörden haben das Schiff freigegeben. Und bei obigen Gerüchten ist gar nichts sicher, es ist eine reine Geldfrage, was sinnvoller ist. Sagt einer vor den Offizieren.
Das klingt so, als wenn die Ems Trader ihre Reise mit zwei Tagen Verspätung so wie geplant fortsetzt.
Nachtrag 20 Uhr:
Kapitänsgespräch. Er sass entspannt in seinem Sofa auf der Brücke, also Zeit für ein Passagiergespräch.
Ergebnis: Für den Teil nach Panama sind noch keine Entscheidungen getroffen.
9° 50,740’ N 79° 26,815’ W (57ft)
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Panamakanal Pazifik zum Atlantik 2ter Versuch
(2007-06-23 8:32)
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Woche 6
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Mit zwei Tagen Abstand probieren wir es erneut: um 1 Uhr startet Projekt “Panamakanal II”.
1 Uhr? Neee, das tue ich mir nicht an. Miraflores erste Schleuse kenne ich nun zur Genüge, Panama City zum dritten Mal bei Dunkelheit muss auch nicht sein. Ausserdem liegt ein kräftiger Nebel über dem Kanal, da sieht man nachts noch weniger und an fotografieren ist nicht zu denken. Stehe ich doch lieber so auf, dass ich kurz vor Sonnenaufgang auf der Brücke bin. Das ist 5 Uhr 30, immer noch früh genug.
Zweiter Vorteil: wenn sich das Schiff um 5 Uhr 30 nicht bewegt, dann hat es auch im zweiten Anlauf nicht geklappt.
Hat es dann aber. Schiff bewegt sich, als Lotse haben wir einen völlig uninteressierten jungen Kerl. Achim sagte, der sieht so aus, als wenn er gar nicht dazu gehört. “Gibt der überhaupt Befehle?”.
Nun legen wir im Gatun-See und warten auf die Atlantikschleuse. Bis 15 Uhr, dann geht es in den Atlantik.
9° 15,270’ N 79° 54,895’ W (65ft)
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Panamakanal Sturzregen
(2007-06-23 15:06)
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Woche 6
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15 Uhr sollte es eigentlich losgehen. Derzeit fällt alllerdings der Himmel mit einer derartigen Gewalt runter, dass die Sichtweite auf unter 200 Meter gesunken ist. Ob da Schifffahrt stattfindet? Nein, natürlich nicht. Alles eingestellt und wir haben unsere nächste Stunde Verspätung.
Damit geht der Plan, in Manzanillo ins Internet-Cafe zu gehen, auch im Regen unter.
9° 15,270’ N 79° 54,895’ W (65ft)
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Panamakanal Atlantikschleusung
(2007-06-23 18:44)
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Woche 6
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Die Atlantikschleusung liess auf sich warten. Rein in den Kanal sind wir als Nummer 3 im Konvoi um zirka 1 Uhr. Ich weiß nicht von wie vielen, ich weiß nur, dass bis zirka 16 Uhr immer noch Dampfer von der Pazifikseite kamen. Und an uns vorbei sind, während wir in brütender Hitze auf dem Gatunsee lagen.
Mit Schrecken habe ich an das Fotografieren des Schleusevorgangs gedacht, bei der Hitze hält sich der Spass in engene Grenzen.
Dann kam der Regen. Mit ihm ging die Hitze und der blassblaue Himmel. Es kam relativ angenehme Frische, die immer noch warm aber nicht mehr erstickend war. Und leider wurde der Himmel grau.
Ansonsten sei auf die Galerie und die vorigen Beschreibungen des Vorgangs verwiesen. Es ist optisch ziemlich beeindruckend, die Größen- und Höhenverhältnisse sind schwer zu vermitteln. Der Vorgang ansich läuft allerdings mit entspannter Gelassenheit ab. Die Glocken der Loks läuten gelegentlich, womit die Lokführer den Befehl des Lotsen quitieren. Statt über Funk “OK” zu sagen gibt es eben ein “Kling”. Und “meinen” Lokführer hat es absolut kalt gelassen, dass ich 30 Minuten um ihn herumsprang und seine Lok von (fast) allen Seiten fotografierte.
9° 24,084’ N 79° 54,910’ W (122ft)
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Cartagena gestrichen, Caucedo voraus
(2007-06-25 11:52)
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Woche 6
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Nach der Verzögerung durch das Ölproblem war klar, dass wir in Manzanillo anlegen. Und dort erfahren, wie es weiter geht.
Entschieden wurde, Cartagena ausfallen zu lassen. Das war fast absehbar, auf dem Ladeplan sind nur 32 Container Richtung Cartagena eingezeichnet. Also fahren wir direkt nach Caucedo. Schade, sehr schade. Ich hatte sehr gehofft, durch Cartagena mal bei Tag laufen zu können.
Also Caucedo. Um 5 Uhr am Sonntag Abfahrt Richtung Caucedo, See ist etwas unruhig, Ankunft in ca. 13 Stunden.
Ansonsten gibt es wenig zu vermelden. Den vorgestrigen Abend, den gestrigen Tag und heute morgen fast nur geschlafen. Ich fühle mich nicht schlecht aber irgendwie bin ich müde. Keine Ahnung, was das ist. Aber es wird schon wieder.
Gestern abend die erste Zeitumstellung, Uhren eine Stunde vorgestellt. Es geht Richtung Europa.
15° 34,626’ N 72° 55,732’ W (132ft)
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Caucedo Drift
(2007-06-26 8:47)
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Woche 7
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Caucedo ist scheinbar das Zeit-Bermudadreieck der Route. Unser Reiseplan verschwindet nun zum zweiten Mal im Nebel, als wir hier ankamen.
Ankunft heute Nacht 0 Uhr 30. Erste Info: bis 4 Uhr auf Reede (bzw. Drift), dann in den Hafen. Aus 4 Uhr wurde 10 Uhr, eben beim Frühstück wurden daraus 14 Uhr. Also liegen wir zirka 27 Meilen vor der Küste und warten auf den Fortgang der Dinge.
Der Chief Mate grinst: “Actually it is top secret and I can not tell you.”
Der Kapitän saß mal wieder beim Frühstück (“Standard, always only standard” ist seine Anweisung an den Stuard. Und der braucht die jeden Morgen aufs neue, sonst bringt er das Kartenfrühstück, heute Pfannkuchen naturell.) und sagt kein Wort. Isst fertig, steht auf, verschwindet ohne ein Wort zu sagen oder uns drei eines Blickes zu würdigen. Schon komisch.
18° 2,165’ N 69° 51,545’ W (871ft)
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Caucedo Einlaufen
(2007-06-26 11:24)
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Woche 7
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Um 11 Uhr 20 sprang die Maschine an. So viel zu 10 und 14 Uhr, oder?
Nein, nicht ganz. Denn um 13 Uhr liegen wir an der Dreimeilenzone. Wir sind nur bis an die Startlinie gefahren und warten dort auf Startschuss für den Lotsen.
Gut, gegen 14 Uhr 15 ging es dann wieder los. Direkt auf den einfachen Hafen von Caucedo zu, Lotse an Bord, Schleppper hinten drann, wieder mit der Spitze nach vorne rechts rein, anhalten, Heck rumziehen, rückwärts an die Anlegestelle und drinne waren wir.
Zur allgemeinen Unterhaltung führte die Festmachercrew noch einen kleinen clownesken Auftritt auf. Der Gabelstapler rechts oben möchte das Ende des Seils zum Poller links oben fahren. Und die drei Herren auf der linken Seite merken nicht, dass sie im Weg stehen. Wohingegen die drei Herren rechts vom Seil glauben, dass sie im Weg stehen. Links die lagen später auf dem Boden wären die rechts irritiert guckten.
