56 Tage:
Hamburg
Antwerpen
Rotterdam
Tilbury
Caucedo
Cartagena
Manzanillo
Panamakanal
Buenaventura
Callao
Valparaiso

Mitte Mai bis Mitte Juli

Ems Trader
 
Tage auf See
 
Route & Orte
 
Vermischtes
 
Einlaufen in Callao (2007-06-13 23:56)
Woche 5 
Zu diesem Text gibt es 4 Fotos Link zu diesem Text

Ich liege angezogen im Bett und warte. Irgendwann heute abend müssten wir in Callao ankommen. Und wir sind zu früh, zirka ein Tag. Damit stellt sich die Frage, ob wir einen Platz an der Kaje bekommen oder ob wir auf Reede liegen müssen.

Bei Dunkelheit und leichtem Nebel kommen wir um 22:50 an der Lotsentonne in Callao an. Kein Lotse.

Das Schiff tuckert mit 6 Knoten weiter, ich bin gespannt. Plötzlich scharfe Kurve nach links. Links? Da ist Reede. Alles klar.

Schiff wird langsamer. Aber irgendwie sieht das nicht nach Ankern aus, dazu bleiben wir zu schnell.

Irgendwann schält sich aus dem Dunst ein kleines Blinklicht. Aufregung auf der Brücke. Die “Aufregung” sieht so aus: der Kapitän und der Dritte geben ihre entspannte Sitzhaltung auf. Der Dritte beginnt schneller hin- und herzulaufen. Beide greifen wiederholt zum Fernrohr.

K: “Is this the pilot?”
3: “Could be a fisherboat.”
K: “Or the pirats.”
3: “No, it is a fisherboat.”

Das Boot hält auf uns zu. Kommt näher. Ok, normal, weil wenn es ein Fischer ist, will er an uns vorbei.

K: “Ask Bosun if he can see something.”

Bosun ist der Bootsmann bzw. der Chef der Mannschaft und steht vorne auf dem Schiff. Sieht vielleicht mehr.

3: “Bosun, can you see what the boat is?”
Bosun: “Could be pilot or piratos.”

Dritter und Kaptiän lachen. Langsam kommt das Boot noch näher.

3: “It is the pilot.”
K: “Dschungle!”

Zwei Lotsen kommen an Bord. Und schon geht es wieder zurück in die Fahrrinne. Zeitgleich ist auch der Grund unserer Extratour an uns vorbei gezogen. Schemenhaft gleitet ein Containerfrachter entfernt an uns vorbei.

Hafeneinfahrt ist entspannte Routine, lediglich das Anliegen ist kniffelig, weil die Kaje rund 80 Meter zu kurz für uns ist. So ragen wir einiges in den Fahrweg. Direkt neben uns, an der Stirnseite unserer Kaje, in gefühlter Greifreichweite liegt ein anderes Schiff. Deren Besatzung ist erstmal rausgelaufen gekommen, als wir uns so nah an sie ranlegten. Nicht dass es einen Blechschaden gibt.

12° 2,102’ S 77° 10,945’ W (12ft)

 
Seetag zwischen Chile und Peru (2007-06-12 17:34)
Woche 5 
Link zu diesem Text

Der Rückweg beginnt mit einem relativ gleichmässig ereignislosem Seetag. Und 36 Stunden sind es noch bis Callao. Da das Schiff ziemlich voll geladen hat, liegt es etwas satter im Meer. Was man kaum merkt, denn die See zeigt sich von ihrer glatten Kinderpoposeite. Kaum nennenswerte Wellen.

Einziges Ereignis heute: meine Furgeson, so habe ich sie getauft, also meine Toilette wollte nicht mehr.

Sie ist eine klasse Sache. Und ungemein befriedigend. Wenn man fertig ist, drückt man einen Schalter. Und Wasser schiesst seitlich hinein, gleichzeitig wird mit Vakuum der Scheiss abgesaugt. Das ergibt ein sattes saugendes Geräusch… und genau das ist sehr befriedigend. Das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben, wird akustisch umgesetzt.

Nunja, sie saugte nicht mehr. Noch mal gedrückt. Doofe Idee. Sie saugt immer noch nicht, dafür steht das Wasser jetzt höher. Gut, dass der Seegang gering ist.

Stuard kommentiert das trocken. “We have only one vacuum system for all toilets, so if one does not work, all don’t work. This will fix the problem very fast.”

Jaaha Meister. Einleuchtende Erklärung. Erst darf und etwas später kann niemand mehr. Da gäbe es schnell eine Meuterei.

Und tatsächlich, etwas später saugte sie wieder.

Beruhigend.


Nachtrag

Eben, einen Tag später, kommt doch tatsächlich ein Crewmitglied vorbei und will die Toilette kontrollieren.

21° 53,597’ S 74° 42,945’ W (193ft)

 


 
 Vorige Seite 
   

2007 | Ein quittengelb-Design