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Cartagena verlassen (2007-05-30 9:14)
Woche 3 
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Nach dem Einlaufen bei Nacht am gestrigen Abend war das Auslaufen am Tage ebenso beeindruckend.

Zuerst geht es im Bogen an der entfernten Altstadt vorbei.

Dann folgt in einer nahen Vorbeifahrt die Skyline der neuen City. Gut, im Detail darf man auf manche Häuser nicht schauen, aber so ist das nun mal in einer Drogenhochburg.

Durch eine Bucht getrennt geht es an einer Insel vorbei, die die Bucht seeseitig schützt. Zum Meer gibt es eine enge Ausfahrt, ehemals geschützt von einer Befestigungsanlage.

10° 24,323’ N 75° 32,140’ W (42ft)

 
Cartagena sehen und sterben (2007-05-29 22:51)
Woche 3 
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(Nein, Mama, nicht wirklich. Ist nur eine Anlehnung an einen Romantitel. Habe ich als Titel geklaut. Du kannst beruhigt weiterlesen.)

Die Hafeneinfahrt nach Cartagena fand wieder am Abend statt, wir schleppen immer noch den Zeitverzug aus Causedo mit uns rum.

Durch eine kleine Meerenge geht es hinein in ein großes Becken. Die Sonne erlischt spektakulär rot im Meer hinter uns, neben uns ein Piratenschiff (so ein Filmpiratenschiff. Vielleicht eine Hochzeit?), dann geht es links herum und direkt auf die Stadt Cartagena zu.

Mittlerweile ist es stockdunkel und ich stehe mit dem falschen Objektiv an Deck. Naja. Auch mit dem richtigen Objektiv wäre es schwierig. Dunkel ist ohne Licht und das ist für Fotos nicht gut.

(Moment, ich hole mir mal eben einen Becher mit Islay, kann der warm werden, während ich schreibe.)

Cartagena vom Hafen. Spektakulär. Ich sach nur spektakulär. Spektakulär. Spektakulär. Spektakulär. Spektakulär. Spektakulär. Waaaaahnsinn.

Nach dem Einlaufen gleich noch mal aufs oberste Deck, einfach nur hinsetzen und gucken. Gut, nebenbei kann man probieren, ob es WLAN gibt, was mich rein läßt. WLAN ja, reinlassen nein.

Also noch etwas sitzen. Und gucken. Spektakulär. Spektakulär. Spektakulär.

Dann die Uhrzeit im Herzen bewegt. 6 Uhr auslaufen. D.h. um 4 wieder da sein. Wenn ich ashore gehe. Meine beiden älteren Herren (Achim und Bram) gehen nämlich nicht mit. Haben sie verkündet. Nicht nachts.

Mir ist dabei unwohl. Chief Mate befragt. Wenig hilfreich. Meint, Berlin wäre auch gefährlich. Recht hat er. Aber ich bin ein Weichei. Der Gedanke an vor mir stehende junge Männer, die mir die Übernahme meines Eigentums anbieten, macht mir Angst. Und ich könnte sie noch nicht einmal angemessen beschimpfen. Weswegen? Kommen ich gleich noch zu.

Also noch etwas auf Cartagena bei Nacht geguckt. Spektakulär. Spektakulär. Spektakulär.

Dann eine Entscheidung gefällt: Runter vom Schiff, Taxifahrer schnappen, nächste Internet-Cafe, Daten hochladen, wieder zurück. Nix mitnehmen, nur Notebook.

Also ashore.

Erstmal beim Chief Mate Papiere besorgen, nicht den Pass sondern son Landgangdingens. Dann von Bord, dann vorbei an den beiden Kontrollfuzzies. Dann mit dem Shuttle zum Gate und wieder ein Kontrollfuzzie.

Dann, ähm, dann läuft eine Menschenmenge auf mich zu. Schimpfend, rufend, laut auf mich einredent. Komisches Land. Die sprechen meine Sprachen nicht. Keine meiner Sprachen. Gut, viele Sprachen sind das nicht. Aber zumindest eine davon ist eine Universalsprache. Macht es mühsam.

Ich sach “Next Internet-Cafe with WLAN”. Nehme den Taxifahrer, der bei den Wörtern am Schlausten zurückblickt. 5 Dollars. Gebongt. Und hinterher wolle ich doch sicher in eine Bar, fragt der Fahrer. Naja. Da bräuchte es meine Sprachen vielleicht nicht. Will ich aber nicht hin.

Das Internet-Cafe leitet am Abend eine Hübsche, sie telefoniert, weiss ansonsten wenig von dem was da vor sich geht und läßt mich einfach ihren Stecker in meine Dose stecken. Schon hat das Notebook Netz und es kann losgehen.

Während die Hübsche telefoniert schiebe ich die Texte und einen kleinen Teil der Fotos rüber.