Wahrscheinlich sind wir ihr erstes Schiff.
18° 5,143’ N 69° 51,885’ W (36ft)h
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Caucedo Landgang
(2007-06-26 23:09)
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Woche 7
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Um gut 15 Uhr lagen wir in Caucedo fest. Sofort stürmten die Hafenleute das Schiff, im Cargo Office auf dem Copperdam-Deck gab es die große Runde. Wie in jedem Hafen sitzen der Kapitän, der Chief Mate, der Shipsagent (die landseitige Kontaktperson für alles rund ums Schiff und Ladung), Einwanderungsbehörde, Lademeister und weiß der Geier wer um den Tisch.
Caucedo ist anders. Und man sieht es dem Kapitän an. “Welcome to hell” sagte er schon auf der Hinreise. Und so sollte es dann auch kommen. Bram erzählt später, dass die Räuberbande Bediensteten vor dem Gehen noch den Tisch abgeräumt haben. Alle vollen, ungeöffneten Getränkedosen verschwanden in ihren Taschen. Allerdings standen auf dem Tisch auch keine Coca Cola-Dosen sondern irgendeine Billig-Plöre.
Es ist 16 Uhr, Bram, Achim, Fokko und ich sammeln uns für Ashore. Wir drei nach Boca Chica. Brams Reise endete hier, er musste das Schiff Richtung Hotel verlassen. Also vier Mal Immigration bitte. Der Shipsagend verschwand allerdings vorher mit dem Chief Engineer und wollte in 20 Minuten mit den Papieren wieder hier sein. Nach einer halben Stunde diskutierten wir, wie lange dem spanischen Kulturkreis zugerechnete 20 Minuten sind. Nach 90 Minuten gingen Achim und Fokko zum Abendessen, Bram und ich hielten die Stellung. Nach 2 Stunden guckte der Kapitän um die Ecke, fand das er jetzt mal was sagen könnte und schlug vor, dass wir uns doch einfach so auf die Reise zum Hafengate machen könnten. “Perhaps they are lazy and give you the passes without much controlling. I have no other idea.”
Ja, fanden wir eine gute Idee, weil dann bewegt sich wenigsten was. Bram blieb zurück, will auf den Agent warten. Auf dem Schiff vor der Gangway gab es noch mal Security, jeder bekam einen wichtigen Pass. Meiner mit der Nummer 007.
Dann standen wir gute 45 Minuten am Ende der Gangway zu Füßen der Kranportale. Denn übers Gelände laufen ist ein großes NONO. Es gibt extra ein Blättchen in verquerem English, das drauf hinweist, dass dieser Hafen eine “Security Policy that safe lives” hat. Und darum holt uns ein Shuttlebus ab. Der kam auch irgendwann, fuhr an uns vorbei und ohne uns weiter. Wir standen an der Kaje und wunderten uns schon lange nicht mehr.
Dann kam ein Pickup-Wagen mit eingeschlagenem Frontscheinwerfer, zwei Security-Leute stiegen aus, sahen uns, gaben Fokko einen dicken Stapel Immigrationsformulare und Fokko suchte die passenden raus. Zwei Stück für jeden, eins für raus und eins für rein.
Dann wurde vom einen Typ heftig telefoniert. Ok, meint er in einer kompatiblen Sprache, Shuttle kommt gleich. Und beide gingen an Bord.
10 Minuten später (jetzt haben sie, liebe Leser, gedacht, dass das Shuttle kommt, nichtwahr?) kommen sie wieder von Bord. Im Schlepptau Bram, danach ein Mannschaftsmitglied mit seinem Koffer. Bram verschwindet in einem zwischenzeitlich aufgetauchtem Wagen, was wohl der Agent war. Weg ist er. Die beiden Typen und wir drei stehen immer noch an der Kaje. Sie telefonieren mehr, mehr Hektik am Telefon, sprachinkompatibel.
“If you want it quick go here” sagt er auf einmal und deutet auf die Ladefläche des Pickups. Na klar. Soweit die Sicherheitsdingensbumens. Wir also auf die Ladefläche, auf den Boden hingesetzt und los geht es über das Hafengelände. Fokko findet, dass jetzt nur noch eine Bierkiste auf der Ladefläche fehlt.
Dann ein erfrischend einfacher Vorgang: Wir verlassen nach Abgeben des einen Zettels einfach das Gelände. Und draussen steht schon unser Taxi. Preis nach Boca Chica Beach beträgt eine Strecke 25 Dollar. Fokko diskutiert, letztes Mal nur 15. Wir enden bei 20.
Taxi mit funktionierenden Stoßdämpfern und Tacho (wobei ich mir nach der Fahrt gar nicht mehr so sicher bin, ob ich wirklich wissen will, mit welcher Geschwindigkeit ich gerade in diesem Verkehr unterwegs bin), dafür heftiges Auspuffproblem. Und ein paar klitzekleine Risse in der Windschutzscheibe. Zwei mal quer rüber und nochmal quer durch.
Taxifahrer will Konversation. Ich sitze wieder vorne, es geht nicht anders, also erzähle ich ihm was von Himbeersaft. Er sieht ein, dass Konversation nur in Schlagworten funktioniert. Ab da sind wir beste Freunde.
Fokko und Achim werden am Stand abgeladen, beide wollen ihre Einkaufsliste abarbeiten, Fokko im Meer schwimmen. Ich instruiere meinen Fahrer, mir ein Internetcafe zu suchen und laufe ihm hinterher. Schwarze Mädels betätscheln meinen Arm und bieten Dienstleistungen an. Inkompatible Sprache, ich kriege nicht raus, was ein Blowjob kostet. Außerdem kenne ich die Landesbezahldingens in Dollars umgerechnet auch nicht. Und ganz außerdem will ich ins Internetcafe.
Drei Internetcafes, drei Nieten. Keines will mich ran lassen, nix mit Steckerstöpseln. Den Weg über hat sich ein etwas durcheinander wirkender Bürger, der sich scheinbar in einer finanziell angespannten Situation befindet, zu uns gesellt. Er wollte einen Dollar, weil er Hunger hat. Positiver weise sprach er ziemlich sehr gutes Englisch, negativ fiel seine penetrant bettelnde Art und sein um uns rum gespringe und in alles einmischen auf. Der Taxifahrer konnte ihn nicht verscheuchen, da probiere ich es erst gar nicht.
Der Typ, nennen wir ihn mal Jo, bekam mit, das ich ein Internetcafe suche, wo der Netzwerkstecker abgezogen werden darf. Und schwallerte meinen Taxifahrer voll, dass er eines wüsste. Wir ins Taxi zurück, Jo saß plötzlich hinten und nach kurzer Fahrt hatten wir so ein Internetcafe.
Es war eines von der grausameren Sorte. Daten hochladen mit 5k/s. Also so wie vor 15 Jahren. Verbindungsabbrüche. Auf einmal ging gar nix mehr. Jo lamentiert rum, laut, noch lauter, dass ich das Internet “fucked up” hätte. “your pc is broken”.
Was er von PCs verstünde? Alles, so seine Antwort. Ja, geglaubt. Und ich bin Gehirnchirurg. Ich heben den Zeigefinger, legen ihn auf meine Lippen und wundersamer Weise verstummt Jo. Das muss ich auch mal bei anderen Gelegenheiten probieren.
Internet ist immer noch ganz aus. Ich nehme Kontakt mit dem Cafebetreiber auf, inkompatible Sprachmodule, aber es klappt. Einen Moment später bin in in einen schmierigeren Kabuf mit Plexiglasabtrennung zum Hauptraum umpositioniert, wohl das Lager mit dem Router, da geht es wieder. Jo beginnt wieder zu lamentieren, ich hebe den Finger, SNAFU.
Gute 1 Stunde und 30 Minuten später ist das Wichtigste getan, alle Mails gelesen, einige Mails beantwortet, einige Kunden vertröstet und einige Termine bestätigt. Jo wird nervös. Denn er will nun endlich sein Geld dafür sehen, dass er mich hier her gebracht hat. Und er will weg. Er trägt eine Turnhose und kratzt sich ausgiebig am Hintern. Kein schöner Anblick, aber ich bin emotional gefestigt.
Jo: “I want my money.”
Ich: “How much?”
Jo: “How much do you want to pay?”
Ich: “Nothing. Whatfor?”
Jo: “I brought you here. Pay me 10 dollars.”
Ich: “One dollar.”
Jo ist unglücklich emotional aufgewühlt und rennt nach draußen. Und wieder rein, spanische Diskussionen mit dem Cafebesitzer, meinem Taxifahrer und Umsitzenden. Auf einmal ein Knall (ja, liebe Leser, nun denken sie an eine aggressive Reaktion von Jo) und der Laden ist dunkel. Nur ich sitzte in meinem Kabuf beleuchtet von meinem Notebookbildschirm. Rumgerenne. Irgendwelches Hantieren. Raum wird wieder hell. Ich gucke in die Runde und sage nur “Not me”. Alles lacht.
Jo ist wieder da und erzählt mir, dass es viel viel teurer wird, wenn ich noch länger bleibe. Ich solle doch besser jetzt Schluss machen und bezahlen. Und dass er 10 Dollar will. Dann ist er wieder draußen und kratzt seinen Hintern. Der Cafebesitzer zeigt mit drei Finger, zeigt auf Jo und dreht mit dem Zeigefinger an der Schläfe. Ich brauche einen Augenblick, glaube zu verstehen, was er meint und nicke ihm lachend zu.
Dann ist meine Zeit rum, nach zwei Stunden wollten Fokko und Achim abgeholt werden. Also Abbruch. Zum Cafebesitzer, Preis aushandeln. Keine Ahnung, irgendwas in landesüblichen Bezahldingens. Jo übersetzt. “He wants 30 Dollars”, sagt er.
Ok, denke ich, Jo, wir beide kennen uns lange genug. Meine Schweine erkenne ich zwar nicht am Gang, aber 30 Dollar glaube ich kaum. Mehrfaches hin und her zwischen Cafebesitzer und mir, ich halte Dollarscheine hin, ein 5er erleuchtet das Gesicht. Ok. In Manzanillo hat eine himmelweit bessere Leistung nur 3 Dollar gekostet, aber warum nicht. Er war bemüht, hat geholfen, freundlich. 4 Euro. So what?
Jo sieht seine Felle schwimmen. Ich und mein Taxifahrer sind raus, er ins Taxi und den Motor an. Türen hinten verschlossen. Ich rein, Tür zu, Fenster hoch. Jo hängt an der Fahrertür und hat noch kein Geld. Was auch gut so ist, denn ich fand, dass ich ihm genau jetzt sein Geld geben könnte. Weil mir klar war, dass Jo es nicht lustig findet, wenn ich ihm nur 2 Dollar geben. Eine gute Einnahme für den Weg zu einem Internetcafe weisen und ab dann nur noch rumnerven und anlügen.
2 Dollar wollte Jo nicht. 10 Dollar. Oder zumindest 3 Dollar. Aber er hatte das Problem, dass das Auto schon rollte und sein Arm nicht lang genug war, um mir am Fahrer vorbei an die Gurgel zu gelangen. Und so waren wir dann auch Jo los.
Gekurve durch Boca Chica Beach, irgendwann waren wir wieder am Strand, scheinbar die Amüsiermeile. Mädels zwischen Wrack und Model laufen rum, wenn ich langsamer werde habe ich sie an den Armen. Ungewöhnlich. Straße rauf, Straße runter, wg. inkompatibler Sprachmodule hat unser Taxifahrer nicht verstanden, wo der abgesprochene Treffpunkt ist. Er ist auf der Suche nach Achim. Und er kennt all’ die Kerle auf den Motorrädern, die an den finsteren Ecken auf ihren Maschinen parken. Daher reduziere ich den Sicherheitsabstand zu denen auf unter zwei Meter. Sie rufen irgendwas, einer “Give me five”, wir klatschen im Vorrübergehen die rechten Hände zusammen. Immer gut, wenn man schon mal mit den einheimischen Rockern sowas wie erste positive Kontaktaufnahme durchführt. Gut, dass mein Taxifahrer dabei ist.
Dann finden wir Achim und Fokko. Sie sitzen am Tisch mit zwei Gewerbetreibenden, deren Auftragsentwicklung allerdings keinen positiven Verlauf aufweist. Trotz breiter Angebotspalette und üppiger Ausstattung, so erzählt Fokko im Taxi, und einer schrittweisen Reduzierung des Leistungsumfanges auf kürzere Dienstleistungen wäre es zu keinem Geschäftsabschluss gekommen. Wobei er wohl der bevorzugte Geschäftspartner gewesen wäre, an Achim sei das Interesse gering gewesen.
In fast Dunkelheit, Straßenbeleuchtung ist selten, geht es Richtung Hafen zurück. Eine Ampel blinkt Rot-Grün. Was wohl soviel bedeutet, dass man fahren kann, wie man will. Muss sie dazu extra noch blinken? Egal, wir biegen ab, tanken kurz, es geht in die hintersten Ecken des hintersten aller dunklen Parkplätze dieser Tankstelle, dort parkt ein Wagen mit einem Sack junger Menschen. Ich denke über mein nahes Ende nach. Weichei.
Und plötzlich biegen wir doch noch ab, sind auf einer menschenleeren, breiten, dunklen Schnellstraße, die ich mühsam als unseren Hinweg erinnere. Mit 50 Meilen die Stunde brausen wir die Straße runter, man sieht nicht viel und ich denke wieder an Ende und so Dinge. Weichei.
Dann der Kreisel, Hafentor, Abschied vom Taxifahrer. Der will natürlich auch noch 20 Dollar für den Rückweg und 10 Dollar für den Service im Internetcafe. Da ich ihm sowieso 5 Dollar Trinkgeld geben wollte sind wir uns schnell einige.
Rein zum Tor. Ein Wachmann mit umgehängtem M16 (meint Fokko). Er will die Papiere. Als ich dran bin, sagt er noch mal streng “Papers” Ich sage “Sir, Yes, Sir”, grinse und gebe meinen Zettel hin. Die Situation ist geklärt.
Wir sind durch das Tor und fragen nach dem Shuttle. Ja, kommt. Irgendwann nach erstaunlich wenigen Minuten taucht ein Pickup auf, vorne zwei Typen, Beifahrer wieder mit M16. Wir wollen auf die Ladefläche krabbeln und werden aufgehalten. Wir mögen doch bitte auf der hinteren Rückbank Platz nehmen. Ok, Achim ist schmal gebaut, Fokko gute 2 Meter irgendwas lang aber nicht so breit. Aber ich passe da nicht mehr rein, wirklich. Und auch vor 20 Jahren wäre es nicht gegangen. Nach etwas Gejammere meinerseits steigt der kleine Beifahrer mit seiner M16 aus, quetscht sich hinten rein und ich habe meinen Beifahrersitz. Geht doch. “I can hold your gun.” sage ich nach hinten, aber die möchte er dann doch lieber selbst halten.
Zurück zum Schiff, auf den restlichen 100 Metern auf einmal hektische inkompatibles Gerede vom Ex-Beifahrer. Ach so, er will nur, dass das Radio lauter gedreht wird. Und wir hören den aktuellen Sommerhit in ganz laut.