“Can I have some water?”

“Quievieri oaoo di crano moiva di fichero da?” (oder so, kann auch ganz anders gewesen sein)

“With Gas, thanks!”

Sie verschwindet durch die Tür nach draussen, kommt mit einer eiskalten Flasche Selter mit Kohlensäure wieder, schwebt neben mir ein, ist milchkaffeebraun, riecht spektakulär und stellt mir Flasche nebst Strohhalm hin.

Klappt doch gut. Sie telefoniert weiter. Leise, Fetzen klingen herüber.

“si… americano… importanto…”

Halbgut erkannt. Weniger gut passe ich in ihre Zeitplanung. Sie will den Laden schliessen.

“I must sleep!” sacht sie.

“This is not the day for sleep” sach ich und sie lächelt so wie sie alle lächeln, wenn sie dich nicht verstehen.

Na gut, Texte und ein paar Fotoalben sind übertragen. Wenigstens etwas. Nächstes Cafe nächster Versuch, vielleicht übermorgen. Und der Taxifahrer hat brav gewartet und mich wieder zurück gebracht. Und das Internet-Cafe-Mädel bezahlt und die Brause. Das alles für 15 Euro. Und mich nachher noch auf 20 Euro hochgehandelt, weil er 5 Kinder hat. Und er das Geld braucht. Ich reiche sie ihm und sach “and for your seventeen grandchildren” und er lächelt. Weil irgendwie war mir das in dem Moment echt das Geld wert. Spektakulär.

Einlasskontrolle am Gate. Taschenkontrolle. Shuttle zum Schiff, Fahrer weiss den Weg. Noch `ne Taschenkontrolle am Security Check des Schiffs. Jungs, datt is eine schwarze Einkaufstasche in der is nur ein schwarzes Notebook und ein Ersatzakku. Und so wie ihr guckt würde ihr sowieso keinen Koks finden. Auch wenn der nicht schwarz is.

Was habe ich gelernt? Zwei Dinge:

Zum einen machen wir uns in Europa das mit den Kreuzungen auf der Straße unnötig schwer. Wenn eine Kreuzung kommt dann muss man eigentlich nur auf dem Gas bleiben und vorher ausdauernd hupen. Und drauf achten, dass nach links auf der Straße etwas Platz ist, falls aus der Nacht ein weiteres, nahes Hupen tönt. Zumindest nachts in engen Straßen wo man nix sieht geht das sehr gut. Und als Fahrgast dreht man einfach den Kopf in eine andere Richtung und bewundert die Gegend, durch die man gerade fährt. Erstaunlich, wie viele junge Mädels abends vor dem Haus stehen, um sich die Beine zu vertreten. Im Bikini Nachthemd, oder so. In diesem Cartagena. Spektakulär.

Zum anderen, dass ich einen Freund habe, der ganz liebevolle rührende Briefe über einen Gartenzwerg, Ehefrauen, Familienkalender, 21 und Netzwerkkarten schreibt. An mich. Abwesenderweise. Und ich habe nicht geweint. Hätte ich fast.

Wenn der Ausblick vorher nicht so spektakulär gewesen wäre. Einfach spektakulär.

Ach ja, ich darf nicht die Freundin vergessen, die nach mehr Lesestoff quengelt. Wenn die wüßte, was ich hier alles tue, um ihre Wünsche zu erfüllen.

Spektakulär.

10° 24,323’ N 75° 32,140’ W (42ft)

 
Cartagena voraus (2007-05-29 16:50)
Woche 3 
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Rapppeln in der Rundsprechanlage. Chief Mate meldet sich zu Wort:

“Attention crew and passengers. Attention crew and passengers. All outer doors of the vessel will be closed during harbor Cartagena. Security level is raised to two. Only entering the ship through the door” und so weiter.

Wir haben also Sicherheitslevel 2. Das ist neu. Bisher waren im Hafen zwar auch alle Aussentüren abgeschlossen, aber nun gibt es auch noch den erhöhten Sicherheitslevel.

Landgang in Cartagena. Nicht wenn es dunkel ist. Muss ich mir nicht antun. Die Tourist-Info zu Cartagena liest sich nicht vertrauenserweckend (Stadtteil sowieso ganz meiden, Altstadt nachts meiden). Vielleicht bleibt morgen früh noch Zeit. Dann will Achim auch mit.

10° 36,664’ N 75° 42,667’ W (102ft)

 
Richtung Cartagena (2007-05-29 10:20)
Woche 3 
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Vor uns liegt Cartagena.

Und davor mal wieder Regenwetter. So schön die Atlantiküberfahrt war, so feucht und warm begrüsst uns die karibische See.

Landgang in Cartagena? Wäre ja mal nett.

12° 21,240’ N 74° 28,601’ W (75ft)

 


 
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