Gangway hoch, Taschenkontrolle. Weder Fokkos zwei Kisten Cohiba Espléndidos mit je 25 Churchills werden bemängelt noch wird in meiner Tasche unter das Notebook geguckt.
In der Kombüse stehen zwei Kohlrouladen für mich, im Gang finde ich den Koch und kriege einen Liter kaltes Wasser. Der Tag war mal wieder unerträglich heiss.
Ein guter Landgang.
Wobei die eine der zwei Kisten Cohibas meine ist. Stellt sich die Frage, was ich damit anstelle. 25 Stück, originalverpackt in handgebastelter Holzschatulle mit Plexideckel und Blister, grünem Siegel der Republica de Cuba, rote Chargennummer, die 25 Churchills natürlich noch mal einzeln versiegelt.
Ich könnte das Rauchen anfangen. Von unserem Exkanzlers Zigarrensorte.
Wie lange hält sich so was? Das mit dem Rauchen ist ja keine einfache Entscheidung.
(Boca Chica: zumindest heisst es auf der Seekarte so. Tatsächlich bin ich mir nicht mehr genau sicher, wie es dort hiess.)
18° 25,240’ N 69° 37,784’ W (100ft)
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Atlantikquerung Nummer 2
(2007-06-27 18:02)
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Woche 7
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Heute gegen 8 Uhr war Auslaufen aus Caucedo. Ich habe nichts, aber auch gar nichts davon mitbekommen. Das erste Mal. Bis um 9 wie ein Stein geschlafen.
Vor uns liegt die zweite Atlantikpassage, in der es wahrscheinlich so spannend wie auf der ersten Passage zugehen wird. Also gibt es bis auf die Azoren nichts zu berichten.
Nicht ganz, am frühen Nachmittag haben wir Puerto Rico passiert, man sieht gerade mal etwas davon. Mittendrinne die Isla Mona, die man besser sieht. Soweit man sie sehen kann.
Am 6ten voraussichtlich in Rotterdam und dann am 8ten Tilbury. Und dann ist es mit Stand heute unsicher: Hamburg oder Emden. Ich wette auf Hamburg.
17° 59,554’ N 68° 40,993’ W (36ft)
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Tonight one hour advance
(2007-06-28 20:34)
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Woche 7
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Heute gab es die Aufforderung zur zweiten Zeitumstellung in Folge. Es tönt laut aus den Telefonen, die gleichzeitig als Raumlautsprecher dienen “Attention crew and passengers, tonight one hour advance. One hour advance.” Was dazu führt, dass der nächste Tag nur 23 Stunden lang ist. Bedeutet eine Stunde weniger Schlaf.
Also die Uhren um eine Stunde vorstellen. Den Wecker auf dem Nachtisch, das Notebook, die Kamera, das GPS (warum weiß das GPS nicht automatisch, in was für einer Zeitzone es ist? Schwache Leistung.).
Nach meiner Zählung sind wir jetzt bei -3 Stunden Zeitdifferenz zu UTC. Und müssen nach +1 Stunden Zeitdifferenz. Und da unser Steuerkurs bei zirka 45° liegt, halten wir gut auf Afrika zu. Was, wenn ich mir noch folgen kann, dazu führt, dass wir weiterhin aufeinander folgend fast jeden Tag einen Zeitzonenwechsel durchführen. Will sagen: fast 6 Tage lang hintereinander weg jeweils eine Stunde weniger Schlaf.
Wenn ich recht erinnere, dann waren auf der Hinfahrt allerdings ein oder zwei Tage ohne Umstellung. Und eine haben wir relativ früh gemacht, weil wir Richtung Azoren nur eine Zeitzone kreuzen. Oder so. Ich beginne lieber mal ein Protokoll und werde später exakt berichten.
Wie auch immer es ist, mich als Urlauber stören die kurzen Tage kaum, aber der Kapitän meint, dass 23-Stunden-Tage für die Crew gar nicht gut wären und man am Rad drehe, wie er mit einer Finger-am-Kopf-Bewegung beschreibt.
Auf der Hinfahrt war das netter. Die Zeitumstellung bedeutete eine Stunde zurückstelllen, also 25-Stunden-Tage.
24° 58,502’ N 60° 57,951’ W (68ft)
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Wichtig: Kran putzen
(2007-06-29 14:02)
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Woche 7
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Kranputz hatten wir ja bereits auf der Hinfahrt. Jetzt noch eine weitere akrobatische Einlage auf der Rückfahrt. Der mittlere Kran wird bei voller Fahrt (19,6 Knoten) geputzt.
Die drei Kräne sind fast die einzigen Überbleibsel der hübsch-hässlichen gelben Farbe, in der das Schiff früher gestrichen war.
29° 21,462’ N 55° 49,068’ W (89ft)
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Nochn Sonnenuntergang
(2007-06-30 7:27)
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Woche 7
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Es täuscht nicht, der Atlantik liegt flach und glatt. Wir sind mitten in einem Hochdruckgebiet. Sogar der Dunst, der sonst die Sichtgrenzen bildet, ist verschwunden.
30° 36,330’ N 54° 11,914’ W (64ft)
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Übung: Feuer im Maschinenraum
(2007-06-30 12:48)
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Woche 7
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Zum Mittag gab es Linseneintopf. Wie üblich bestand die Einlage aus dem übrig gebliebenen Fleisch des Vortags. Und geräucherten, klein geschnittenen Würstchen. Und einem ganzen geräuchertem Würstchen für jeden. Oder zwei, wenn man will. Ich will nicht, denn nachher ist noch die große Grillparty, gesellschaftlicher Höhepunkt der gesamten Reise. Achim ist schon seit Tagen ganz hibbelig, weil der exakte Termin nicht zu erfahren war. Jetzt, beim Mittag, sagt er, es wäre ihm nicht so wichtig. Dann, beim Rausgehen, kommt er zurück zu mir, um aufgeregt darauf hinzuweisen, dass der Koch schon Baguette bereit gelegt hätte.
Wobei das mit dem gesellschaftlichen Höhepunkt so eine Sache ist. Achim meint, dass würde man für “uns”, damit meint er die Passagiere, ausrichten. Fokko meint, dass es so eine Grillparty immer auf dem Rückweg gäbe.
Zurück zum Linseneintopf. Seltsamerweise gibt es dazu auch leckere frische Brötchen. Zu keiner anderen Gelegenheit stehen Brötchen auf dem Tisch, nicht einmal zum Sonntagsfrühstück. Merkwürdige Sitten.
Später, nach 2 Tellern Linseneintopf mit Zucker und Essig verschwinde ich zum Mittagsnachdenken auf meine Kabine. Zwei Orangen im Schlepptau, die “Fresh Fruit” des Tages. Von vorvorvorgestern liegen noch zwei Birnen herum, die sind für den Nachmittag verplant. Ich höre mir gerade Stan Nadolny “Die Entdeckung der Langsamkeit” an (John lernt die Segelnamen auswendig), als es in die Kopfhörer piept.
Hmmmmm. Es piept. Auf dem Flur. Da heisst es ruhig bleiben und abwarten. Dann schallt es auch schon aus dem Telefon “Fire in the enginee room. This is only a drill. Fire in the enginee room. Crew report to the meeting point, passengers to the bridge.”
Bridge ist gut, auf der Brücke kann ich fotografieren. Aber Übung eine Stunde nach dem Mittagessen auf einem Samstag? Harte Sitten. Und natürlich wurde zu Kenntnis genommen, wer beim Appell gefehlt hat.
34° 19,000’ N 49° 01,576’ W (69ft)
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Grillparty
(2007-07-01 9:39)
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Woche 7
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Die Vorbereitungen begannen bereits gegen 14 Uhr 30. Mit einer gewagten Konstruktion aus Metall wurde tatsächlich ein sorgsam gesalzenes und wieder zugenähtes Schwein über einem Holzkohlefeuer gebraten.
Das Ergebnis war schön anzusehen und geschmacklich hervorragend, die Nachfrage hielt sich allerdings in Grenzen.
Der Koch hatte auf dem Grill Marke “Halbes Ölfass” noch Würstchen, Hähnchenschenkel und kleine Steaks gegrillt. Als Beilage gab es leckeren Kartoffelsalat, Weissbrot, Erbsenreis und süßen Puddingkuchen. Zwei Flaschen Wein reichten für alle, Bier eiskalt und Getränkedosen aus der Mülltonne Kühltonne. Die Entsorgung der Flaschen erfolgte mit einem schwungvollen Wurf ins Meer.
Die Party fand beim Swimmingpool statt, die Sitzbänke waren geputzt, die Tische mit Decken versehen. Und die Musikanlage konnte sogar das Motorengeräusch übertönen.
Die Stimmung war gelöst, in der ersten Zeit litt sie deutlich unter der Hitze der Abendsonne. Bis zum Sonnenuntergang gegen 20 Uhr 40 war es heiss, niemand wollte sich aus dem Schatten bewegen, alle klammerten sich an die kalten Bierflaschen oder Fantadosen, selbst das Essen fiel schwer.
Man merkte, dass das Schiff ein Arbeitsplatz ist. Einige hatten ihre Wachschicht vor sich, andere stiessen erst nach der Schicht dazu. Andere verdrückten sich, wohl wissend, dass auch am Sonntag gearbeitet wird.
Gegen 24 Uhr war der Abend für mich beendet.
Koordinaten nach Trackaufzeichnung.
37° 24,621’ N 43° 44,446’ W (96ft)
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Ruhe auf dem Atlantik: Maschine aus
(2007-07-01 17:14)
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Woche 7
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Wir sitzen beim Abendbrot. Speiseplangemäss gönne ich mir einen “Strammen Max” (zwei kleine Scheiben Schwarzbrot mit Senf und einer dünne Scheibe Mettwurst, darauf ein einziges Spiegelei). Achim lehnt es mit dem Hinweis ab, dass es ihm zu hochkalorisch sei. Stattdessen verspeist er lieber vier Scheiben Schwarzbrot mit je einem Matjeshering. Sie ragen alle an allen Enden über die Scheiben.
Der Alarmmelder geht los. Zögernd erhebt sich der Kapitän vom Abendbrottisch. Nicht seine Aufgabe, er hat keine Wache, eigentlich sollten andere auf den Alarm reagieren. Alarm verschwindet, wieder da, wieder weg, wieder da.
Plötzlich, 17 Uhr 55 wird das Schiff ganz ruhig. Ich gucke ungläubig, aber tatsächlich, die Maschine steht. “We stay here for one month?” muss ich unwillkürlich denken, aber besser ich sage erstmal nichts in englisch. “Vielleicht hat er vergessen zu tanken.” Achim findet meinen Witz gut.
Die Rundsprechanlage schnarrt los “Engineer to the engine room. Engineer to the engine room.”
Der Alarmmelder geht wieder los, der Kapitän telefoniert. “This is nothing. Only a small problem.”
Mittlerweile läuft die Maschine längst wieder. Kaum 30 Sekunden Stillstand. Unsere Zweierabendessenstafel hebt sich auf, um kurz nach 18 Uhr sitze ich in der Kabine. Zeit für Flaschenpost Nr. 3. Beim Schreiben der wenigen Worte fällt mir auf, dass irgend etwas anders ist.
Also nach draussen, in die Strömung geguckt und die Gischt ist merklich dünn. Mein GPS zeigt 15 Knoten an, dann 11. Die Gischt wird dünner, das Motorgeräusch schwächer. GPS schwankt bei 1 bis 3 Knoten.
Dann ist die Maschine aus. Wir liegen bei gut 40° N 40° W und die Maschine ist aus. Die Entertaintmentabteilung (aka Zufall) hat sich ein neues Programm zur Unterhaltung der Passagiere ausgedacht. Jetzt mal drüber nachdenken, was passiert, wenn die Maschine nicht wieder anspringt.
Auf Nachfrage meint der Chief Mate, dass es Problem mit einer Einspritzdüse gäbe und in einer Stunde würde es weiter gehen. (Nachtrag: Einspritzdüse des Zylinders #4 ist getauscht worden)
Tat es dann auch: 19 Uhr 15 sprang die Maschine wieder an und es geht weiter. Wir bleiben im Plan.
39° 57,994’ N 39° 16,266’ W (91ft)
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Komisch geladen
(2007-07-02 10:52)
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Woche 7
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Vorne stehen drei Container richtig hoch auf. Sieht komisch aus. Mittendrinne viele Löcher, wieder eine einzelne Reihe Container, die aufragt.
Ist so, weil wir viele Kühlcontainer auf Deck haben. Und das Gewicht der Ladung gleichmässig verteilt werden muß.
Das Foto ist vom 2007-07-05.
42° 53,419’ N 32° 46,162’ W (40ft)
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Message in a bottle
(2007-07-03 10:48)
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Woche 8
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So.
Ich habe vier kleine Getränkeflaschen aus Plastik gesammelt. Plan: Auf dem Rückweg die Flaschen als Flaschenpost ins Wasser setzen. Eben ist die letzte fertiggestellt worden, gleich wird sie versenkt.
Daten
- 2007-06-28 24° 03,784’ N 61° 57,741’ W
- 2007-06-30 33° 00,625’ N 50° 55,607’ W
- 2007-07-01 39° 55,714’ N 39° 20,772’ W
- 2007-07-03 45° 52,029’ N 24° 06,315’ W
Mal gucken, wie hoch die Rücklaufquote ist.
45° 53,340’ N 24° 02,130’ W (60ft)
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Vorhersagen
(2007-07-03 11:53)
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Woche 8
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Da wir den kürzesten Weg Richtung Heimat fahren, fielen die Azoren aus. Sehr schade. Wir sind bereits gestern auf Höhe Nordkante Spanien gewesen, allerdings noch weit auf dem Atlantik. Heute geht es mit 65° Steuerkurs Richtung Kanal.
Prognose: erste Ausläufer Englands Donnerstag Nacht, Calais am Vormittag, Rotterdamm am Nachmittag.
Das Wetter ist deutlich kälter geworden. Gestern war es regnerisch aber noch warm. Und es hat vergleichsweise kräftig geschaukelt.
Heute ist es sehr frisch und fußkalt. Und die Schaukelei ist weniger geworden.
46° 0,625’ N 23° 37,264’ W (63ft)
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Wal voraus
(2007-07-04 12:29)
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Woche 8
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Gestern bei 46° 56,421’ N 20° 5,403’ W gegen 20 Uhr 30 einen Wal gesehen. Erst die Fountaine, dann sehr kurz den Rücken. Und Minuten später wiederholte sich das Spiel.
48° 29,312’ N 12° 36,545’ W (45ft)
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Zeitumstellung zum Letzten
(2007-07-04 19:52)
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Woche 8
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Noch mal die Zeitumstellung: so sah es dann aus.
- 2007-06-27 +1
- 2007-06-28 +1
- 2007-06-30 wg. Party verschoben?
- 2007-07-01 +1
- 2007-07-02 +1
- 2007-07-03 +1
- 2007-07-04 +1
48° 57,082’ N 9° 30,235’ W (105ft)
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Schiffsbewegungen
(2007-07-04 21:01)
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Woche 8
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Derzeit kränkt die Ems Trader so um zirka 10° in jeweils eine Richtung. Und auf der Brücke meckert der Autopilot regelmäßig, dass er den Rudereinschlag nicht so vergrößern darf, wie er zur Korrektur der kurzfristigen Kursabweichungen müßte. Da wir im nächsten Moment in die andere Richtung hüpfen, ist die Korrektur aber auch nicht nötig.
Will sagen: es ist leicht wackelig, aber trotzdem noch angenehm.
Ach ja, das errechnete Kränkungsmaximum bei der aktuellen Beladesituation liegt bei 35,6°. Da sind wir weit von weg.
Mannomannomann. Artikel mit Seefahrtssprache gelingen mir nicht so richtig. Mir fehlt das Buch Deutsch<->Schifffahrt. Immerhin habe ich nun eine vernünftige Eselsbrücke für steuer- und backbord. Steuerbord ist rechts.
49° 1,532’ N 8° 57,412’ W (49ft)
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endlich Schiffe
(2007-07-05 8:38)
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Woche 8
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Wir sind seit einigen Stunden im Kanal zwischen England und Frankreich unterwegs. Endlich gibt es Schiffe zu sehen, überall um uns rum.
Und das Mobiltelefon findet auch wieder Netze, kann sich aber noch nicht einbuchen. Zu weit weg.
Und ich spüre geistige Erschöpfung: erst heute fällt mir ein, dass ich noch Fotos zu Geschichten von gestern machen sollte. Aber da gibt es längst nicht mehr so schöne Neigungswerte.
49° 46,028’ N 3° 13,671’ W (49ft)
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Plan für RTM, TIL, HAM
(2007-07-05 9:37)
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Woche 8
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Haf Ankunft Abfahrt
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RTM -06 06:00 -06 23:00
TIL -07 19:00 -08 08:00
HAM -09 23:00 -10 15:00
Immer unter der Vorraussetzung, dass uns nicht im letzten Moment doch noch der Himmel auf den Kopf fällt.
49° 50,869’ N 2° 44,433’ W (70ft)
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Land in so etwas wie Sicht
(2007-07-05 11:43)
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Woche 8
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So gegen 10 Uhr zeigt sich mir das erste Mal seit 50 Tage so etwas wie europäischer Kontinent.
Alderney liegt weit entfernt im Nebel (Aufnahmeposition 49° 55,342’ N 2° 20,178’ W (35ft) ). Da ist auch mit Bildbearbeitung nicht viel zu retten.
Da wird Calais wohl auch nichts werden.
50° 2,900’ N 1° 37,226’ W (64ft)
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erste Telefonate
(2007-07-05 19:03)
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Woche 8
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So um 18 Uhr mal ein paar Telefonate geführt. Das Leben geht nächste Woche weiter. Und einige warten sehnsüchtig auf mein Erscheinen.
Und damit die wissen, wo sie mit mir telefoniert haben:
50° 53,059’ N 1° 26,536’ E (35ft), Küste von Calais, ungefähr Höhe Tunnel bzw. Fähren nach Dover. Engste Stelle im Kanal. Der Grauschleier ist Dunst.
51° 13,289’ N 2° 1,424’ E (69ft)
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der Kanal Richtung Rotterdam
(2007-07-05 23:10)
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Woche 8
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HMS Chatham bzw. F87 fährt vor uns her. Etwas ungewöhnliche Streckenführung, der Kapitän schimpft nichtzitierbar. Vorher haben wir die F488 und F487 überholt.
Ansonsten ist auf dem Kanalstück viel los. In der Mehrzahl kleinere Schiffe, an denen wir locker vorbei ziehen. Aber auch zwei große MSC-Pötte, der eine ist seit dem Morgen hinter uns, holt gaaanz langsam auf und schafft es bis zum späten Nachmittag tatsächlich, uns zu überholen.
Und mit Rückenwind sind wir immerhin über 22 Knoten schnell. Was eine Taube ausnutzte, um ein Stück abzukürzen. Achim meinte “die kriegt mächtig Ärger, wenn sie mit den schmierigen Federn und Füßen in den Stall will”. Recht hat er, warum ausgerechnet die gefetteten Drahtseile aussuchen.
Küstenbilder fallen wegen Dunst aus.
51° 13,289’ N 2° 1,424’ E (69ft)
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Rotterdam Einlaufen
(2007-07-06 11:42)
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Woche 8
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Seit gestern Abend gegen 23 Uhr 15 treiben wir vor Anker an der Mündung der Maas. Der Lotse war für gegen 7 Uhr angekündigt.
Um kurz vor 8 Uhr liefen die Maschinen dann an, der Ankerplatz wird von der Ems Trader verlassen und sie bewegt sich auf den Lotsenpunkt zu. Kein Lotsenboot.
Dafür plötzlich ein Hubschrauber, der erst mal auf der rechten Seite hochflog, dann wieder zum Top zurück, Tür auf, Seil raus, Lotse raus. Cooler Auftritt.
Wir wollen in der Nähe von Rotterdam-Pernis in den Hafen, nicht in den Europort.
Also die Maas hoch, später auf der neuen Mass. Es ist ziemlich viel Verkehr, sehr viel Kleinzeug, Schlickschuten, Feeder, Trinkwassertransporter. Und einiges an großen Schiffen, frecherdings haben sie uns überholt. Wir kriechen die Strecke mit 6 Knoten hoch…
Die Maas hoch ist ein ziemlich spannendes Revier, da die Bebauung ausgesprochen gemischt ist: Wohnhäuser, Treibhäuser, Ölindustrie, Chemieindustrie, Bürokomplexe, Dockanlagen. Alles ziemlich durcheinander, bunte Ufer.
Der Wind war kalt und scharf, dafür hat die Sonne gefehlt und gelegentlich fielen auch noch Regentropfen. Aber gut war es trotzdem.
Unser Weg führt uns die Maas hoch, irgendwann biegt die alte Maas rechts ab, während wir geradeaus weiter fahren.
Das Panorama deckt 180 Grad ab: rechts ist das Ende vom Schiff, links der Anfang. Wir kommen von rechts, in der Bildmitte biegt die alte Maas nach rechts ab und wir fahren nach links.
Der Weg zu unserem Liegeplatz führt die neue Maas hoch, rechts ab und dann noch mal ein kleinen Schlenker nach rechts liegen wir am Ende eines Kais.
An der Anlegestelle wurden wir um 11 Uhr 30 schon vom Zoll erwartet. 2 Taucher und 3 Helfer sowie eine größere Anzahl Zollbeamten enterten das Schiff unter und über Wasser. Ziemlich heftig. Gab natürlich gleich eine schiffsweite Durchsage “Attention crew diver operation in progress”. Später kam auch noch ein Schäferhund an Bord.
Die Durchsuchung meiner Kabine erfolgte von zwei Zollbeamten. Eine machte sich über das Klo her, während der andere meine Nachttischschublade aus dem Schrank zog. Etwas zu heftig, er hatte sie plötzlich in der Hand und fummelte lange, um sie wieder rein zu bekommen. Schon ist seine Zeitvorgabe im Eimer. Dann wurde noch das Bett auseinander genommen, wieder keine Drogen. Dann mein Koffer, die drei Flaschen Alkohol klirren (mit Sicherheit zollpflichtig), ich pfeife unschuldig, sein Mobiltelefon klingelt. “Telecommunications” sagt er, geht ran und die Cohibas bleiben unentdeckt und Alkohol folgenlos. Schreibtisch, Notebook, Kühlschrank (Flasche Wiskey rausgezogen), große Fototasche oberflächlich (wobei er über seine Fotoausrüstung plauderte) Kleiderschrank innen und oben. Dann rief er die Beamtin aus dem Klo raus (Was hat die da die ganze Zeit gemacht? Den gläsernen Klobürstenhalter hat sie jedenfalls abgebrochen. Ohne was zu sagen. Später die Reaktion des Kapitäns auf die Schadensmeldung war nicht jugendfrei.) und es gab noch eine Kreidenotiz an die Tür. Fertig.
Unten im Copperdam-Deck sitzt der Kapitän und ist genervt. Weil es geht erst dann weiter, wenn der Zoll von Bord ist. Das ist um 14 Uhr 40 soweit.
51° 52,873’ N 4° 23,755’ E (65ft)
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Rotterdam Landgang
(2007-07-06 22:37)
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Woche 8
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Landgang in Rotterdam? Schwierig, weil Rotterdam ist komisch. Das beginnt damit, dass es keinen Shuttleservice auf dem Hafengelände gibt (, den bisher alle Häfen irgendwie hatten). Soll heissen, man zahlt auch noch das Taxi bis zum Schiff, wenn es, wie die Ems Trader, in der hintersten Ecke liegt. (Was doppelt fies ist, denn man sieht vom Schiff aus einen Zaun und dahinter ein Dorf. Und da könnte man hinlaufen. Ist aber unendlich weit weg.) Und die Geschichten gehen, dass eine Tour zur Innenstadt mit dem Taxi um 20 Euro kosten soll. Mithin 40 Euro für Innenstadtangucken.
Das Seefahrerheim soll schön sein und die holen einen sogar kostenlos ab. Einige Crewmember wollten das Abholen als Innenstadtshuttle nutzen. Problem: es ist wieder viel Planung nötig und wird (weil Crew ist ein Hühnerhaufen) voll chaotisch.
Alternativer Plan: einen der vielen Autofahrer, die unser Schiff besuchen, anquatschen und sehen, wie weit ich komme. Zumindest bis zum Gate hat es dann geklappt. Von dort bis nach Rotterdam Lepelaarsgl gelaufen. Ist weit. Vom Schiff weg. Zu Fuß. Für Holgi.
Ich stehe also an der Gangway und warte, bis einer der Leute von Bord geht. Die Entertainmentabteilung läuft zur Hochform auf. Denn vor der Gangway steht ein Transporter (nein, er will mich nicht mitnehmen) aus dem heraus ein Mann nebst philipinischer Frau Waren an die Schiffsbesatzung verkaufen. Der Zwote Maschinist kommt angedackelt, geht von Bord und kommt nach einer Weile mit den Waren wieder. Der Transporter fährt weg. In dem Moment rennen der Chief Mate, Elektriker und ein Crewmitglied zur Gangway. Transporter weg. Der arme Zwote bekommt, bevor er überhaupt versteht, was er falsch gemacht hat, einen riesen Berg verbale Prügel.
Ich weiß heute, was falsch lief. Der Chief Mate hat der Gangwaywache erzählt, sie soll mir bescheid sagen, zu warten. Nein, dass hat die Gangwaywache wohl schon falsch verstanden. Sie sollte entweder mir sagen, ich soll dem fahrbaren Laden sagen, zu warten. Oder die Gangwaywache sollte es dem Zwoten erzählen. Hühnerhaufen eben. Der arme Zwote.
Innenstadt ebenso malerisch wie, ähm, (für mich) uninteressant.
Daher wieder den Weg zurück. Fühlte mich mittlerweile wie bei Hannibal über die Alpen und ich in der Rolle des Elefanten. Die Spätfolgen werde ich noch die nächsten Tage mit mir rumtragen.
Am Gate kein Shuttle. Wertvoller Tipp des Sicherheitstypen am Tor: Taxi rufen. Wohin ich denn wolle? Ems Trader? Das ist doch nicht weit, nur da durch, dann geradeaus, dann da quer.
Na gut, denke ich mir, mir kam das zwar mehr vor, aber vielleicht gibt es als Fußgänger andere Wege. Also wandert Holgi durch Containergassen, vertrauenserweckende Ampelanlagen (“Sturmwarnung! Wenn das Licht blinkt ist der Bereich gesperrt.” Weil die Container 6 Ebenen hoch gestapelt sind und möglicherweise auch noch leer…) und rumfahrende Monstergabelstapler. Ems Trader? Neee neee. Also mal einen Rumstehenden gefragt. Ems Trader? (es folgt viel Funkverkehr), neee, das ist da (armwedeln Richtung ganz entfernt).
Also zum Gate zurück. Sicherheitstyp erzählt, dass das mit der Ems Trader doch nicht so einfach ist. Ems Trader, sagt er, ich dachte Ems Cargo (oder so, keine Ahnung, klang sehr ähnlich). Er entschuldigt sich für sein Missgeschick, hat eine Idee und ich habe mein “Taxi”. Er fährt mit seinem Wägelchen eine Kontrollrunde und ich kontrolliere mit. Und wenn er die Ems Trader kontrolliert steige ich aus. Danke!
Ach ja, Sicherheit. In Rotterdam scheint das alles egal zu sein. Der Typ im Häuschen interessierte sich nicht die Bohne für Ausweise und Zugangsberechtigungen. Da ist Hamburg völlig anders, voriges Anmeldungen via Kapitän und Ausweis sind Pflicht.
51° 52,873’ N 4° 23,755’ E (65ft)
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Rotterdam Auslaufen
(2007-07-07 9:38)
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Woche 8
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Zum Auslaufen war das Wetter glücklicherweise etwas besser. Es ging immer noch ein kalter Wind, aber er war nicht mehr ganz so scharf wie beim Einlaufen.
Die Tour die Maas runter verlief am Samstag bei wenig Verkehr ebenso entspannt wie gestern. Ein einzelnes Segelboot machte den großen Unterschied.
An Stellen, wo wir gestern noch mit 6 Knoten entlangschlichen hat der Lotse mal richtig aufdrehen lassen. Mit 13 Knoten pflügen wir durchs Wasser, die Folge ist eine heftige Welle, die Uferstraßen absaufen läßt.
Bei dem leichten Sonnenschein sind die hübschen Städte am Flußrand sehr attraktiv. Rausgeputzte Gebäude, schön gemachte Straßen. Und wieder die glitzernden Gewächshäuser. Und allerlei Touristik.
Der Lotse verläßt das Schiff konventionell bei leichtem Seegang. Wobei im letzten Moment mit einem netten Manöver vom Kapitän der Seegang nochmal etwas reduziert wurde.
52° 1,984’ N 3° 56,879’ E (49ft)
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Tilbury Einlaufen
(2007-07-07 20:47)
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Woche 8
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Wir schleichen mit der sagenhaften Geschwindigkeit von 15 Knoten noch 40 Seemeilen (Luftline) von Tilbury entfernt bei 51° 33,905’ N 1° 25,032’ E (49ft) durch die Themsemündig. Trotz zweier Lotsen an Bord wird es dann noch langsamer: 10 Knoten. Links und rechts fast kein Land zu sehen und wir stehen fast. Wohl weil wenig Wasser unter dem Kiel.
Der Kapitän ist unglücklich, sagt leise zu mir: “Bullshit. In Buenaventura we had less and were faster.”
Dafür sind die beiden Lotsen das schickste Pärchen bisher. Beide in Uniform, weisses Hemd, einer mit Rangabzeichen, der andere ein Lotse in der Ausbildung. Und jedes Mal, wenn uns ein anderes Schiff mit Lotsen entgegen kam, rannte der eine nach draussen und sie winkten sich über den Fluss zu. Hatten wir auch noch nicht.
Dann, kurz vor Hafen und der zweite Lotse hat noch keinen Handschlag getan. Mein Garmin zeigte noch 0,5 Seemeilen, da übernahm der zweite Lotse die Führung. Es wurde noch langsamer, ging dann gemütlich ran an die Flußkaje und wie beim Flipper prallten wir ab. Auch das haben andere mit mehr Schwung und ohne Abpraller hinbekommen. Naja, Azubi.
Dafür war das Wetter phantastisch. Super Sonnenschein, gelegentliche Schauerwolken, aber kein Dunst. Sehr sehr schön und völlig unenglisch.
Am Ufer allerlei größere Städte (z.B. Southend) und viele Relikte auf der europäischen Kriegsvergangenheit.
51° 27,550’ N 0° 19,993’ E (58ft)
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Tilbury Landgang
(2007-07-08 2:20)
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Woche 8
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Plan für Tilbury: Tower Bridge of London. In nämlich genau 0,82 Seemeilen Entfernung von unserem Liegeplatz ist die Tilbury Town Train Station. Was ungefähr so weit weg ist wie der Mond, weil die Strassen des Containerhafen über elfundneunzig verschlungene Wege dahin führen. Und am Wochenende kein Shuttleservice fährt.
Also wieder einen abgepasst, der gerade vom Schiff weg will und raus aus dem Port. Der hat mich am Bahnhof abgesetzt, ohne für ihn einen Umweg zu fahren.
20 £ am Geldautomaten gezogen, Ticket gekauft und ab nach London.
Alles sehr irritierend. Besonders das mit der falschen Seite. Beifahrer im Auto geht ja, Straßenverkehr auch. Aber am Bahnhof muss ich richtig aktiv drüber nachdenken, weil irgendwie… Und eigentlich hätten wir noch mal die Zeit umstellen müssen, somit war es bei mir und dem Schiff schon eine Stunde später. Allerdings kein Problem, wenn man sich vertut ist man schlimmstenfalls eine Stunde zu früh und muss warten.
Von Tilbury Town nach Upminster nach Monumentum, raus, durchs Geldviertel laufen, zum Tower of London, dann halb über die Tower-Bridge. Die Entertainmentabteilung hat dafür gesorgt, dass pünktlich mit meinem Erscheinen ein Schiff durch wollte und daher die Brücke geöffnet wurde. Man fühlt sich wie in Japan oder China. Ganz viele von denen. Und Schweden. Jedenfalls sind mir die beiden aufgefallen.
Dann wieder zurück, nach Upminton, 20 Minuten warten beim Umsteigen nach Tilbury. Alles sehr einfach und übersichtlich.
2 mal 5,50 £ für Train/Tube nach London, von Tilbury Town noch mal 10 £ zum Hafen. Da ich nur 20 £ gezogen hatte, guckte der Taxifahrer spärlich. Ist schon OK so, dachte ich mir, ich habe 20 Minuten warten müssen. Gesagt habe ich, dass ich noch Dollars hätte und zeigte ihm einen 1 Dollarschein. Den wollte er dann doch nicht.
51° 27,550’ N 0° 19,993’ E (58ft)
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Tilbury Auslaufen
(2007-07-08 10:59)
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Woche 8
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Um 8 Uhr war Auslaufen in Tilbury geplant, um 8 Uhr 20 kamen dann endlich Schlepper und Lotse. Wundersamer Weise nur ein Lotse, aber er hatte den gleichen Spleen wie die anderen beiden: rauslaufen und winken.
Das Wetter war wieder her.vor.ra.gend. Sonne, kein Wind, etwas zu kühl aber gute Sicht. Somit lief alles wie beim Einlaufen ab, nur die Reihenfolge war anders herum.
Daher wenig neue Fotos. Wobei das gegenüberliegende Themseufer durchaus interessant ist. Auf einer Länge von zirka 2 Kilometern ragt ein geschäzt 30 Meter hoher Kreidefelsenrücken auf, der nur wenige hundert Meter breit ist. Trotzdem gibt es da drauf hübsche Häuser.
51° 31,701’ N 1° 5,986’ E (220ft)
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Hamburger Einlaufdurcheinander
(2007-07-08 19:11)
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Woche 8
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Lt. Plan sollten wir morgen um 23 Uhr in Hamburg sein. Also mein Pickup für Dienstag organisiert.
Neuerdings und seit eben sind wir am Montag um 11 Uhr in Hamburg. D.h. schon Dienstags Nacht wieder raus. Also Pickup umorganisiert. Mann beweist Gedult mit mir.
Und gerade jetzt eiern wir mit 14 Knoten für vier Stunden vor Texel Richtung Elbe rum, weil wir sonst viel zu früh am Lotsenpunkt Elbe (nach Plan 5 Uhr) sein würden.
Mit einem schwungvollem Manöver haben wir zwei Pötte (die Rhine, Ziel unbekannt und die Leverkusen Express auf dem Weg nach Bremerhaven) überholt, um vor ihrer Nase wieder rüberzuziehen und langsam zu werden.
52° 59,632’ N 4° 22,630’ E (160ft)
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Hamburger Einlaufen
(2007-07-09 10:50)
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Woche 8
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Um 4 Uhr 16 geht die Maschine aus. Wir sind trotz langsamer Fahrt zu früh am Lotsenpunkt. Das Schiff eiert so vor sich hin, Maschine an, Maschine langsam, Maschine aus, Maschine an.
Punkt 5 Uhr ist der Lotse von Elbe 1 rüber, der Lotsenkatamaran klappert ein Schiff nach dem anderen ab. In der Ferne sieht man Helgoland und Cuxhaven. (Bei Helgoland bin ich mir nicht sicher. Achim sagt, dass der Lotse sagt, dass das Helgoland sei.)
Dann geht es auch schon Richtung Hamburg. Kleiner Zwischenstopp in Cuxhaven.
Mit einem Bötchen setzen zwei Lotsen über, die sich eine Mitfahrt und Essen bis Brunsbüttel schnorren. Da fahren wir auch noch mal langsamer, wieder Lotsenwechsel und die Gäste steigen aus.
Wie der Blitz geht es auf Hamburg zu. Erst Blankenese.
Dann Finkenwerder. Die Entertainmentabteilung hat ein Flugzeug zum Landen geschickt. Und noch mal langsame Fahrt, Lotsenwechsel, rein in den Burchardkai, einmal drehen und schon liegen wir in Hamburg.
9 Uhr 20 und Ende und Aus.
53° 31,942’ N 9° 54,050’ E (16ft)
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Wieder zu Hause
(2007-07-09 23:28)
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Woche 8
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Montag abend und ich bin wieder zu Hause.
Das letzte Online-Update war etwas chaotisch, die Geschichte dazu kann nachgelesen werden.
Und die letzten Tage sind noch nicht aufgearbeitet, zum Teil falsche Bilder (weil nur Platzhalter). Das wird in den nächsten Tagen nachgeholt.
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Tilbury und Hamburg nachgetragen
(2007-07-18 20:48)
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Nachtrag
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Ich habe heute die Fotos zu Hamburg und Tilbury nachgetragen.
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Funkloch auf dem Atlantik?
(2007-07-20 21:03)
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Nachtrag
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Die FTD schreibt falsch:
Selbstverständlich gibt es auch auf dem einsamsten Atlantik Internet, Mail und den ganzen anderen Krams. Inmarsat existiert seit 1979.
Lediglich die Preisgestaltung ist gewöhnungsbedürftig. Eine Mail incl Antwort hat mich $ 1,50 gekostet.
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Koordinaten verlinkt
(2007-08-15 13:34)
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Nachtrag
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Die Koordinatenangaben sind nun (hoffentlich) alle auf Google Maps verlinkt.
Nicht immer passt der Zoom-Faktor. Wenn keine Karte zu sehen ist, dann entweder den Zoomfaktor verringern oder auf die Kartenansicht umschalten.
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unser Führer in Valparaiso
(2008-01-17 23:55)
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Nachtrag
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Der Führer in Valparaiso hat jetzt eine eigene Webseite:
www.myvalparaiso.cl
Wenn Sie mit dem Schiff in Valparaiso sind, dann lohnt es sich auf jeden Fall, ihn als Führer zu bestellen.
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